“Das Wichtigste an einem Familienunternehmen ist die Familie“

Sponsored Post: Im Rahmen der Reihe ERFOLGSGESCHICHTEN spricht KNAISCH CONSULTING mit Christian Leibinger, Geschäftsführender Gesellschafter der KLS Martin Group, zum Thema „Der Erfolgsfaktor Mensch“. Christian Leibinger erzählt vom erfolgreichen Generationswechsel, woher er seine Motivation zieht und was für ihn bei Führung und Zusammenarbeit wichtig ist

 
Foto: KLS Martin Group/KNAISCH
 

Wie geht es Ihnen und Ihrem Unternehmen in Zeiten der Covid-19-Krise?

Christian Leibinger:
Das Jahr 2020 ist für die KLS Martin Group wie auch für die meisten anderen Unternehmen nicht wie geplant verlaufen. Der Umsatz im Jahr 2020 blieb circa 4 Prozent hinter einem sehr erfolgreichen Vorjahr zurück. Wir sind damit aufgrund der speziellen Situation im Jahr 2020 mehr als zufrieden. Gemessen an den Quartalszahlen für das Jahr 2021 liegt die KLS Martin Group auf den Vorjahreswerten, die noch nicht von der weltweiten Pandemie beeinträchtigt waren. Wir sind insgesamt für das Jahr 2021 verhalten optimistisch, das bekommen wir so auch vom Markt gespiegelt. Etwa zehn Prozent des Umsatzes wurden in Deutschland, 50 Prozent in den USA und 40 Prozent in der restlichen Welt erwirtschaftet.

Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe dafür, dass der größte Umsatz in den USA erwirtschaftet wird? Sehen Sie eine andere Tendenz in den nächsten Jahren?

Christian Leibinger:
Der US-Markt ist für Medizintechnik immer noch der mit Abstand größte und auch einer der dynamischsten, wachsenden Märkten weltweit. Mit unserer Umsatzverteilung liegen wir hier im Branchenmittel, dies zeigen sämtliche Marktstudien und Analysen. Das wird sich aber die kommenden Jahrzehnte aller Voraussicht nach verschieben. Wie in vielen Branchen auch, verschiebt sich hier der Schwerpunkt nach Asien. Diesen Trend sehen wir aktuell auch schon für die KLS Martin Group und dieser Trend wird sich noch verstärken. Nichtsdestotrotz wird auch in naher und mittlerer Zukunft der US-Markt der wichtigste Einzelmarkt für Medizintechnik bleiben.

Sie haben einen spannenden beruflichen Werdegang. Möchten Sie uns etwas zu Ihren beruflichen Stationen von internationalen Unternehmensberatungen, bis hin zu Ihrer Zeit in der KLS Group in Boston und der Übernahme Ihres Familienunternehmens in Tuttlingen erzählen?

Christian Leibinger:
Nach meinem Studium der Betriebswirtschaft, mit einem Abschluss in den USA und Deutschland, habe ich berufsbegleitend mehrere Praktika bei AT Kearney absolviert. Des Weiteren war ich im Bereich Strategie-Beratung bei Capgemini-Consulting tätig. Dies war eine sehr interessante, intensive und lehrreiche Zeit, mit vielen Einblicken in andere Unternehmen und spannenden Themen. Danach waren meine Frau und ich für ein Jahr in Boston, USA. Das war mein Einstieg in die KLS Martin Group als Regional Sales Associate für die Region Boston. Das war eine wunderschöne Zeit und ich habe viel über unsere Produkte und den Vertrieb von Medizinprodukten in einem sehr wettbewerbsintensiven Umfeld gelernt.

Sie haben Stationen in Ihrem Leben gewählt, die nicht in Ihrem Familienunternehmen waren. Wie bewusst war diese Entscheidung? Welche Vorteile sehen Sie in dieser Entscheidung für Ihren Werdegang? Würden Sie rückblickend etwas ändern?

Christian Leibinger:
Nein, ich würde alles genau so wieder machen und das war eine bewusste Entscheidung. Ich denke es ist vor einem Einstieg ins Familienunternehmen immens wichtig, Erfahrungen an anderer Stelle zu sammeln und "über den eigenen Tellerrand hinauszublicken". Auch das Jahr in Boston und die dortige Tätigkeit im Direktvertrieb zähle ich hier ausdrücklich mit dazu.

