Bodensee-Airport plant den Befreiungsschlag

Die Gesellschafter des chronisch klammen Flughafen Friedrichshafen haben eine Restrukturierung beschlossen. Für Chef Claus-Dieter Wehr ist der Schritt "unumgänglich". Jetzt wurde die nächste Hürde genommen – mit Einschränkungen.

 
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Friedrichshafen. Als nächster großer Anteilseigner hat sich der Gemeinderat Friedrichshafen für die finanzielle Sanierung des Bodensee-Airports ausgesprochen. Allerdings folgten die Räte dem Vorstoß von OB Andreas Brand, anders als die Kreisräte wenige Tage zuvor, nicht einige zusätzliche Millionen Euro drauf zu packen, um die Sanierung konsequenter angehen zu können. Brand meinte, man wolle zunächst "mit aller Gründlichkeit" die Notwendigkeiten prüfen.

Der Kreistag des Bodenseekreises hat als erster Anteilseigner am Flughafen Friedrichshafen den Weg für den Sanierungsplan frei gemacht. Und er will mehr Geld locker machen, als es die Planungen vorsehen.

Mit 26 zu 22 Stimmen gaben die Kreisräte ein Paket über 6,8 Millionen Euro frei. Dieses soll in drei Tranchen bis 2020 ausbezahlt werden. Damit will der Landkreis gut 1,5 Millionen Euro mehr zur Sanierung der Gesellschaft beitragen, als der Sanierungsplan eigentlich vorsieht. Zur Begründung wird angeführt, man wolle so einen "echten Schuldenschnitt" erreichen.

Allerdings ist das Plus an eine Bedingung geknüpft: Die Kreisräte setzen darauf, dass auch die anderen Anteilseigner bereit sind, mehr zu geben.

Beobachter hatten schon länger mit dem Schritt gerechnet. Denn der Bodensee-Airport befindet sich seit Jahren auf finanziellem Kollisionskurs, von den hochfliegenden Plänen mit einer Millionen Passagieren pro Jahr hat man sich längst verabschiedet. Hinzu kamen gleich mehrere Pleiten von Fluglinien wie Intersky und Hamburg Airways. Zugleich trugen bislang die Bemühungen, neue Fluglinien nach Friedrichshafen zu bekommen, keine Früchte – obschon die beiden Hauptgesellschafter Stadt Friedrichshafen und Landkreis Bodenseekreis erst im Juli einen Kredit über jeweils eine Million Euro mit genau diesem Zweck gewährten.

Damit drücken die Betreibergesellschaft Flughafen Friedrichshafen nicht nur Schulden in Höhe von mehr als 20 Millionen Euro unter anderem aufgrund verschiedener Bau- und Sanierungsprojekte. Zusätzlich schrieb man in den Jahren 2015 und 2016 jeweils Verluste von 1,5 Millionen Euro, für das laufende Jahr werden zwei Millionen Euro erwartet.

Flughafen-Chef Claus-Dieter Wehr hat deshalb die Reißleine gezogen: "Nun ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir eine solide wirtschaftlichen Basis für die kommenden Jahre legen müssen. Eine finanzielle Neuausrichtung ist unumgänglich." Dies auch vor dem Hintergrund, dass "bisher zurückgestellte und neue, insbesondere sicherheitsrelevante Investitionen" umzusetzen seien. Wehr gibt den Investitionsbedarf bis 2022 mit 13,2 Millionen Euro an.

Vor diesem Hintergrund hat Wehr mit den Gesellschaftern ein Restrukturierungskonzept erarbeitet. Der Kern: In den kommenden Jahren gewähren die Anteilseigner pro Jahr Kredite über 4,5 Millionen Euro, insgesamt 13,6 Millionen Euro. 6,9 Millionen Euro davon sollen für die Schuldentilgung genutzt werden, um die Zinslast zu senken. 6,7 Millionen Euro sollen als Anteil für die Investitionen genutzt werden. Wehr ist sicher: Den Rest der Summe könne man aus dem laufenden Geschäft finanzieren.

Überhaupt zeichnet der Geschäftsführer Wehr ein relativ solides Bild der Flughafengesellschaft: Seit 2012 lag das operative Betriebsergebnis demnach zwischen 1,7 Millionen und 2,7 Millionen Euro, auch aktuell sei die Kennziffer trotz schwieriger Rahmenbedingungen positiv. Erreicht wurde dies durch Einsparungen und Prozessoptimierungen.

Wehr: "Wir haben bewiesen, dass wir, wenn man Zins-, Tilgungs- und Abschreibungslasten außen vor lässt, aus eigener Kraft ein positives Betriebsergebnis erzielen können. Und das ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit bei Regionalflughäfen."

Ob der Geschäftsführung diese Position überzeugend darlegen kann, wird sich in Kürze zeigen. Denn dem mit den Gesellschaftern abgestimmten Restrukturierungsprogramm müssen noch verschiedene Gremien wie Stadtrat und Kreistag zustimmen. Und da gibt es eine weitere Klausel, die für Diskussionen sorgen könnte: Das Restrukturierungskonzept sieht laut Wehr vor, dass die bis dahin gewährten Darlehen im Jahr 2021 in Eigenkapital gewandelt werden sollen. Der Geschäftsführer sieht das als "Stärkung der Substanz".

Ohnehin gibt sich Wehr zuversichtlich: "Der Flughafen ist ein traditionsreicher, wichtiger Pfeiler der regionalen Verkehrsinfrastruktur und unser Tor zur Welt. Und nicht zuletzt die rund 700 Arbeitsplätze, die direkt mit dem Flughafen verbunden sind, sind jede Anstrengung wert."

Zu den Gesellschaftern des Flughafen Friedrichshafen zählen die Stadt und der Bodenseekreis mit jeweils 39,38 Prozent der Anteile, das Land mit 5,74 Prozent sowie verschiedene Unternehmen mit Anteilen zwischen 3,5 und 4,5 Prozent und die IHK Bodensee-Oberschwaben mit 1,57 Prozent.

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