Dossier

Das sind die Besten!


1 Das sind die Besten 2018!

Eine Sondermaschine mit Smartphone-Effekt, eine Spritze mit Revolutionspotenzial und 3D-Druck dank Rotation und Hitze – die Preisträger des Innovationspreises sind echte Technik-Leckerbissen! Ein Besuch vor Ort

Foto: Jigal Fichtner für econo

Die Diskussion war wie immer: leidenschaftlich. Leicht machte sich das Preiskomitee des Innovationspreises der Sparkasse Schwarzwald-Baar auch bei der aktuellen Auflage die Sache garantiert nicht. Was ist eine tatsächliche Innovation? Und vor allem: Wer hat am Ende am Markt eine Chance?

Die Professoren der Hochschule Furtwangen, Markus Hoch und Manfred Kühne, hatten zwar in bewährter Art die Einreichungen gesichtet, die Vielversprechenden vor Ort besucht und am Ende eine Vorauswahl getroffen. Doch die Entscheidung über die Preisträger obliegt eben der prominent besetzten Jury. Diskussion hin oder her, am Ende gab es natürlich Preisträger - und zwar alles erste Preise! Econo hat als Medienpartner der Sparkasse die Firmen besucht.

J.G. Weisser: Gut, dass Thorsten Rettich in diese ominöse Schublade geschaut hat. "Die Grundlagen für das neue Verfahren hatten wir uns schon länger gesichert und es schlummerte in der sprichwörtlichen Schublade", schmunzelt der Geschäftsführer des Werkzeugmaschinenherstellers J.G Weisser Söhne. Denn: Im Zuge des keimenden 3D-Druck-Hypes vor einigen Jahren stellte man sich einige Fragen: Soll man einsteigen? Könnten additive Verfahren das Geschäftsmodell gefährden?

Die Antworten darauf fallen nicht leicht. Nichts tun und abwarten war für Rettich aber auch keine Option. Da kam ihm besagte die Schublade in den Sinn.

Prinzipiell ist das darin schlummernde Verfahren nicht neu. Laienhaft ausgedrückt wird ein Metallstück durch Rotation und Druck bis zur Schmelztemperatur erhitzt - und kann dadurch Wulst für Wulst auf ein Trägermaterial aufgetragen werden. Rotation? Druck? Prinzipiell ist das die DNA von J.G. Weisser, deren multifunktionalen Präzisions-Drehmaschinen sogar "Unrund"-Drehen können. Neu an dem Verfahren ist vor allem: Thorsten Rettich setzt es einfach ein.

Damit folgt er einer Familientradition: Die Wurzeln des Unternehmens reichen zurück bis ins Jahr 1800. Am Beginn steht eine Poststation mit Huf- und Wagenschmiede, ab 1856 lässt man das mit der Schmiede sein und wird zum regulären Maschinenhersteller. Die Uhrenindustrie lechzt nach den Maschinen aus St. Georgen. Später dann die Autoindustrie. Und immer wieder setzt Weisser technologische Maßstäbe in Sachen Bearbeitung und Bestückung. Heute mit 500 Mitarbeitern und 120 Millionen Euro Umsatz ist das nicht anders.

Dabei ist das neue Verfahren eine grundlegende Änderung: Bisher sind die Weisser-Drehmaschinen spanabhebend - die neue Maschine fügt Material hinzu. "Für uns ist das ein spannender Prozess", erläutert Rettich: "Wir lernen die Maschine jeden Tag neu kennen." Dazu muss man wissen: Das Team bei J.G. Weisser befindet sich mit dem Verfahren in einem komplett neuen Prozess. Es gibt keine Datenblätter oder ähnliches, in denen man schauen könnte, wie sich welches Material zueinander verhält. Genau deshalb wird das Vorgehen des Teams von vielen Seiten beäugt - schließlich können sich die bisherigen Parameter sehen lassen: Das Verfahren "druckt" schneller als andere und die Gefügestruktur ist bemerkenswert gut. Da kommen andere additive Verfahren nicht mit.

Allerdings fällt selbst dem Laien auf: Das Ergebnis erinnert eher an rüde übereinander gelegte Schweißraupen. Schön ist anders. Rettich ficht das nicht an: "Das Ergebnis ist nicht so fein, aber dafür haben die zerspanende Expertise, um was daraus zu machen." Schwups ist der bisherige Maschinenpark gleich mal auf Zukunft getrimmt. Und wer weiß, was noch in den weiteren Schubladen schlummert.

Stermann Technische Systeme: Eigentlich hätte man bei Stermann Technische Systeme den Auftrag ablehnen müssen. Zu groß. Zu komplex. Keine Erfahrung oder jedenfalls fast keine. Andererseits ist eigentlich keine Option. Und so blickt Johannes Stermann stolz auf ein Maschinenungetüm aus Stanz- und Prägezellen: "Das war unser bislang größtes und anspruchsvollstes Projekt", resümiert der Geschäftsführer.

Doch der Reihe nach. Stermann ist eigentlich im Segment der Spannwerkzeuge eine Macht. Diese Bauteile halten vereinfacht gesagt das Werkstück fest in Position, während es in der Werkzeugmaschinen bearbeitet wird. Das klingt trivial, ist es aber nicht: Rohe Kräfte, starke Vibrationen, minimale Taktzeiten, literweise Schmier- und Kühlstoffe - die Anforderungen in Sachen Präzision und Robustheit sind enorm. Und: "Jedes Spannwerkzeug ist anders und die Anforderungen werden ständig komplexer", so Stermann.

Kein Wunder, dass von den 52 Mitarbeitern zwölf Ingenieure sind und 35 in der Produktion arbeiten. Die Spannwerkzeuge sind im besten Sinne Handwerkskunst!

Doch die Spannwerkzeuge sind eben nur ein (zentraler) Teil einer Maschinen. Deshalb war die Anfrage eines schwäbischen Automobilherstellers eigentlich nichts für Stermann: Die Herstellung eines Bauteils für ein Wandlergetriebe sollte dank neuer Maschine effizienter werden. Johannes Stermann wiegt das Bauteil in den Händen - es hat die Größe eines Tellers und durchaus auch die Anmutung eines metallenen Campinggeschirrs. Im Grunde nichts, was den Laien entzückt schnalzen lässt.

