BBS scheint gerettet

Ein Fahrwerksspezialist will den insolventen Felgenhersteller übernehmen – allerdings erst in einigen Monaten. Die Gewerkschaft signalisiert dennoch Zustimmung, aber zwei Fragen bleiben offen

 
Foto: bbs
 

Schiltach. Die KW Automotive übernimmt den insolventen Felgenhersteller BBS. Das geht aus einer aktuellen Stellungnahme des Insolvenzverwalters Thomas Oberle hervor. Demnach wurde man sich zwar bereits im vergangenen Dezember grundsätzlich handelseinig, nun müssten aber kurzfristig noch wie üblich vertragliche Bedingungen erfüllt werden. Die Übernahme soll dann im Juni erfolgen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Zwar gibt KW Automotive laut Mitteilung eine Garantie für die beiden Standorte Schiltach und Herbolzheim, zudem werden im Rahmen eines Zukunftskonzepts "BBS 2024" nicht näher bezifferte Investitionen in Fertigungsverfahren und wettbewerbsfähige Strukturen angekündigt. Doch zwei Fragen bleiben offen:

+ Wie viele der zuletzt 550 Mitarbeiter werden übernommen?

+ Wie sind die künftigen Gesellschafterstrukturen? Laut Mitteilung wird neben der KW auch der Unternehmer Mathias R. Albert vage als "Minderheitsgesellschafter" angeführt. Albert steht wohl hinter der Auto Domicil mit Sitz in Mengen, einer Peugeot und Citreon-Autohandels-Gruppe mit 13 Standorten in mehreren Bundesländern sowie Österreich und 350 Mitarbeitern.

Von Seiten der Gewerkschaft IG Metall gab es indes bereits Lob für den Deal: "Einen besseren Investor hätte BBS nicht finden können, denn die Produkte von BBS und das Geschäft von Klaus Wohlfahrt ergänzen sich gut." 

Allerdings birgt die Übernahme Risiken. Denn: Die neuen Eigentümer kommen nicht aus dem klassischen Zulieferersegment, was sich einerseits negativ auf die Vernetzung in der Branche, andererseits vor allem aber auf die Finanzkraft auswirken könnte. Immerhin war BBS bereits vor dem bemerkenswerten Hilferuf und der anschließenden Insolvenzanmeldung im vergangenen Juli seit Jahren vor allem aufgrund der Transformation der Autohersteller unter Druck, schrieb rote Zahlen und versuchte sich mit neuen Vertriebsstrukturen von der Abhängigkeit durch Premiumhersteller wie Porsche zu lösen und stärker im Endkunden- und Tuningbereich Fuß zu fassen. Wobei Insolvenzverwalter Oberle laut Mitteilung diesen Umbau weiter vorangetrieben hat.

In dieser Neuausrichtung könnte am Ende aber gerade die Chance liegen. Die 1995 gegründete KW Automotive ist heute mit selbst entwickelten Spezialfahrwerken stark im Tuning- und Veredelungssegment verankert und in unterschiedlichen Rennsportklassen eine Größe. Durch die Übernahme starker Marken wie ST Suspensions im Jahr 2005 sowie 2019 die AP Sportfahrwerke hat man diese Positon gefestigt. Auch zeigt die Bilanz mit einem Rohergebnis in Höhe von 31,8 Millionen Euro im Jahr 2019 eine gute Finanzkraft – doch ob die ausreicht, um die BBS mit zuletzt tiefroten Zahlen bei Umsätzen in Höhe von rund 90 Millionen Euro neu aufzubauen, wird sich zeigen.

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