Bodensee-Airport: nächster Nackenschlag

Die Pleite der Fluglinie Germania trifft den Flughafen Friedrichshafen besonders hart – dabei hatte sich die chronische klamme Einrichtung gerade gefangen. Landrat Wölfle zeigt sich deshalb realistisch

 
Foto: Bodensee-Airport Friedrichshafen
 

Friedrichshafen. Die Zahl hat es in sich: 32 Prozent der 540.000 Fluggäste des Bodensee-Airport im vergangenen Jahr flogen mit Maschinen von der jetzt pleite gegangenen Airline Germania. Für den Flughafen in Friedrichshafen ist das ein harter Schlag, zumal die Fluglinie den Betrieb im vergangenen Jahr sogar noch ausgebaut hatte. Für das kommende Jahr war überdies die Stationierung einer zweiten Maschine in Friedrichshafen geplant. Mit der Pleite der Airline ist das alles zumindest aktuell Makulatur. 

Mit Hochdruck arbeitet der Flughafen nun an einer Lösung, irgendwie den Sommerflugplan 2019 und dann das Jahr 2020 zu retten – allerdings stehen Fluglinien nicht unbedingt Schlange, um einzuspringen. Ein Sprecher des Flughafens zeigte sich dennoch optimistisch: "Wir reden mit allen." Und der Geschäftsführer des Bodensee-Airport Claus-Dieter Wehr wirft ein Pfund in die Waagschale: "Die von hier aus angebotenen Routen konnten wirtschaftlich sehr erfolgreich betrieben werden. Wir sind deshalb zuversichtlich, dass ein passendes Flugangebot auch in Zukunft alle Chancen hat." 

Lothar Wölfe, Landrat im Bodenseekreis, der zusammen mit der Stadt Friedrichshafen größter Anteilseigner an der Betreibergesellschaft des Flughafen ist, zeigte sich indes realistisch. Immerhin ist die Pleite der Germania die insgesamt sechste, die Friedrichshafen seit dem Jahr 2010 trifft: "Die Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit haben gezeigt, dass eine solche Lücke nicht so schnell zu füllen sein wird." Und er blickt zugleich auf die Konsequenzen: "Natürlich müssen auch die finanziellen und organisatorischen Planungen an die neue Situation angepasst werden." Ähnliches fordert der Friedrichshafener OB Andreas Brand – ebenso wie die Abstimmung mit Aufsichtsrat und Gesellschaftern. 

Die Skepsis der beiden Funktionsträger ist verständlich. Immerhin ist der Bodensee-Airport seit Jahren finanziell klamm, die Schulden betragen rund 20 Millionen Euro und in den kommenden Jahren müssen mehr als zehn Millionen Euro investiert werden. Ende 2017 hatten millionenschwere Zusagen von Stadt und Landkreis das wirtschaftliche Durchstarten ermöglicht – es gab zwar erste Anzeichen für eine Entspannung, die hing aber eben mit Germania zusammen. Nun dürfte die Diskussion um die Zukunft neu entbrennen. Nicht nur, weil nach einer Vorgabe der EU ab dem Jahr 2024 öffentliche Subventionen kaum noch toleriert werden. Zudem gibt es in den Leserbriefspalten erste Stimmen, die bereits eine Verwendung für die Fläche des Flughafens vorschlagen: Auf dem Areal sollten Wohnungen entstehen – die sind nämlich Mangelware am See.

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