Profis wie Stermann sehen das Bauteil naturgemäß mit anderen Augen: All die Prägungen, die Stanzungen, 30 an der Zahl rundherum und in komplexer Geometrie mit einer Absolutheit in Sachen Präzision. Nichts was man mal so eben nebenbei entwickeln kann. Stermann nahm die Herausforderung an.

Ein Jahr brauchte es an Entwicklungs- und Bauzeit, dann war es vollbracht. Besagtes Maschinenungetüm machte sich auf die Reise zum Kunden. Doch Stermann hat nicht einfach nur eine Maschine gebaut. Wenn man so will ist man in eine neue Dimension vorgestoßen: Es wurden Hürden in Sachen Vibration gemeistert, dank Rekuperation wird Energie gespart, ein Takt dauert 27 Sekunden - zuvor waren es 55! - und die Steuerung ist denkbar einfach.

Denn bislang musste man immer höllisch aufpassen, wenn man an den NC-Achsen von Maschinen Veränderungen beispielsweise bei der Geschwindigkeit vorgenommen hat - alles hängt eben mit allem zusammen. Jetzt genügt das virtuelle Verschieben eines Parameters auf dem Touchscreen durch den Bediener. Den Rest der Synchronisierung der 29 NC-Achsen macht die Steuerung selbst. Die Programmierer des Stermann-Partners Fritz Automation haben dafür wochenlang direkt an der Maschine herum probiert. Stermann: "Jetzt haben wir eine weitere Smartphonisierung in der Automation erreicht." Und das beeindruckt selbst den Laien.

Architektonisch beeindruckend ist übrigens auch der brandneue Erweiterungsbau bei Stermann in St. Georgen. Auf den 280 Quadratmetern wurde Platz geschaffen für den Sondermaschinenbau. "Wir haben weitere Anfragen", gibt sich Stermann entspannt zurückhaltend. Schön was passieren kann, wenn man das Wort eigentlich einfach mal nicht beachtet.

Verapido: Wer Angst vor Spritzen hat, der muss jetzt stark sein. Das Video, das Markus Clemenz anklickt, hat es in sich - es zeigt, wie eine dicke Injektionsnadel direkt in die Haut geschoben wird. Wie sich eine dicke Quaddel mit dem eingespritzten Medikament bildet. Wie die Nadel ein klein wenig heraus gezogen wird. Wie sie in der Haut an eine andere Stelle geschoben wird. Wie sich erneut eine Quaddel bildet. Wie sich... Genug der Folter. Clemenz: "Das ist aktuell der medizinische Standard."

Clemenz will den Vorgang dieser laut Fachjargon intradermalen Injektion mit seiner Verapido Medical, wie er es ausdrückt, verbessern. Der Laie meint: radikal verändern. Und vielleicht revolutioniert die Neuerung den generellen Umgang mit Impfungen! Doch dazu später mehr.

Verapido ist eine Ausgründung der Hahn-Schickard-Gesellschaft. Wenn man so will wurde die Technologie hinter dem Injektionsgerät im Institut erfunden. Clemenz gelang es einen vielversprechenden Markt zu identifizieren, aus der Technologie ein Medizinprodukt zu entwickeln, dieses CE-zuzulassen und in Verkehr zu bringen. Nun gibt es noch eine Aufgabe: Aus dem Gerät eine Erfolgsgeschichte machen... Die Chancen stehen gut: Der Geschäftsführer hat an der Charité in Berlin Humanmedizin studiert, dann im Institut für Pharmakologie promoviert, dort als Postdoc gearbeitet und schließlich unterschiedliche Investoren in Sachen Medtech- und Biotech-Unternehmen beraten. Seit sechs Jahren ist er bei Hahn-Schickard "an Bord", wie er sagt.

Doch was ist jetzt die Besonderheit des "Dermajects"? Ganz einfach: Keine eingangs beschriebene Frickelei mehr. Clemenz: "Bislang hängt es vom Können des Arztes ab, ob das Medikament in die richtige Tiefe unter die Haut gespritzt wird." Doch genau das ist für die Wirksamkeit essentiell! Mit dem Injektor wird der Vorgang problemlos: Die Spritze wird an das kleine Gerät gesteckt, das Gerät wird auf die Haut gesetzt, entriegelt (Fachleute schnalzen ob der Technologie dahinter mit der Zunge!) und die ultrafeine Kanüle - 0,3 Millimeter Außendurchmesser - heraus geschoben. Der Einstich geschieht immer exakt im zehn Grad Winkel, die Eindringtiefe beträgt 0,8 Millimeter, beides Idealwerte.

Gerade bei Krebspatienten, die therapeutische Krebsimpfungen in die Haut injiziert bekommen, könnte das neue Verfahren Erleichterung bringen. Clemenz: "Aber generell wäre es bei vielen Impfungen besser, wenn sie direkt und oberflächlich in die Haut gespritzt werden, anstatt wie heute tief und schmerzhaft in den Muskel." Doch soweit ist es noch nicht. Aktuell bereitet der Geschäftsführer weitere klinische Studien vor, führt Gespräche mit Pharmafirmen. Die Marktchancen sind da - und wenn Clemenz einem nebenbei mögliche weltweite Umsätze vorrechnet (oder wie er es ausdrückt: "das große Potenzial"), wird einem schwummrig. Ganz ohne Anblick einer Spritze.

2 "Die Zulieferer treiben den digitalen Wandel voran"

Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Schwarzwald-Baar, Arendt Gruben, über die Veränderungen beim Innovationspreis des Instituts und die Chancen des notwendigen Strukturwandels

Foto: Jigal Fichtner für econo

Die Ausschreibung des Innovationspreises geht in eine neue Runde. Wie sind die ersten Rückmeldungen?

