AWG schlüpft unter den Schutzschirm

Der Textilhändler versucht eine Sanierung in Eigenregie. Chef Albrecht Maier appelliert dafür an zwei Zielgruppen. Jetzt wurden erste Schritte bei der Restrukturierung bekannt

 
Foto: awg
 

Köngen. Die AWG Allgemeine Warenvertriebs hat im Rahmen des "Schutzschirmverfahrens" erste Einschnitte auf dem Weg zur Sanierung bekannt geben: "Als Teil des Restrukturierungskonzepts haben wir unter anderem alle Filialen begutachtet und auf ihre Rentabilität hin untersucht. Dabei haben wir festgestellt, dass mehrere Filialen negative Deckungsbeiträge erwirtschaften. Dies gilt es künftig zu vermeiden, sodass die AWG leider gezwungen ist, diese Verlustbringer zu schließen", erläutert Martin Mucha von der Kanzlei Grub Brugger, der als Generalbevollmächtigter die Geschäftsleitung beim Sanierungsprozess unterstützt.

Konkret bedeutet das: Aktuell stehen 27 der 290 Filialen auf der Streichliste, darunter in Baden-Würtemberg Geschäfte in Waldkirch, Ostfildern und Nördlingen. Mit den Mitarbeitern wird laut Mucha noch verhandelt – wie viele der rund 2900 Menschen betroffen ist, wurde nicht bekannt.  

Die AWG Allgemeine Warenvertriebs-GmbH hat Ende Januar die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenregie beantragt. Das teilte das Unternehmen mit. Als Grund für die Schieflage wird "ein nicht zuletzt durch den historisch warmen Herbst missglücktes Geschäftsjahr 2018" angegeben. Der Sanierungsexperte Martin Mucha wurde zum Generalbevollmächtigten ernannt, im Gegenzug wurde Michael Weccardt als Geschäftsführer abberufen. Mucha, Anwalt in der Kanzlei Grub Brugger, betonte, dass der Geschäftsbetrieb "ohne Einschränkungen" weitergehe. Bis Ende April sind zudem die Löhne und Gehälter der rund 2900 Mitarbeiter gesichert. Mucha: "Das verschafft uns Luft, um die Restrukturierung und Sanierung der AWG voranzutreiben." 

Albrecht Maier, seit 1976 Geschäftsführer des Unternehmens, setzt dabei einerseits auf den Zusammenhalt innerhalb der AWG: "… Wir waren immer eine große Familie – gemeinsam werden wir auch diese schwere Situation meistern…" Andererseits setzt Maier darauf, dass "die Stammkunden uns weiterhin die Treue halten".

Eine Schieflage des Unternehmens hatte sich bereits Ende 2016 angedeutet. Damals war der Umsatz leicht um rund zwei Millionen Euro auf 259,121 Millionen abgesunken und das Jahr mit einem Fehlbetrag abgeschlossen worden. Zugleich wurden die bereitgestellten Kreditlinien stärker in Anspruch genommen: Von 35,5 Prozent stieg die Inanspruchnahme auf 42,5 Prozent. Allerdings sank die Eigenkapitalquote nur leicht auf immerhin noch 42,3 Prozent. Schon damals flossen Millionenbeträge in die Modernisierung des Filialnetzes.

Mit rund 300 Geschäften im gesamten Bundesgebiet gehört das 1996 von Immanuel Maier gegründete Unternehmen nach eigenen Angaben zu den 50 größten Textilhändlern in Deutschland. Der aktuelle Umsatz wird mit 290 Millionen Euro angegeben. Die AWG – Claim: "Alle werden glücklich" – gilt als Vollsortimenter von Damenmode über Arbeitskleidung bis zu Sport- und Badebekleidung sowie Bettwaren. Zudem gehören noch Franchise-Stores der Marken S. Oliver, Esprit und Tom Tailor zum Unternehmen.

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