Atdorf: EnBW zieht die Reißleine

Der Energieversorger steigt aus dem Bau eines Pumpspeicherkraftwerks im Südschwarzwald aus – trotz positiver Prognose. Dafür werden nun Abschreibungen in Millionenhöhe fällig.

 
Foto: pr
 

Karlsruhe/Atdorf. Seit der Vorstellung des Neubauprojekts Atdorf im Jahr 2008 sorgte es für Streit, nun hat die EnBW als treibende Kraft das Aus verkündet. Zwar halte man nach dem Erörterungstermin das Projekt weiterhin grundsätzlich für genehmigungsfähig, so Dirk Güselwell, Leiter Portfolioentwicklung Erzeugung bei der EnBW. Dennoch müsse man in den weiteren Umsetzungsschritten "mit erheblichen kosten- und zeitintensiven Arbeiten" rechnen. Zudem gebe es "keinen belastbaren Zeitpunkt für die Umsetzung". 

Bei der EnBW rechnet man nach dem Ausstieg laut einen Zeitungsbericht nun mit einen zweistelligen Millionenbetrag, den man abschreiben müsse. Die ebenfalls an dem Projekt beteiligte EnBW-Tochter Energiedienst hat vorsorglich schon mal eine Gewinnwarnung rausgegeben, da deren Ergebnis für das laufende Jahr mit elf Millionen Euro belastet werde. 

Der Bau der Pumpspeicheranlage Atdorf stand von Beginn an unter keinem guten Stern: 2008 stellte die Laufenburger Pumpspeicherwerkspezialisten Schluchseewerk, eine Tochter der RWE und der EnBW sowie deren Töchtern, das Projekt vor – und erntete aufgrund der exponierten Lage sofort Gegenwind unter anderem von Umweltschützern. Die Grünen im Land standen deshalb sogar vor der Zerreißprobe. Bis 2021 sollte im Südschwarzwald die europaweit größte Anlage dieser Art mit einer Leistung von 1400 Megawatt entstehen. Der Schätzungen der Baukosten schwankten zwischen 700 Millionen und 1,4 Milliarden Euro. 

Aufgrund der Turbulenzen der Energiewende stieg der Energieversorger RWE bereits 2014 aus dem Projekt aus. Die EnBW und ihre Töchter schulterten den 50 Prozent Anteil der RWE zusätzlich und hielten an Atdorf fest. Der Aussteig zum jetzigen Zeitpunkt kommt überraschend. 

Allerdings beeilt man sich in der Konzernzentrale in Karlsruhe zu betonen, dass man grundsätzlich an Speichertechnologien festhalte. So halte man an der Erweiterung des bestehenden Pumpspeicherkraftwerks in Forbach im Nordschwarzwald fest, plant mit Bosch die Entwicklung eines Lithium-Ionen-Speichers in Heilbronn und setzt mit Aldi-Süd ein Energiemanagement-Pilotprojekt auf die Schiene.

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