Die Österreicher kommen!
Die Südwestbank steht vor einem großen Umbruch: Eine Großbank mit Sitz in Wien will die ehemalige Bauernbank übernehmen – und dahinter steht ein schillernder Fonds. Jetzt wurde der Vertrag unterzeichnet.
red
26.05.2017 | 08:30Letztes Update:
19.07.2017 | 08:30
Stuttgart. Die Übernahme der Südwestbank durch die Bawag P.S.K. ist einen Schritt weiter: Wie die Institute mitteilten, wurde der Vertrag zur "vollständigen Übernahme unterzeichnet". Die Stuttgarter würden damit eine "solide Grundlage" erhalten, um den "Ausbau der Geschäftsaktivitäten in Deutschland" voranzutreiben. Bis Ende des Jahres soll die Übernahme im besten Fall abgeschlossen sein, zu Modalitäten und Kaufpreis wurde wie üblich Stillschweigen vereinbart.
Die Nachricht mussten die Mitarbeiter der Südwestbank über den Feiertag Ende Mai erst einmal verdauen: Die Bawag P.S.K. will die Stuttgarter komplett übernehmen. Das gaben beide Institute bekannt, wobei man "über den Verkaufsprozess Stillschweigen vereinbart habe", wie es in einer Mitteilung heißt. Allerdings sollen die Gespräche weit fortgeschritten sein, Kenner sprechen von wenigen Wochen bis zur Vertragsunterzeichnung, die Genehmigung der Aufsichtsbehörden soll bis Ende des Jahres vorliegen. Die Bawag will sich mit dem Schritt "eine solide Grundlage für Wachstum am deutschen Markt eröffnen". Welche Auswirkungen der Schritt auf die Mitarbeiter und Vorstände haben wird, dazu gab es keine Angaben.
Die Südwestbank hat sich in den vergangenen Jahren fit gemacht – war allerdings in ihrem Wachstum beschränkt: Das Geschäftsgebiet der als "Württembergische Landwirtschaftsbank" 1922 gestarteten unabhängigen Privatbank ist Baden-Württemberg. Hier ist man mit 28 Filialen und 650 Mitarbeitern präsent und betreut rund 100.000 Kunden. Dabei steht die Bank mit ihren sieben Milliarden Euro Bilanzsumme und einem Betriebsergebnis von 79 Millionen Euro vor Steuern aber auch im scharfen Wettbewerb mit den anderen genossenschaftlichen Instituten und den Sparkassen um die Kunden vor Ort.
Von Seiten der Vorstände um den Sprecher Wolfgang Kuhn und dessen Kollegen Andreas Mauer und Wolfgang Jung wurden bei der Information der Mitarbeiter dem Vernehmen nach die Chancen durch die Übernahme hervorgehoben: Unter anderem profitiere die Südwestbank durch Bawag P.S.K. bereits getätigten Investitionen in die IT-Infrastruktur und durch einen besseren Zugang zu den Kapitalmärkten. Für die Kunden soll es keine Änderungen geben.
Um die Herausforderungen durch den scharfen Wettbewerb ebenso wie die regulatorischen Anforderungen meistern zu können, haben die Eigentümer der Südwestbank, die Zwillinge Andreas und Thomas Sprüngmann, über ihre Santo Holding vor vier Jahren 400 Millionen Euro in das Eigenkapital der Bank investiert. Das Duo hat das Institut 2004 von der DZ-Bank für einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag übernommen – an Kapital mangelt es den Sprüngmanns nicht, seid sie ihr Unternehmen Hexal an Sandoz verkauft haben.
Nun scheint sich das Engagement auszuzahlen. Mit der in Wien angesiedelten Bawag P.S.K. steht ein solventer Käufer mit einer Bilanzsumme von 40 Milliarden Euro und 2,2 Millionen Privat- und Firmenkunden bereit, die nach eigener Aussage "zu den vier größten und gleichzeitig ertragstärksten beziehungsweise am besten kapitalisierten Banken in Österreich" zählt.
Allerdings kennen die Österreicher auch die Schattenseiten des Geschäfts: Mitte der 2000er Jahre geriet die Bawag selbst in Schieflage und ging 2005 mit der P.S.K. zusammen. 2006 stieg die US-Fondsgesellschaft Cerberus bei dem Institut ein und hält heute 52 Prozent. Man darf gespannt sein, was der "Wächter des Hades" aus der griechischen Mythologie – oder landläufig auch "Höllenhund" – mit der Übernahme der Südwestbank auf dem deutschen Bankenmarkt plant. In Deutschland machte der Fonds bislang vor allem mit Immobiliengeschäften (negative) Schlagzeilen.