Arendt Gruben:
Die Anforderungen der Bewerbungsunterlagen sind bereits auf einem guten Niveau. Wir gehen Stand jetzt daher davon aus, dass wir auch nach Bewerbungsende am 31. Juli wieder die Qual der Wahl haben werden. Das ist letztlich auch das Ziel unseres Wettbewerbs, so viel wie möglich qualitativ hochwertige Einreichungen zu bekommen.

Wenn Sie ein Resümee der vergangenen Jahre ziehen: Wie hat sich die Qualität der Einreichungen im Bezug auf Innovationsgrad oder ähnliches verändert?

Gruben:
Die Qualität der Einreichungen war seit der Einführung des Innovationspreises im Jahr 1996 stets auf sehr hohem Niveau. Dabei waren die Schwerpunkte bei den Innovationen von Wettbewerb zu Wettbewerb sehr unterschiedlich. Wir sind überzeugt, dass wir auch in der 20. Auflage des Innovationspreises wieder von der Vielfältigkeit der Innovationen und vor allem auch der Einreicher überrascht sein werden.

Auffallend ist: Die ausgezeichneten Innovationen stammen nahezu komplett aus dem traditionellen Produkt- und Produktionsbereich. Anwendungen rund um die Digitalisierung sind äußerst rar...

Gruben:
Das wird sich aus meiner Sicht zukünftig ändern. Insbesondere die vielen Zulieferer in unserer Region werden sich auf den digitalen Wandel einstellen, den ihre Kunden bereits heute massiv vorantreiben. Das werden wir nach meiner Prognose letztendlich auch bei den Bewerbungen zum Innovationspreis sehen.

Auch bei den Unternehmensgründungen hat die Region in diesem Bereich Defizite. Verliert der "ländliche Raum" den Anschluss an die neuen Technologien?

Gruben:
Ich glaube, das Gegenteil ist der Fall. Entscheidend ist der Ausbau des schnellen Internets. Mit diesem gewinnt der ländliche Raum unglaublich an Attraktivität. Es wird zukünftig immer weniger entscheidend sein ob ich mich im ländlichen Raum oder in Ballungsräumen ansiedle, so lange nur der Anschluss passt. Beim Ausbau des schnellen Internets ist der Schwarzwald-Baar-Kreis mit dem eigens gegründeten Zweckverband Breitbandversorgung absoluter Vorreiter.

Mit Verlaub: Im Gegensatz zu vielen Experten klingt Ihre Einschätzung zu den Auswirkungen des digitalen Wandels sehr optimistisch.

Gruben:
Grundsätzlich bin ich sicher, dass uns allen etwas mehr Optimismus gut tun würde. Ja, immer größere neue Herausforderungen kommen aus allen Ecken dieser Welt in einem immer schnelleren Tempo auf uns zu. Viele Menschen haben Angst, überfordert zu sein. Aber wir haben eine überaus starke Region, die rückblickend schon viele gravierende Einschnitte, wie beispielsweise den großen Strukturwandel in der Kommunikations-elektronik, hervorragend gemeistert hat. Letztendlich sind wir aus allen vergangenen großen Umbrüchen stärker herausgekommen, als wir hineingegangen sind.

Die Vergabe des Innovationspreises im Rahmen einer Abendveranstaltung in der Schalterhalle der Hauptstelle hat sich zum Treffpunkt des Mittelstands entwickelt. Planen Sie bei dem Prozedere Veränderungen?

Gruben:
Die Preisübergabe, die wir 2010 erstmals in dieser Form durchgeführt haben, hat sich in den vergangenen Jahren bewährt und bildet den würdigen Rahmen für die Preisträger mit ihren innovativen Produkten.

Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Gruben!



3 Das sind die Besten 2016!

Ein digitaler Montagearbeitsplatz, Siebdruck-Heizelemente, LED-Reflektoren, eine technische Teilereinigung oder das Laden von Akkus: Der Innovationspreis der Sparkasse Schwarzwald-Baar zeigt wieder feines Technologie-Gespür.

Foto: Jigal Fichtner für econo

Die Diskussion war wie immer: leidenschaftlich. Leicht machte sich das Preiskomitee des Innovationspreises der Sparkasse Schwarzwald-Baar auch bei der 18. Auflage die Sache garantiert nicht. Was ist eine tatsächliche Innovation? Und vor allem: Wer hat am Ende am Markt eine Chance?

Die Professoren der Hochschule Furtwangen, Markus Hoch und Manfred Kühne, hatten zwar in bewährter Art die Einreichungen gesichtet, die Vielversprechenden vor Ort besucht und am Ende eine Vorauswahl getroffen. Doch die Entscheidung über die Preisträger obliegt eben der prominent besetzten Jury. Diskussion hin oder her, am Ende gab es natürlich Preisträger. Econo hat die Firmen besucht.

Bedrunka+Hirth. Der Zusammenbau der Lokomotive von Lego-Duplo ist eine echte Herausforderung. Die einzelnen Bauteile haben Ecken, Kanten und runde Formen. Damit muss man erst einmal zurechtkommen - wenn man ein Computer ist. "Man mag es kaum glauben, aber für die Bild­erkennung ist das eine echte ­Hürde", erläutert Ludwig Kellner, ­Geschäftsführer von Bedrunka+ Hirth.

Doch auf die exakte Bilderkennung kommt es eben an! Das Unternehmen aus Bräunlingen hat einen Montagearbeitsplatz entwickelt, der 1A die Chance der Digitalisierung symbolisiert: Das in Kooperation mit dem KIT in Karlsruhe und dem IT-Spezialisten Optimum entwickelte System leitet den Mitarbeiter, damit der die richtigen Teile in der richtigen Reihenfolge zusammenfügt - bei einer Duplo-Lok ist das wenig aufregend, bei Dutzenden Varianten einer Blende für Geschirrspüler schon eher und bei Hunderten Nieten in der Luftfahrt erst recht. Sogar eine Dokumentation ist möglich, damit Reklamationen entsprechend bearbeitet werden können. Und die Projektion von detallierten Informationen auf die Arbeitsfläche ist ebenso realisierbar.

