Weber Automotive künftig ohne Weber
Das Unternehmen vom Bodensee wagt einen radikalen Umbau: Die Gründerfamilie zieht sich zurück und neue Märkte abseits des Verbrenners werden gesucht – was wiederum die Gründerfamilie fordert
red
21.09.2018 | 11:30
Markdorf. Frank Grunow übernimmt ab Oktober die Geschäftsführung der Weber Automotive, er war zuvor unter anderem bei Federal Mogul. Dafür ziehen sich der bisherige Technikgeschäftsführer Christian Weber sowie der Vorsitzende der Geschäftsführung Daniel Weber zurück. Der 53-jährige Grunow übernimmt beide Positionen in Personalunion und steht dem Vorstand mit Dieter Albers als Interims-Chief-Operating-Officer und Finanzgeschäftsführer Siegfried Schlabschi (der seinerseits erst Anfang des Jahres Martin Dempf nach nicht einmal einem Jahr abgelöst hat) vor.
Damit ist kein Familienmitglied mehr operativ in Verantwortung, aber man bleibt dem 1969 gegründeten Unternehmen eng verbunden: Christian Weber wechselt in die Holding und Daniel Weber in den Beirat des Unternehmens. Immerhin hält die Familie weiterhin 25 Prozent an der Weber Automotive (zusätzlich gehören der Familie die Betriebsimmobilien). 75 Prozent der Anteile liegen laut Zeitungsberichten beim französischen Finanzinvestor Ardian, der 2016 im Zuge der Wachstumsstrategie eingestiegen ist.
Wobei die Personalien allein nicht den Blick nach Markdorf lenken. Vielmehr hat es das Unternehmen innerhalb der vergangenen Jahre vom Familienunternehmen mit Schwerpunkt auf der Produktion von kleinen Verbrennungsmotoren beispielsweise für Freizeitfahrzeuge zum nach eigenen Angaben "weltweiten Technologieführer im Bereich der Komplettbearbeitung von komplexen Antriebskomponenten" mit 1500 Mitarbeitern und drei Fertigungsstandorten geschafft. Ermöglicht wurde dies durch neue Kunden, aber auch Zukäufe beispielsweise der Schaeffler Motorenelemente. Dies führte seit 2013 zur Verdoppelung des Umsatzes auf inzwischen rund 300 Millionen Euro. Wobei laut Bilanzen der Gewinn nicht ganz so konstant wuchs, teilweise gar ins Minus rutschte.
Interessant ist nun die Ankündigung der scheidenden Geschäftsführer im "Südkurier": Man wolle neue Geschäftsfelder abseits der klassischen Verbrennerthemen suchen und finden. Im Fokus sind dabei neben dem – natürlichen – Ziel Elektromobilität auch die Medizintechnik. Zwar gibt es keinen Zeitplan für diese Neuausrichtung. Klar ist aber, wer dabei den Hut aufbehalten wird: Die Aufgabe fällt Daniel Weber und der Holding zu. Der neue Chef Grunow hingegen soll sich ganz dem Tagesgeschäft widmen können. Dort dürfte angesichts des Wachstums der vergangenen Jahre ohnehin ausreichend zu tun sein.
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