Was waren aus Ihrer Sicht die wichtigsten Erfolgsfaktoren und die größten Schwierigkeiten beim Generationenwechsel? Die Übernahme des Unternehmens war in Ihrem Fall erfolgreich. Wie lautet Ihr Rezept für einen Generationswechsel innerhalb eines Familienunternehmens?

Christian Leibinger:
Erfolgsfaktoren sind auf jeden Fall die gute Planung und Vorbereitung auf diesen Prozess durch meinen Vater. Ebenfalls ein Stück weit die Größe und das Vertrauen meines Vaters, loslassen zu können und sein Lebenswerk der nächsten Generation anzuvertrauen. Möglichkeiten, für die nächste Generation, Dinge anders zu machen und andere Dinge ausprobieren zu dürfen sind wichtig. Auch hier hat mir mein Vater immer den Rücken gestärkt, auch wenn er Dinge vielleicht anders gemacht hätte. Aber hier trägt in meinen Augen auch die nächste Generation eine große Verantwortung. Dinge anders zu machen und neue Wege zu gehen sind richtig und wichtig.
Aber die neue Generation sollte meiner Meinung nach in erfolgreichen Unternehmen nicht von heute auf morgen alles in Frage stellen und alles komplett umkrempeln wollen. Veränderung und neue Wege definitiv ja, aber alles mit Augenmaß. Interne Schwierigkeiten in dem ganzen Wechsel und in der Familie gab es in der Tat äußerst wenige bis keine. Was am meisten an den Nerven gezehrt hat und äußerst zeitintensiv war, war den Übergang vertraglich mit allen Facetten so auszugestalten, dass es für die Zukunft der KLS Martin Group am besten ist. Hier waren viele, auch internationale, externe Berater, Finanzbehörden etc. involviert. Das war eine anstrengende Zeit. Das entscheidende ist aber, dass sich die Familie bei den Inhalten einig ist. Die Umsetzung der Inhalte in die Verträge lässt sich dann in einem Kraftakt mit Unterstützung von Beratern festzurren.

Oftmals ist bei Unternehmernachfolgen der Mensch das größte Hindernis. Wie hat Ihr Vater das bewältigt, dass Sie anstelle von ihm im Mittelpunkt stehen, Erfolg haben und "der Chef" sind?

Christian Leibinger:
Das ist eine gute Frage, aber in unserem Fall irgendwie und zum Glück nicht so richtig relevant. Mein Vater steht über diesem Thema, das tatsächlich ein Hindernis sein könnte. Das liegt aber auch vielleicht daran, dass ich ihn nach wie vor in wichtige Entscheidungen einbeziehe und er neben meiner Frau einer meiner wichtigsten Sparringspartner ist. Ich hoffe, dass bei ihm dadurch nie das Gefühl aufkam, nicht mehr gebraucht zu werden. Das Gegenteil ist der Fall.

Haben Sie schon früh geplant, das Familienunternehmen in fünfter Generation zu übernehmen?

Christian Leibinger: Ich hatte das eigentlich immer vor, es war aber nie ein Muss. Meine Eltern haben mir immer vermittelt, dass sie es gut und schön fänden, wenn ich die Nachfolge antreten würde, es war aber wie gesagt nie ein Muss. Ich wollte das aber schon immer, irgendwie war mir immer klar, dass ich das möchte. Was gibt es Besseres, als ein solch erfolgreiches Unternehmen mit derart sinnvollen Produkten und so wahnsinnig tollen Mitarbeitern selbständig leiten zu dürfen? Das bewahrheitet sich jeden Tag aufs Neue.

Welche Werte sind für Sie wichtig bei der Führung des Unternehmens?

Christian Leibinger:
Ich denke es sind ähnliche Werte wie wir sie in vielen Familienunternehmen finden. Offenheit, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und "Zugänglichkeit des Inhabers". Aber auch der Wille, mit Durchsetzungskraft Entscheidungen zu treffen, wenn nötig, ist wichtig.

Planen Sie das Unternehmen später auch an Ihre Kinder weiterzugeben?