Der Nutzen? Kellner: "Jeder Unternehmer weiß, wie lange ein Mitarbeiter in der Montage eingelernt werden muss. Wenn da jemand ausfällt, ist guter Rat teuer." Doch warum lässt sich ein auf Betriebseinrichtungen spezialisierter Mittelständler auf derlei IT-Gedöns ein? Kellner hat sich das selbst mehrfach gefragt. Seine Antwort ist eine Frage des Überlebens: "Blechteile präzise biegen können andere auch. Also müssen wir mehr können." Und in Sachen Mehr und Digitalisierung hat Kellner noch einiges auf Lager.

Bader. Siebdruck kennt jeder - nicht erst seit Andy Warhol oder T-Shirts mit altklugen Sprüchen drauf. Tagtäglich hat man es beispielsweise mit Bedienelementen zu tun, deren Oberflächen mit Siebdruck gestaltet wurden. Markus Bader hat es mit seinem Unternehmen nun geschafft, variable Heizelemente mittels leitfähiger Farbe per Siebdruck auf unterschiedliche Materialien drucken zu können. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig, vom Automobilbereich bis zu Bekleidung. Aktuell will Bader die Technik massentauglich aufbauen.

Hess Licht + Form. Der weiße Kasten zu Füßen von Marco Walz und Jürgen Duffner bietet optisch wenig Reiz. Eine längliche Kiste mit Glasabdeckung halt, eine Evolution in der Beleuchtungstechnik mag der Laie nicht zu erkennen. Auch als Marketingleiter und Vertriebsleiter Deutschland von Hess Licht + Form Stecker und Dose verbinden, macht's beim Betrachter nicht klick. Aus dem weißen Kasten kommt eben Licht, und?

Dazu muss man wissen: Die Beleuchtung der Außenwände von Gebäuden erfolgt aktuell ziemlich willkürlich. Am Fuß des Baus wird ein Strahler in den Boden eingelassen, der leuchtet steil nach oben. Das war's. Ob und wie er die Fassade ausleuchtet, kann man, laienhaft ausgedrückt, kaum beinflussen.

In dem weißen Kasten zu Füßen von Walz und Duffner ist nun ein neuartiges Reflektorsystem in Verbindung mit LED-Technik verbaut. "Accadia" heißt die Baureihe bei Hess. "Über den Reflektor können wir erstmals ganz genau bestimmen, von wo bis wo ein Gebäude beleuchtet werden soll", erläutert Vertriebsleiter Duffner. Lichtverschmutzung ist damit kein Thema mehr, zudem lassen sich klarere Akzente in der Architektur­beleuchtung setzen.

Hess hat sich in den vergangenen Jahren technologisch immer wieder an die Spitze der Branche gesetzt. Nach den Turbulenzen verfolgt die jetzt zur Nordeon-Gruppe gehörende GmbH mit 150 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund 25 Millionen Euro erneut ehrgeizige Technik-Ziele. Man spielt wieder mit in der ersten Liga der Beleuchtungsspezialisten. Um das zu unterstreichen, gibt es die Reflektoren der "Accadia" übrigens auch mit Gold bedampft. Die Araber lieben diesen Lichtschimmer.

HMT - Häseler Metall Technik. Für eine Zeitreise muss man bei HMT in St. Georgen nur einige Treppenstufen gehen. Diese wenigen Meter aber trennen Welten: Bei dem Metallspezialisten lässt sich die Evolution der technischen Reinigung von Metallteilen wunderbar studieren. Unten die Anlage, die den Stand der Technik spiegelt, die wettbewerbsfähig arbeitet und heutigen Anforderungen bestens genügt. Im Stockwerk darüber arbeitet die Zukunft dieser Technologie. Hier herrschen teils strenge Reinraumbedingungen, etwas Moderneres gibt es nirgends. "In diese Anlage sind 15 Jahre Erfahrung eingeflossen", erläutert Dominik Falk, Geschäftsbereichsleiter Oberflächentechnik den 3,8-Millionen-Euro-Invest.

Wofür aber der Aufwand? "Es werden immer mehr hochreine Teile benötigt", sagt Geschäftsführerin Pia Neininger. Diese Teile sind zumeist Stanzteile, die entsprechend verschmutzt aus der Fertigung kommen. Abwischen und gut ist's? In Motoren, der Elektromobilität oder Medizintechnik ist sauber längst nicht mehr rein genug. Neininger: "Auch feinste Partikel bereiten in modernen Motoren Probleme." Mit der neuen Anlage erhöht die aus der Dual hervorgegangene HMT mit 245 Mitarbeitern die Reinigungskapazitäten auf 90 Millionen Teile pro Jahr - und setzt Maßstäbe in der Branche.

IBR Ingenieurbüro Rehm. Im Büro von Markus Rehm schaut es aus, wie man es sich bei einem Experten für Elektronik vorstellt: Kabel neben Leiterplatten, Lötkolben neben Messgeräten. Und doch ist es schwierig, die Innovation des IBR Ingenieurbüros Rehm praktisch darzustellen. Elektrische Energie, zumal deren Übertragung, sieht man nun einmal nicht. Das ist schade, denn Rehm hat im Prinzip die Revolution für das Laden von Akkus in der Hand.

Bislang gibt es dafür zwei Möglich­keiten, egal ob Smartphone oder Elektroauto: entweder Kabel, das erfordert gewisse Umstände. Oder per Induktion, auch das erfordert gewisse Umstände, da für das optimale Laden der Akku exakt auf der Schleife liegen muss. Rehm hat nun "intelligente Komponenten" entwickelt, die je nach Abstand von Ladeeinrichtung und Akku immer die optimale Energieübertragung durch eine Änderung der Frequenz ermöglichen. Viele Probleme mit heutiger Ladeinfrastruktur ließen sich damit beheben - wenn IBR die Technologie entsprechend am Markt positionieren kann.

4 Der Abend der Besten 2016

Der Innovationspreis der Sparkasse Schwarzwald-Baar ist vergeben. Doch am Ende redeten alle über das Wetter.

