Hoffenheims Rasen wird zu Papier

Der Entsorger Pre-Zero hat sich die Namensrechte an dem Stadion gesichert. Hinter dem Unternehmen steht die Schwarz-Gruppe mit Kaufland und Lidl und die hat große Pläne – was in der Recyclingbranche für Aufregung sorgt

 
Foto: Hoffenheim/PreZero
 

Neckarsulm/Sinsheim. Ein Fußballstadion gilt nicht gerade als Hort der Nachhaltigkeit. Mit dem Engagement von Pre-Zero bei Hoffenheim soll sich das zumindest ein Stück weit ändern: Die zwei Tonnen an Rasenschnitt pro Monat sollen zu Papier verarbeitet werden. Auch die Styroporbecher für den Kaffee wurden bereits ersetzt. Doch im Grunde sind das nur Fingerübungen. 

Denn hinter der neu gegründeten Vertriebsmarke Pre-Zero steht die Schwarz Zentrale KG, die wiederum zur Schwarz-Gruppe gehört, deren Hauptmarken Kaufland und Lidl sind. Pre-Zero tummelt sich nun im Entsorgungs- und Recyclinggeschäft – was für die Gruppe nicht wirklich Neuland ist: bereits seit zehn Jahren kümmert sich die KG um die Wertstoffe der eigenen Handelsmarken. 

Das ist der Gruppe allerdings zu wenig. Im vergangenen Jahr wurde die Tönsmeier-Gruppe übernommen und mit rund 500 Millionen Euro Umsatz tummelt sich Pre-Zero damit vom Start weg in der Top Fünf der Recyclingfirmen in Deutschland. Bundesweit bewirtschaftet man 80 Standorte, zudem arbeitet man in Polen und den Niederlanden und kümmert sich um die Wiederverwertung von Papier und Pappe, Sperrmüll, Lebensmitteln und Gewerbeabfällen. 

Mit der Gründung der Vertriebsmarke dokumentiert die Gruppe nun, welches Potenzial sie im Recyclinggeschäft sieht: Gerd Chrzanowski, Vorsitzender der Schwarz Zentrale Dienste, hat die Losung ausgegeben, der Umsatz soll in fünf Jahren um 50 Prozent steigen.

Die Potenziale will man bei Pre-Zero unter anderem mit einer Digitalplattform heben, auf der sich Kunden in Echtzeit Angebote zur Entsorgung erstellen lassen können. Dafür arbeitet das Unternehmen mit knapp 200 regionalen Entsorgungsunternehmen zusammen. Zudem soll ein dreistelliger Millionenbetrag in den Aufbau von Sortierkapazitäten und neue Technologien investiert werden. Das oberste Ziel ist bis 2021 der Aufbau eines eigenen Dualen Systems, um bundesweit Verpackungsmaterial zu lizenzieren. 

Chrzanowski formuliert es so: "Wir wollen sowohl Partner der Kommunen sein als auch kleiner und mittelständischer Entsorgungsunternehmen. Ebenso werden wir Großkunden besondere Angebote machen." Vor allem der letzte Satz lässt die Branche aufhorchen: "Lidl und Kaufland besitzende eine wahnsinnige Einkaufsmacht", warnt der Bundesverband Sekundärstoffe und Entsorgung im "Handelsblatt" vor einer Wettbewerbsverzerrung. Da schwingt die Angst mit, die Gruppe könnte die Lieferanten sanft drängen, die vorgeschriebene Verpackungsentsorgung über Pre-Zero abzuwickeln – Lidl und Kaufland stehen immerhin für ein Lizenzvolumen von 100 Millionen Euro oder ein Zehntel des Verpackungsmarktes.   

Chrzanowski und Pre-Zero ficht die Kritik indes nicht an – für die Vertriebsmarke ist die Namenspatenschaft in Hoffenheim wie der Anstoß zu einer neuen Partie. Und sie soll einen klaren Gewinner haben.

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