Aesculap macht einen Schnitt

Der Medizintechnik-Konzern trennt sich von einer ungewöhnlichen Sparte – mit Auswirkungen für den Standort und einen Teil der Mitarbeiter

 
Foto: Aesculap AG
 

Tuttlingen/Suhl. Von chirurgischen Instrumenten über Nahtmaterial bis zu Implantaten, man bringt die Aesculap mit vielen tausend Dingen in Verbindung – aber nicht mit Schermaschinen. Doch tatsächlich gibt es seit Anfang der 1990er Jahre den Geschäftsbereich "Scher- und Haarschneidemaschinen für Klein- und Großtiere", angesiedelt bei der Tochter Aesculap Suhl. Mit einer Bilanzsumme von 8,2 Millionen Euro hat das kleine Unternehmen der Konzernmutter für das Jahr 2018 immerhin einen sechstelligen Gewinn überwiesen. Mit Beginn des neuen Jahres ist damit allerdings Schluss: Der Konzern verkauft den Bereich an die neu gegründete Aesculap Schermaschinen, die allerdings mit den Tuttlingern nicht mehr als den Namen gemein hat.

Das Unternehmen wurde vielmehr eigens von der Albert Kerbl mit Sitz in Buchbach/Bayern gegründet. Aesculap und Kerbl arbeiten bereits seit längerem in dem Bereich zusammen, 2017 hat das Familienunternehmen den kompletten Vertrieb für den Bereich übernommen.

Zu den Details der aktuellen Übernahme gibt es keine Angaben. Nur vier weitergehende Informationen gibt es:

# Durch den Verkauf will der Konzern dem Ableger "eine langfristige Zukunftsperspektive geben". Und Joachim Schulz, Vorstandschef bei Aesculap und Geschäftsführer der Tochter, ergänzt: "Durch die Innovationskraft und das stetige Wachstum der Kerbl-Gruppe sind wir von einer nachhaltigen und erfolgreichen Entwicklung des Schermaschinengeschäfts überzeugt."

# Gut zwei Drittel der rund 90 Mitarbeiter am Standort werden in das neue Unternehmen übernommen. Die gute Nachricht dabei: "Es ist geplant die Arbeitsverhältnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Geschäftsbereichs unverändert auf die neue Gesellschaft übergehen zu lassen. Somit bleiben auch sämtliche betriebliche und arbeitsvertragliche Rechte vollumfänglich erhalten…"

# Die schlechte Nachricht: Rund ein Drittel der Belegschaft war bislang mit der Instrumentenfertigung der Aesculap beschäftigt – "diese Arbeitsverhältnisse werden nicht auf die neue Gesellschaft … übergehen." Stattdessen hätten Geschäftsleitung und Betriebsrat "ein sozialverträgliches Konzept erarbeitet und unterzeichnet". Man habe sich "darauf konzentriert, die Nachteile für die Belegschaft so klein wie möglich zu halten", so Schulz.

# Die Instrumentenfertigung am Standort Suhl wird laut Aesculap spätestens Ende 2022 eingestellt.

Die Kerbl-Gruppe ist nach eigenen Angaben ein international aufgestelltes Produktions- und Großhandelsunternehmen für Zubehörartikel für Tierzucht und -haltung. Das Familienunternehmen beschäftigt 550 Menschen und setzte 2019 262 Millionen Euro um.

Aesculap wurde 1867 in Tuttlingen als Instrumentenhersteller gegründet. Seit 1976 gehört die AG zur B. Braun-Gruppe. Im vergangenen Jahr erwirtschafteten die Tuttlingen mit mehr als 12.600 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 1,9 Milliarden Euro.  

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