Foto: Stefan Pranjic für econo

Schweres Thema, leicht verpackt: Mit Verve und Witz nahm der Metoreologe, Fernseh-Moderator und Autor Sven Plöger die Gäste der Verleihung des dotierten Innovationspreises der Sparkasse Schwarzwald-Baar mit auf eine Reise zu Wetter, Klima und Wirtschaft, deren fundamentalem Unterschied und natürlich dem Klimawandel. Sein Fazit: "Der ist eine Art Frühwarnsystem unseres Planeten. Es ist doch nett, dass er uns solche Hinweise gibt."

Allerdings müssten die Menschen diese Hinweise eben auch ernst nehmen, bevor die Folgen existenzbedrohend werden würden. Das bot gerade in der pointierten Art des Vortrags reichlich Gesprächsstoff für die gut 150 Teilnehmer in der Hauptstelle der Sparkasse.

Wobei, Wetter hin oder her, die diesjährigen Preisträger im Mittelpunkt des Abends standen: Bedrunka + Hirth Gerätebau und Hess Form + Licht wurden von der Jury erste Preise zuerkannt sowie der HMT Häseler Metall Technik ein zweiter. Die Bader Technischer Siebdruck sowie das Ingenieurbüro Rehm erhielten Anerkennungspreise.

Für Arendt Gruben, Vorstand der Sparkasse Schwarzwald-Baar ist der Preis "wie ein Schaufenster, in dem wir auf die innovativen Unternehmen einen großen Scheinwerfer richten können". Wobei die Prämierten im Vorfeld der Bewerbung von den Professoren Manfred Kühne und Markus Hoch auf den Gehalt hin abgeklopft wurden: "Technologisch ist alles auf hohem Niveau, da stecken große Potenziale drin." Der Innovationspreis ist damit auch eine Art Frühwarnsystem.

5 Das sind die Besten 2014!

Fela, Kendrion Donaueschingen/Engelswies und Graf FMT erhalten den Innovationspreis der Sparkasse Schwarzwald-Baar. Ein Besuch bei den Preisträgern.

Foto: Jigal Fichtner für econo

Die Diskussion innerhalb des Preiskomitees des Innovationspreises der Sparkasse Schwarzwald-Baar war heuer intensiv wie selten zuvor. Wie soll man Preisträger fest­legen, wenn die Bewerteten in einem objektiv erarbeiteten Ranking nur wenige Kommastellen auseinanderliegen?

Sieben Unternehmen hatten es aus den rund 20 Einreichungen in die engere Bewertung geschafft. Markus Hoch und Manfred Kühne, Professoren an der Hochschule Furtwangen, bewerteten bei Vor-Ort-Terminen die Firmen nach Maßgaben wie Innovationsgrad, Finanzierung oder auch Marketing. All das floss in das gewohnt aussagekräftige Punktesystem ein. Für das hochkarätig mit Vertretern der Handwerkskammer Konstanz und der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg unter Vorsitz von Arendt Gruben, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Schwarzwald-Baar, besetzte Preiskomitee war das Punktesystem Auslöser für die Diskussion. Am Ende fällte das Gremium ein salomonisches Urteil: Die Unternehmen Kendrion Donaueschingen/Engelswies und Fela kamen auf den ersten Platz, Graf erhielt den zweiten.

Fela. Unscheinbar schaut das Bauteil aus. Lang wie ein Unterarm, bestückt mit kleinen Linsen und an mehreren Stellen gebogen liegt es vor Norbert Krütt. Der umtriebige Rheinländer ist Geschäftsführer von Fela, einem Leiterplattenhersteller aus VS-Schwenningen. "Wir haben mit Felam Q-Flex gleich mehrere Probleme gelöst", betont Krütt. Man könnte es auch so ausdrücken: Fela kann mit dem System die LED-Beleuchtung revolutionieren.

Denn bislang werden die LEDs auf eine Leiterplatte aufgebracht, darauf kommt eine aufwendig hergestellte Optik, um den gewünschten Abstrahlwinkel zu erreichen. Und dann muss noch das Problem der hohen Wärmeleistung der LEDs gelöst werden. "Hier kam uns unsere Erfahrung mit Leiterplatten zugute", erläutert Eberhard Heiser, Geschäftsbereichsleiter Felam Thermoline. Denn Fela macht nicht nur aus dem üblichen Kunststoff eine Leiterplatte, sondern auch aus Alu- oder Kupferplatten.

Für das neue System muss man die eben nur entsprechend designen, die LEDs einsetzen und ausschneiden. Anschließend werden einzelne Bereiche in einem zuvor berechneten Winkel aufgebogen, die Leiterplatte kommt in die dritte Dimension. Darauf wird noch eine billige Einheitslinse befestigt. Das war's. Krütt: "Durch das Metall haben wir das Wärmeproblem gelöst und das Aufbiegen ersetzt teure Linsensysteme." Selbst Einzelanfertigungen sind so möglich, erste Strahler werfen mit dem System bereits Licht.

Fela ist mit 170 Mitarbeitern und 25,4 Millionen Euro Umsatz die Nummer fünf in der Branche. Das Familienunternehmen gilt aber als technologiestark. So hat man ein hochwertiges Glas-Eingabesystem entwickelt, das auch in medizinischem Gerät zum Einsatz kommt. Und die nächsten Innovationen stehen schon in den Startlöchern: "Doch darüber sprechen wir noch nicht", schmunzelt Krütt.

Kendrion Donaueschingen/Engelswies. Wie stellt man etwas dar, das man mit bloßem Auge kaum erkennen kann? Gerald Puchner greift zum Stift. Am Whiteboard skizziert der Entwicklungsleiter geübt in technischer Manier ein Höchstspannung-Leistungssystem. "Wenn es hier einen Kurzschluss gibt, muss möglichst schnell abgeschaltet werden", erläutert der Ingenieur.

Wobei das "möglichst schnell" der entscheidende Satzteil in Puchners Aussage ist. Bislang galten dreieinhalb Millisekunden als Norm für die Auslösezeit. Sprich: ein kleiner Elek­tromagnet mit einem Aktor löst den Abschaltvorgang durch mannsgroße Bauteile und armdicke Federn aus. Da die Volatilität in den Stromnetzen zunimmt, wurde die Norm verkürzt. Puchner: "Jetzt gilt eine Millisekunde als Auslösezeit."