Christian Leibinger:
Das würde mich sehr freuen, wenn es funktionieren würde. Aber meine Frau und ich möchten das ähnlich angehen wie meine Eltern, es ist eine Möglichkeit aber kein Muss!

Hatten Sie während Ihrer Karriere Mentoren, Coaches und Vorbilder, die für Ihren Weg wichtig waren?

Christian Leibinger:
In erster Linie war mein Vater Vorbild, Mentor und Coach zugleich. Aber auch für mich wichtige Mitarbeiter in Deutschland und speziell unserer sehr erfolgreichen US- Gesellschaft sind für mich wichtige Coaches und Vorbilder gewesen. Ebenso mein ehemaliger Vorgesetzter bei Capgemini, von dem ich fachlich und menschlich sehr viel lernen durfte.

Zum Thema Leadership: Wie führen Sie und was machen Sie anders als Ihr Vater?

Christian Leibinger:
Ich führe und treffe Entscheidungen sehr gerne im Team, fälle natürlich aber auch eine Entscheidung, wenn es nötig ist, allein. Ich denke gemeinsam kommt man einfach zu besseren Entscheidungen und Lösungen. Mir ist ein fairer, offener und familiärer Stil sehr wichtig. Diskussionen dürfen auch gerne mit "Herzblut" geführt werden, wenn sie der Sache dienen. Ich denke so arg viel mache ich da gar nicht anders als mein Vater, da er nie der "klassische Patriarch" war oder sein wollte.

Welche Eigenschaften sind Ihnen bei Menschen, mit denen Sie zusammenarbeiten, wichtig und wie gehen Sie bei der Auswahl von Mitarbeitenden vor?

Christian Leibinger:
Mir ist es wichtig, dass ich Personen, mit denen ich eng zusammenarbeite, vertrauen kann. Und mir sind Personen wichtig, die ihre Meinung sagen und für ihre Positionen kämpfen, auch wenn es bei mir in der jeweiligen Situation vielleicht zunächst mal nicht gut ankommt. Mit etwas Abstand und Reflexion bin ich gerne bereit, mich überzeugen zu lassen, wenn mich die Ansichten und Argumente eines Mitarbeiters überzeugen. Sehr wichtig ist, dass es zwischen mir und meinen engen Mitarbeitern auch persönlich passt. Zu Vor-Pandemie-Zeiten haben wir regelmäßig unterhaltsame, interessante und großartige Abende zusammen verbracht, bei denen nicht nur Firmenthemen diskutiert wurden. Bei der Auswahl der passenden Personen sind zum einen eine entsprechende Vorauswahl durch einen guten Personalberater oder unsere Personalabteilung wichtig. Dann bedienen wir uns der klassischen Auswahlverfahren wie digitale Meetings, physische Meetings, alles natürlich nach einer strukturierten, standardisierten Vorgehensweise, um eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Gerne weichen wir an der ein oder anderen Stelle von dieser Struktur auch mal ab. Es geht mir dann darum herauszukitzeln, ob der Bewerber auch menschlich zu uns passt; Ob er zu mir, aber auch zu den Kollegen passt, die nachher mit ihm zusammenarbeiten werden. Daher versuche ich auch hier die engsten zukünftigen Mitarbeiter eines Bewerbers in den Auswahlprozess miteinzubeziehen. Der Bewerber muss zu mir, aber natürlich auch zum Unternehmen generell und zu den anderen Führungskräften passen!

Worüber können Sie herzlich lachen?

Christian Leibinger:
Wenn unser Sohn Grimassen vor dem Spiegel mit mir schneidet. Manchmal allerdings auch über mich selbst, dies sollte man vermutlich auch öfters tun.

Wie motivieren Sie sich? Woraus ziehen Sie Ihre Energie?

Christian Leibinger:
Zeit mit meiner Familie ist das Wichtigste für mich. Urlaub und vor allem Reisen im Kreis der Familie verleihen mir einen Energieschub und ermöglichen es, manche Dinge mit etwas Abstand und Ruhe von einer anderen Perspektive aus zu betrachten.
Aber auch Erfolge in der Firma sind für mich motivierend. Es motiviert mich, wenn unser Unternehmen finanziell erfolgreich und auf einem Wachstumskurs ist. Außerdem motivieren mich unsere Produkte ungemein. Wir helfen Menschen und Kindern, bei denen im Leben etwas falsch gelaufen ist. Wir machen es möglich, dass diese Menschen wieder ein normales oder normaleres Leben führen können. Das motiviert!

