Corona nur eine der Baustellen

Der Zulieferer Witzenmann wächst trotz allerlei Herausforderungen moderat. Bei dem was noch auf der Agenda steht, ist die Bewältigung der Pandemie ein Mosaikstein

 
Foto: oh
 

Pforzheim. Um ein Prozent auf 644 Millionen Euro ist die Witzenmann Gruppe im vergangenen Jahr geachsen. Bei dem, was Andreas Kämpfe als Vorsitzender der Geschäftsführung an Herausforderungen alles aufzählt, ist man versucht auszurufen: immerhin! Denn von den Handelsbeschränkungen bis zur Mobilitätswende zählt Kämpfe gut ein halbes Dutzend an Baustellen auf, die den Konzern momentan beschäftigen, ganz abgesehen von den Dämpfern durch Corona.

Die Umsatzsteigerung im vergangenen Jahr geht nach Angaben des Konzerns vor allem auf den Serienanlauf von Motorleitungen in Tschechien und der Slowakei zurück. In Deutschland, Asien und Nordamerika verlief das Geschäft hingegen unter Vorjahresniveau.

Allerdings gibt es einen weiteren Lichtblick: Der neu gegründete Geschäftsbereich Aerospace entwickelte sich planmäßig – allerdings wird der Gesamtumsatz dadurch noch nicht wirklich bereichert.

Wobei sich in diesem Bereich der generelle Umbau des Konzerns spiegelt: Seit 2017 befindet sich Witzenmann in einer strategischen Neuausrichtung, um die Abhängigkeit von Komponenten für Verbrennungsmotoren zu reduzieren. Dafür hat man sich mit den Mitarbeitern auch auf einen Standortsicherungsvertrag für das Stammwerk geeinigt, dessen Kern neben dem Verzicht auf tariflichen Sonderzahlungen und dem Abbau von rund 120 Arbeitsplätzen bis 2025 auf dann 1500 auch Investitionen in Pforzheim beinhaltet. Mehr als 50 Millionen Euro fließen in diesem Zuge in die Neustrukturierung des Werks Buchbusch.

Wobei der Konzern bei dieser Neuausrichtung bereits einiges vorweisen kann, abgesehen von dem neuen Geschäftsbereich: So stellt man aktuell einen Energiespeicher vor, der die Bremsenergie vornehmlich von Elektroautos nutzt.

Wobei die aktuelle Corona-Pandemie natürlich auch Witzenmann ausbremst. Das erste Quartal 2020 schloss der Konzern mit einem Umsatz von 151 Millionen Euro gut neun Prozent unter dem Vorjahresquartal ab. Allerdings entwickeln sich die einzelnen Regionen hächst unetrschiedlich: Während in Asien die Nachfrage seit März ansteigt, stehen in Europa und Nordamerika Kurzarbeit und temporäre Werksschließungen auf der Agenda.

Doch für CEO Andreas Kämpfe zahlt sich angesichts der aktuellen Lage bereits aus, dass die Umstrukturierung bei Witzenmann schon vor Jahren begonnen haben: "Wir sind für die derzeit schwierige Situation und die Zeit nach der Corona-Krise gut aufgestellt."

Die Wurzeln von Witzenmann reichen bis ins Jahr 1854 zurück – damals wurde die heutige Gruppe als Schmuckwarenhersteller gegründet. 1885 erfand Gründer Heinrich Witzenmann zusammen mit dem Geschäftsmann Eugène Levavasseur den flexiblen Metallschlauch. Bis heute gilt der Konzern als führender Hersteller von derlei Schläuchen, aber auch Metallbälgen und Kompensatoren. Das Familienunternehmen beschäftigt weltweit rund 4600 Mitarbeiter.

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