Doch wofür der Aufwand? "Das Bauteil zur Auslösung des Vorgangs ist die einzige Möglichkeit, um den Vorgang überhaupt, wie es notwendig ist, zu beschleunigen", so der Entwicklungsleiter. Doch bislang gab es kein Bauteil, das die Vorgaben erfüllen konnte. Schon allein, weil eigentlich die Physik dem entgegensteht. Doch die Industrial Magnetic Systems-Tochter der holländischen Kendrion-Gruppe (2700 Mitarbeiter, 400 Millionen Euro Umsatz) hat sich auf industrielle Lösungen mit Magneten spezialisiert.

Mit 350 Mitarbeitern entwickelt und produziert die Kendrion Donau­eschingen Hochleistungsmagnete, die als Fahrstuhlbremsen ebenso zum Einsatz kommen wie in Hy­draulik-Ventilen. 45 Millionen Euro werden damit umgesetzt. Markus Rekla aus dem Kendrion-Team war der Richtige für die Aufgabe, einen Magneten mit extrem hoher Stellgeschwindigkeit zu entwickeln. Ein Gespräch mit ihm entführt in vergangene Zeiten eines Physik-Leistungskurses, in dem Anzugs-Verzugszeiten und Lorentz-Kräfte ein Rolle spielen. Kurzum: Rekla hat einen Weg gefunden.

In einer Millisekunde schießt der kleine Stößel im Bauteil um 3,5 Millimeter nach außen. Nur kann sich das kein Mensch vorstellen, mit dem bloßen Auge erkennen sowieso nicht. Deshalb hat man bei Kendrion eine Apparatur gebaut, in deren zwei Röhren je ein altes und ein neues Bauteil Golfbälle in die Höhe katapultieren. Für Puchner ein eindrucksvolles wie wichtiges Marketing-Instrument: "Wir haben weitere Anwendungen im Blick."

Graf FMT. Wer den Produk­tionsbereich der Brüder Joachim und Jürgen Graf in Bad Dürrheim-Oberbaldingen betritt, erlebt einen kleinen Zeitsprung. In der Luft liegt ein Hauch von Schmiermittel, der Maschinenpark trägt das charakteristische Grün der 1960er- Jahre. Der Anbau an das Gasthaus "Rössle" ist kein Vergleich zu den eher sterilen Hallen moderner CNC-Fertigung - obschon er es in Sachen Sauberkeit damit aufnehmen kann. Auf dem Industrieparkett glänzt kein Tropfen Öl.

Das Ambiente passt zu den Brüdern. Beides echte Tüftler, aber keine Spinner. Den Maschinenpark haben sie in Eigenregie und mit Liebe zum Detail für ihre Zwecke aufgerüstet. "Jetzt sind wir in der Lage, hochpräzise Titan-Zahnräder herzustellen", sagt Jürgen Graf. Diese Zahnräder, die aus der Maschine in ein Küchensieb fallen, sind die entscheidenden Bauteile der Innovation. Wobei die Grafs sich einer besonderen Herausforderung gestellt haben: Sie verbesserten eine bestehende Technologie. Joachim Graf: "Bereits 1993 hat unser Vater eine Manschette zur Kanalsanierung aus Edelstahl entwickelt."

Das im Umfang veränderbare Stahlteil hat die grabenlose Reparatur revolu­tioniert, namhafte Firmen setzen das System ein - bis zu 15?000 Stück sind in der Fertigung hinterm "Rössle" pro Jahr entstanden. Zwei Jahre tüftelten die Brüder, um das Produkt zu verbessern. "Eine Initialzündung gab es nicht, wir haben uns Stück für Stück an die Lösung herangearbeitet", erläutern die Grafs. Die Verbesserung gegenüber dem Vorgänger ist selbst für den Laien klar durch zwei zusätzliche Zahnräder zu erkennen: Nun liegen je zwei rechts und links neben einer Zahnstange, die den Umfang der Edelstahlröhre weitet. Joachim Graf: "Das neue System hält viel höheren Kräften stand."

Zudem haben sie die Geometrie der Röhre verändert, um auch bei versetzten Kanälen das System einsetzen zu können. Und sie haben das kleine Wägelchen verbessert, mit dem die Manschette in den Kanal eingebracht wird. "Man darf das nicht unterschätzen! Der Geradeauslauf ist hier entscheidend", betont Jürgen Graf. So spricht ein wahrer Tüftler.

6 Der Abend der Besten 2014

Der Innovationspreis der Sparkasse Schwarzwald-Baar ist vergeben. Für die richtige Prise Weitsicht sorgte dabei der Astronaut Ulf Merbold.

Foto: Michael Kienzler

Was geht einem Astronauten kurz vor dem Start durch den Kopf? "Hoffentlich ist der Rest der Technik besser als die Auf­züge zur Raketenspitze?..." Und was geht einem Astronauten beim Schweben über den Erdball durch den Kopf? "Man sieht keine Grenzen, die in den menschlichen Karten doch so groß eingezeichnet sind."

Mit einer wohlgesetzten Mischung aus Humor und Nachdenklichkeit bot der Wissenschaftler Ulf Merbold den richtigen Rahmen bei der Verleihung des Innovationspreises der Sparkasse Schwarzwald-Baar. Ganz im Sinne des Vorstands­vorsitzenden Arendt Gruben: "Wissenschaft leicht gemacht!"

Der Satz galt auch für die Laudatoren der Preisträger, die Professoren Manfred Kühne und Markus Hoch von der Hochschule Furtwangen. Beide hatten im Vorfeld die Anwärter für den Innovationspreis besucht, bevor die Jury ihr Urteil fällte. Wobei es heuer eine besondere Herausforderung war: "Die Preisträger waren von der Punktzahl her sehr nahe beeinander, obwohl ihre Technologien sehr unterschiedlich waren", resümierte Kühne, der jeden Preis­träger vorstellte.

