Corona macht Herma Dampf
Der Technologiekonzern nimmt wegen der Krise sein neues Werk schneller in Betrieb – der Grund ist einleuchtend. Wobei Chef Thomas Baumgärtner dennoch selbstkritisch ist
red
30.04.2020 | 15:00
Filderstadt. Der Technologiekonzern Herma nimmt sein neues Werk für Haftmaterial aufgrund der Corona-Krise teilweise schneller in Betrieb. Der Grund: In dem Neubau könnten die Produktionsteams besser getrennt arbeiten und zudem sei der Automatisierungsgrad höher. "Wir haben Schlüsselkomponenten im neuen Werk Schritt für Schritt anlaufen lassen", so die Herma-Geschäftsführer Sven Schneller und Thomas Baumgärtner. So habe man frühzeitig Produktionsaufträge aufteilen können, um die Mitarbeiter zu schützen. Obendrein sei man durch die redundanten Systeme generell flexibler aufgestellt.
90 Millionen Euro hat Herma in den Neubau investiert, der die jährliche Produktion von Haftmaterial um 50 Prozent auf 1,2 Milliarden Quadratmeter steigert – eine Fläche von der Größe von New York City, wie das Unternehmen vorrechnet. In dem Neubau setzt Herma auf innovative Technologien wie Packroboter, die mehrere Aufträge gleichzeitig bearbeiten, und autonom steuernder Fahrzeuge in der Größe von Kastenwagen, die bis zu fünf Tonnen schwere Rollen transportieren. Letzteres soll erstmals in der Branchen realisiert worden sein.
Dass Herma das neue Werk nun teilweise in Betrieb nehmen kann, ist eigentlich das Eingeständnis eines Scheiterns: Ursprünglich sollte der Neubau bereits Ende vergangenen Jahres fertig sein. "Der ursprüngliche Zeitplan war aber vielleicht etwas zu ambitioniert", räumt Baumgärtner ein. Dies nicht nur wegen der Herausforderungen durch die neuen Technologien und die ambitionierte Energietechnik – zudem habe es "unvorhergesehene Auflagen insbesondere beim Brandschutz" gegeben. Nun soll das komplette Werk im Sommer in Betrieb sein.
Herma ist einer der führenden Hersteller rund um Selbstklebetechniken wie den aus Büros bekannten Haftetiketten und dem dazugehörigen Maschinenbau. Die Gruppe erwirtschaftete im Jahr 2019 mit 1097 Mitarbeitern einen Umsatz in Höhe von 356,4 Millionen Euro.