360 Millionen wegen Muscheln und Klima

Die Bodensee-Wasserversorgung muss mit einer Großinvestition auf mehrere Herausforderungen reagieren, damit vier Millionen Menschen weiter Trinkwasser bekommen

 
Foto: Bodensee-Wasserversorgung
 

Sipplingen. Unter dem Titel "Zukunftsquelle. Wasser für Generationen" plant die Bodensee-Wasserversorgung (BWV) einen umfangreichen Investitionsmarathon über knapp 15 Jahre: Geschätzte 360 Millionen Euro werden in den Aus- und Neubau von Leitungen und Wasserwerken investiert. Nach Angaben von Christoph Jeromin, Technischer Geschäftsführer der BWV wolle man bis 2022 eine Entwurfsplanung sowie die darauf fußende Kostenberechnung aufstellen: "In den Jahren 2023 oder 2024 sollte dann der Spatenstich erfolgen." Bis 2035 wären die Arbeiten dann Stand heute abgeschlossen.

Die Großinvestition wird aus drei Gründen notwendig:

# Die Quagga-Muschel breitet sich seit einigen Jahren "massiv im Bodensee aus", wie der Verband mitteilt. Das verschlechtere zwar nicht die Wasserqualität – die Muscheln setzen aber die Filteranlagen zu, was wiederum einen hohen Reinigungsaufwand nach sich zieht. Wenn das überhaupt möglich ist.

# Durch den Klimawandel schrammt der Pegel des Bodensees seit einigen Jahren bereits immer an den unteren Bereichen der Wasserstände, die vor 60 Jahren genehmigt wurden. Oder anders ausgedrückt: Es braucht über den Entnahmestellen mindestens 60 Meter Wasser, damit die BWS absaugen darf. Um vorzubeugen, dass dieses Limit unterschritten wird, braucht es neue Entnahmestellen – andernfalls geht vier Milliionen Menschen im Land in einigen Jahren das Trinkwasser aus.

# Nach 60 Jahren kommen einige Teile der Anlage an die Grenzen und müssen ausgetauscht werden. Deshalb werden am Standort Sipplingen zwei neue Wasserwerke gebaut, eine weitere Anlage soll aus Sicherheitsgründen einige Kilometer weiter westlich entstehen. Von dort aus soll dann auch eine neue Druckleitung in die Aufbereitungsanlage 310 Meter über dem See auf dem "Sipplinger Berg" gebaut werden.

"Ein Projekt dieser Größenordnung ist alles andere als alltäglich", so Jeromin. Deshalb habe man frühzeitig damit begonnen, die notwendigen Planungen und Genehmigungsverfahren anzustoßen.

Der Grundstein der Bodensee-Wasserversorgung wurde Ende Oktober 1954 mit Gründung des Zweckverbandes durch 13 Städte und Gemeinden gelegt. Heute hat der Verband 183 Mitglieder und versorgt 320 Städte und Gemeinden mit zusammen vier Millionen Menschen mit aufbereitetem Trinkwasser – bis in den Norden des Landes. Pro Sekunde werden rund 9000 Liter aus dem See entnommen.

Teilen auf

Das könnte Sie auch interessieren