Am Ende landeten die Firmen Fela und Kendrion Donaueschingen/Engelswies beide auf dem ersten und Graf FMT auf dem zweiten Platz. Der Malerbetrieb Würstl erhielt einen Sonderpreis der Jury. Damit hat der Preis für den Vorstandschef der Sparkasse, Gruben, seinen Zweck wieder erfüllt: "Er soll ein Schaufenster sein und ­allen zeigen, welche Tatkraftund Innovationskraft in der Re­gion steckt."

Ob dies auch vom All aus zu bewundern ist, blieb indes ungeklärt. Dafür gab der dreimalige All-Erkunder Ulf Merbold launige Einblicke ins Astronautenleben und den Sinn wissenschaftlicher Experimente in der Schwerelosigkeit. Für den 72-Jährigen eine Herzensangelegenheit: "Sie waren schließlich alle daran beteiligt, als Steuerzahler!" Für die gut 150 geladenen Gäste eine wunderbare Grundlage für die abschließenden Gespräche im Sparkassen-Foyer.

7 Das sind die Besten 2012!

IMS Gear, STS-Systec und WS Engineering erhalten den Innovationspreis der Sparkasse Schwarzwald-Baar. Ein Besuch bei den Preisträgern.

Foto: Jigal Fichtner für econo

Schon die Wahl des Tages der Sitzung des Preiskomitees hatte Flair. Genau 135 Jahre nach Beginn des Telefonzeit­alters in Deutschland traf sich das Gremium, um die eine Frage zu beantworten: Wer erhält heuer den Innovationspreis der Sparkasse Schwarzwald-Baar? Die Antwort fiel nicht leicht. Immerhin gab es 2012 mit 22 Einreichungen eine satte Beteiligung, 14 Unternehmen wurden von den Professoren Markus Hoch und Manfred Kühne besucht und nach Maßgaben wie Innovation, Finanzierung oder auch Marketing bewertet.

Daraus ergab sich ein aussagekräftiges Punktesystem. Für das hochkarätig besetzte Preiskomitee unter Leitung des Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Schwarzwald-Baar, Arendt Gruben, war das ein wichtiger Anhaltspunkt. Aber eben nur einer. Und so entspann sich wieder eine muntere Diskussion: Wer sind die Besten?

Am Ende stand fest: In alphabetischer ­Reihenfolge sind es IMS Gear, STS-Systec und WS Engineering. Dieses Trio hat in Sachen Innovationsfähigkeit bislang alles richtig gemacht. Chapeau! ­Econo hat als Medienpartner des Innovationspreises die Prämierten besucht.

IMS Gear. Bei dieser technischen Herausforderung zählt das Feingefühl. Natürlich müssen die Einzelteile klein sein, hochbelastbar dazu. Und günstig. Doch vor allem muss die Baugruppe zur Sitzlängenverstellung dem menschlichen Gehör und dem "Popometer" schmeicheln. "Beide sind äußerst empfindlich. Deshalb darf nichts ruckeln, es muss aber auch irgendwie wertig klingen", erläutert Wolfram Hofschulte, Mitglied der IMS Gear-Geschäftsführung und verantwortlich für die Getriebe.

Das Bauteil auf dem dunklen Besprechungstisch sieht nicht so aus, als könne es "Popometer" bestechen. Eine Gewindestange, dünn wie ein kleiner Finger, an beiden Enden Aufhängungen. Auf der Spindel sitzt ein U-förmiges Bauteil, in dessen Innern sich unter anderem eine Schnecke dreht. Wird die Schnecke über eine Welle von einem Elektromotor angetrieben, bewegt sich das Bauteil auf der Gewinde­stange vor und zurück, mit ihr der Sitz. Das war's.

"Bis zu 20 Millionen Stück werden wir in 2012 bauen", so IMS-Gear-Geschäftsführer Bernd Schilling. Und alle namhaften Automobilhersteller weltweit verbauen die Baugruppe, in den Sitzschienen verborgen. Ein Gutteil der geplanten Umsatzsteigerung um 50 Millionen Euro auf 300 Millionen soll das Bauteil bringen. "Wir haben es geschafft und setzen bei Sitzlängenverstellungen damit den Standard", so Schilling.

Der Weg dorthin war langwierig. Schon Anfang der 1990er-Jahre baute IMS Gear für den Audi 100 elektrische Sitzantriebe. Hofschulte: "Das war noch echter Maschinenbau." Das entsprechende Bauteil auf dem Besprechungstisch hat mit der aktuellen Serie nur die Gewindestange gemein - und die war um einiges dicker. Für das menschliche Empfinden war das Bauteil jedenfalls brachial. Heute stellt der Verzahnungsspezialist IMS Gear die Baugruppen im eigenen Akustikraum auf den Prüfstand. Denn Gehör und "Popometer" wollen eben geschmeichelt werden.

STS-Systec. Wer zu Stefan Schröder möchte, der benötigt zuerst einen starken Arm. Zwei große Stahltüren gilt es im Innovationspark in VS-Schwenningen zu öffnen, bis man dem ­Geschäftsführer der STS-Systec gegenübersteht. Sauber und aufgeräumt ist der Werkstattbereich, Fußboden und Wände aus hölzernen Platten sorgen für optische Wärme. Beste Voraussetzungen also für eine Gründerstory mit Effet.

Denn was Schröder auf dem blauen Rolltisch vor sich stehen hat, ist so etwas wie der wahr gewordene Traum vieler Branchen: "Mit dieser Gewindeformeinheit lässt sich der Prozess kostengünstiger und effizienter durchführen", erläutert der Erfinder. Was bislang mittels Pressen recht langsam mit 40 Gewinden pro Minute und ohne Prüfung der Werkzeuge auf Bruch oder Verschleiß vonstattengeht, wird durch die STS-Technik revolutioniert. 150 Gewinde pro Minute sind möglich, Abweichungen erkennt das System über die Stromaufnahme des externen Servomotors. Schröder: "Egal wo ich die Technik vorstelle, alle sind angetan."

