Bodensee-Airport auf dem Prüfstand

Der Flughafen muss weitere Rückschläge hinnehmen und schreibt rote Zahlen. Im Herbst soll eine Grundsatzentscheidung fallen – auf Grundlage einer Studie

 
Foto: Flughafen Friedrichshafen GmbH
 

Friedrichshafen. Das Team der Flughafen Friedrichshafen (FFG), der Betreibergesellschaft des Bodensee-Airport ist klasse. So lässt sich die Bilanz des Jahres 2019 schlicht zusammenfassen, die jetzt im Kreistag des Bodenseekreises vorgestellt wurde. Der Grund: Das Jahr wurde "nur" mit einem Verlust in Höhe von 2,9 Millionen Euro abgeschlossen – dabei musste die FFB nach der Pleite der Linie Germania ein Drittel des Verkehrsaufkommens ausgleichen.

Zusätzlich zu ettlichen eigenen Bemühungen um Kompensation des Ausfalls, kam dabei auch noch das Glück zu Hilfe: Durch die geplante temporäre Schließung des Flughafens Memmingen wurden Fluggäste der Wizz Air an den Bodensee umgeleitet. "Dadurch konnte der Passagierrückgang auf rund 51.000 Passagiere begrenzt werden, statt der minus 170.000 Passagiere, die Germania pro Jahr ausgemacht hat", wie es FFG-Geschäftsführer Claus-Dieter Wehr ausdrückte.

Wobei Wehr den Blick auf zwei andere Kennzahlen lenkt: Erstens auf einen Posten bei den Ausgaben, nämlich den für die Flugsicherungskosten in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro pro Jahr. "Im Gegensatz zu 16 anderen Flughäfen in Deutschland" müsse der Bodensee-Airport diese Kosten selbst tragen. Zweitens das Ergebnis vor Zinsen und Abschreibungen, das mit einem Minus von 76.000 Euro "die Nullgrenze nur knapp verpasst" habe. Wehr: "Das Ergebnis belegt, dass der laufende Betrieb, im Gegensatz zu vielen anderen Regionalflughäfen, trotz ungeplanter Rückschläge weiter wirtschaftlich entwickelt werden kann."

Doch bei aller Euphorie und der Leistung des Teams: Der Bodensee-Airport bleibt weiter chronisch klamm und hängt am Finanztropf der beiden größten Gesellschafter, dem Landkreis und der Stadt Friedrichshafen. Beide haben erst 2019 ein großes Restrukturierungsprogramm angestoßen – das indes durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie schwer unter Druck geraten ist. Angesichts von praktisch keinen Flügen zwischen März und Anfang Juni und einen auch danach erst allmählich wieder hochlaufenden Flugbetrieb rechnet Wehr mit einem dicken Minus am Ende des laufenden Jahres.

Oder anderes ausgedrückt: Bis Ende des Jahres reicht die von Seiten der Gesellschafter zur Verfügung gestellte Liquidität noch aus. Bis dahin braucht es eine nachhaltige Lösung.

Im Kreistag gab es für die Leistung des Teams Lob, aber keine Grundsatzdebatte über Sinn oder Unsinn eines Regionalflughafens. Diese spart man sich für die Zeit nach den Sommerferien auf: Ende Juli wird der Beratungskonzern Roland Berger ein Gutachten dem Aufsichtsrat vorlegen, wie es mit dem Flughafen weitergehen könnte. Ab dann hat es das Team nicht mehr wirklich in der Hand, wie es mit dem Bodensee-Airport weitergeht.

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