Haben Sie einen Leitspruch oder ein Lebensmotto, das Sie begleitet?

Christian Leibinger:
Nein. Das mag vielleicht etwas komisch klingen, aber ich bin kein Mensch, der sich Sorgen darum macht, was wohl in zehn Jahren ist, ob es mir und meiner Familie dann gut gehen wird. Daher brauche ich auch kein Motto. Ich stehe morgens auf und packe den Tag an, ganz ohne Motto!

Gibt es ein Buch, das Sie gerne Menschen, die Ihnen etwas bedeuten, mit auf den Weg geben?

Christian Leibinger:
Die Bücher von Thomas Mann sind für mich Klassiker. Sein Roman "Die Buddenbrooks" von 1901 ist für mich ein unheimlich spannendes Buch, das immer noch aktuell ist, für Familie und Unternehmen.

Ihre Frau kommt aus Nord- und Sie aus Süddeutschland: Meer oder Berge?

Christian Leibinger:
Beides. Im Sommer geht es in den Norden, Richtung Hamburg ans Meer. Im Winter genießen wir die Berge im Süden.

Wenn Sie drei geschichtliche Persönlichkeiten zum Essen einladen könnten, wen würden Sie einladen und warum?

Christian Leibinger:
Thomas Mann, da ich seine Bücher liebe. Gerhard Schröder, ich finde ihn als Person unterhaltsam, unabhängig von seiner Politik. Mstislaw Rostropowitsch, der Held meiner inzwischen leider beendeten Cello-Karriere.

Möchten Sie unseren Lesern zum Abschluss noch etwas mit auf den Weg geben?

Christian Leibinger:
Es kommen auch wieder gute und normale Zeiten. Ich jedenfalls glaube daran. Das Wichtigste an einem Familienunternehmen ist die Familie. Die Familie muss dabei permanent dafür sorgen, dass sie synchron zur Entwicklung des Unternehmens und seiner Kultur bleibt. Das ist die Voraussetzung dafür, dass das Unternehmen die Familie noch stärker zusammenschweißt und nicht entzweit.

Herr Leibinger, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Die KLS Martin Group ist ein erfolgreiches und innovatives Medizintechnikunternehmen. Von klassischen Instrumenten kommend, entwickelt, produziert und vertreibt die KLS Martin Gruppe heute insbesondere auch Implantate, OP-Leuchten, chirurgische Laser und elektrochirurgische Systeme.Die neueste Entwicklung sind patientenindividuelle Implantate, die im 3D-Druck Verfahren aus Titan oder biokompatiblen Kunststoffen hergestellt werden. Unter dem Motto "Chirurgische Innovationen sind unsere Leidenschaft" arbeiten weltweit über 1.600 Mitarbeitende für die Gruppe. Alle Produkte finden in OP-Räumen Anwendung.

Daneben bietet die KLS Martin Group auch individuelle Raumlösungen für den OP. Produktionsstätten gibt es in Deutschland, den USA und Malaysia. Die USA sind nach wie vor wichtigster Medizintechnikmarkt der Welt, auch für die KLS Martin Group, die die Hälfte ihres Umsatzes in den USA erzielt.Seit 2020 sind alle Unternehmen der KLS Martin Group im alleinigen Eigentum der Familie Leibinger. Im Geschäftsjahr 2020 erzielte die KLS Martin Group einen Umsatz von rund 300 Millionen Euro.

Christian Leibinger
ist seit 2020 Geschäftsführender Gesellschafter der KLS Martin Group. Er übernahm im Jahr 2018 die Unternehmensleitung in der fünften Generation. Sein Vater, Karl Leibinger, hatte den Generationswechsel frühzeitig geplant und konsequent umgesetzt und sich mit 65 Jahren aus der operativen Geschäftsführung mehr und mehr zurückgezogen. Christian Leibinger besitzt heute 85 Prozent der Anteile der Unternehmensgruppe, seine Schwester, die in München lebt und arbeitet, hält 15 Prozent.

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