Doch an dieser Stelle beginnen die Probleme des Start-up-Unternehmers. Denn welcher Konzern, welcher Automobilzulieferer holt sich das System eines Jungunternehmens ins Haus? Wer weiß schließlich, wie lange es die ­Firma noch gibt? Eben. STS-Chef Schröder hat sich deshalb einen Partner geholt. Der Normalienhersteller Fibro gibt dem Gründer Schub und den Kunden Sicherheit. "Die Entscheidung für die Kooperation fiel in kurzer Zeit", erklärt Schröder. Zehn Gewindeformeinheiten will der Maschinenbautechniker in 2013 verkaufen, mindestens. Die Kraft dafür hat er jetzt.

WS Engineering. Über die Wendeltreppe geht es im Gebäude der Wieländer+Schill-Gruppe in VS-Schwenningen ein Stockwerk tiefer, in den Keller. Doch sprichwörtlich unterirdisch ist das Reich von Klaus Reitzig deshalb nicht. Im Gegenteil. In dem hellen Raum mit den Montagearbeitsplätzen und den gelben Sortierboxen an der Wand ist alles bereit. "Wir starten jetzt voll mit der Serienproduktion", sagt der Entwicklungsleiter der WS Engineering.

Die Wortkonstrukte "modulares Werkzeugsystem zur Erzeugung hoher Kräfte" oder "XPress 800" können dabei nur rudimentär wiedergeben, was bei der WS Engineering in den vergangenen anderthalb Jahren entwickelt wurde: Das handliche Basisgerät mit den unterschiedlichen Anbauwerkzeugen hat das Zeug zum Standard in Reparaturwerkstätten. "Wir bieten eine Lösung für unterschiedliche Vernietungstechniken", so Geschäftsführer Norbert Lay.

Denn das Nieten ist bei den Autoherstellern schwer in Mode. Vereinfacht gesagt ist Spritsparen bestens durch Leichtbau möglich, nur lassen sich diese Ma- terialien nicht verschweißen. Reitzig: "Für Automobilhersteller haben wir deshalb neue Vernietungstechniken in der Herstellung entwickelt." Und jetzt eben auch das Gerät für die Reparatur in den Werkstätten.

Die Gruppe mit 50 Mitarbeitern ist seit 1974 einerseits einer der führenden Hersteller von Werkstatt-Ausrüstungen, immer wieder setzt man Standards. Reitzig: "Wir haben uns auch als Entwicklungspartner namhafter Automobilhersteller etabliert." Deshalb ist Geschäftsführer Lay auch in Sachen "XPress 800" zuversichtlich: "1000 Geräte werden wir in 2013 verkaufen." Die Zahl der Vorbestellungen ist entsprechend hoch. Entwicklungsleiter Reitzig hat sein Reich auf den Ansturm vorbereitet. Und wenn der noch größer wird, verlässt er einfach das Kellergeschoss: Denn auch andere Branchen entdecken das Nieten.

Sonderpreis der Jury. Die Tendenz zum Weglaufen stellt die Betreuer von Demenzkranken immer wieder vor Herausforderungen. Auch in professionellen Pflegeeinrichtungen. Das Fürstlich Fürstenbergische Altenpflegeheim in Hüfingen hat deshalb mit Ilper Elektronik und Martin Elektronic Systems einen Transponder entwickelt: Nähert sich ein Patient einer Tür, die er nicht durchqueren darf, wird diese automatisch geschlossen. Das System basiert auf Zutrittseinrichtungen. "Die Lebensqualität der Bewohner wird durch das System gesteigert und unsere Betriebsabläufe werden verbessert", erläutert Helmut Matt, Geschäftsführer der Pflegeeinrichtung.

8 Der Abend der Besten 2012

Die Übergabe des Innovationspreises der Sparkasse Schwarzwald-Baar sorgte für viel Gesprächsstoff – dank des Klimaforschers Mojib Latif

Foto: Michael Kienzler

Die Übergabe des Innovationspreises der Sparkasse Schwarzwald-Baar war heuer eine Gratwanderung. Immerhin kam der renommierte Klimaforscher Mojib Latif als Hauptredner in die Kundenhalle nach VS-Villingen - das hätte bei diesem grundsätzlich erfreulichen Anlass auch aufs Gemüt schlagen können. Hat es aber nicht!

Denn statt den Zeigefinger zu erheben, nahm der Wissenschaftler die mehr als 100 Anwesenden mit auf eine ebenso humorige wie eindringliche Reise durch die Klimaveränderungen. Latif: "Wir glauben, wir können die Natur berechnen. Doch die hält sich nicht an unsere Grenzwerte." Zweifel am Klimawandel lässt Latif fundiert abperlen. Doch welche Auswirkungen der Wandel haben wird? Das könne niemand seriös vorhersagen, dazu sei die Thematik zu komplex. Wer weiß schon heute, wie viel Kohlendioxid künftig noch in die Luft gepustet wird? Latif: "Die Politik kündigt ja immer viel an." Das Fazit des Wissenschaftlers: "Wir führen ein Riesen-Experiment mit der Erde durch. Das Ergebnis ist ungewiss."

Da räumte am Ende nicht nur Sparkassen-Vorstandschef Arendt Gruben ein: "Das muss man erst einmal sacken lassen." Und dazu hatten die Anwesenden zusammen mit den Vertretern der Ausgezeichneten IMS Gear, WSE Engineering und STS-Systec beim anschließenden Buffet noch ausreichend Zeit.

Teilen auf

Weitere Dossiers

Foto: Reiner Pfisterer

Menschen_Mai 2021

Führungswechsel und Nachfolger, Abgänge und Verstärkungen – hier finden Sie die wichtigsten Personalien aus der Wirtschaft im Südwesten


Foto: KLS Martin Group/KNAISCH

ERFOLGSGESCHICHTEN

Sponsored Post: In der Reihe ERFOLGSGESCHICHTEN spricht das Team der Knaisch Consulting mit interessanten Persönlichkeiten über alle Themen rund um Führung, Personalentwicklung – und persönliche Perspektiven