Der Europa-Park darf öffnen!

Der Freizeitpark wird zum Modellprojekt – mit stark eingeschränkter Besucherzahl. Parkchef Roland Mack gibt derweil mit großen Investitionen schon wieder mächtig Gas

 
Foto: Europa-Park
 

Rust. Für die ersten Besucher dürfte es gefühlt recht einsam werden, für die Inhaberfamilie Mack ist es ein wichtiges Zeichen: Landrat Frank Scherer hat im Namen des Ortenaukreises die Zulassungsgenehmigung zur Durchführung des Modellvorhabens zur Öffnung des Europa-Parks noch vor Pfingsten übergeben. "Das ist ein ganz wichtiges Signal, nicht nur für die Tourismus-Branche. Was im Europa-Park möglich ist, wird auch in anderen Branchen und Bereichen mit vernünftigen Konzepten machbar sein", so Scherer.

Nach Angaben von Parkchef Roland Mack wird zunächst gemäß dem wissenschaftlich von der Uni Freiburg begleiteten und durch das Sozialministerium des Landes genehmigten Modellprojekt an den ersten Tagen ein Testlauf mit 3000 Besuchern gestartet. Dafür sind umfangreiche Hygieneauflagen zu erfüllen. Ebenso an Pfingsten, dann sind jeweils 10.000 Besucher zugelassen – auf einer Fläche von gut 100 Fußballfeldern.

Dennoch zeigte sich Mack zufrieden: "Wir freuen uns sehr über die Genehmigung als Modellprojekt und können es kaum erwarten, nach langer Zeit wieder Besucher empfangen zu dürfen. Bereits im vergangenen Jahr haben wir gezeigt, dass ein Betrieb des gesamten Resorts unter Berücksichtigung umfangreicher Hygieneregeln möglich ist."

Die Besucher sehen das offenkundig ähnlich: Dem Vernehmen nach hat das Ticketsystem des Parks allein für den Sonntag 100.000 Anfragen registriert.

Wobei Parkchef Mack ohnehin nicht der Typ ist, der jetzt einfach die nächsten Wochen abwartet. Dem "Handelsblatt" sagte der 71-jährige, er habe "gerade erst" Investitionen in Höhe von 30 Millionen Euro abgezeichnet. Für das Geld soll nicht nur der Kindergarten erweitert werden und ein Mitarbeiterhaus entstehen. Zudem wird mit dem Miniaturwunderland als weltgrößter Modelleisenbahn in Hamburg bis Ende des Jahres ein immersives Besuchererlebnis realisiert und zusammen mit der Kette Mövenpick eine "revolutionäre Veränderung" der Gastronomie durch eine Verquickung von Fahrgeschäft, virtueller Realität und Esskultur. Das Konzept soll in Erlebnisgastätten weltweit vermarktet werden.

Parallel treibt Familie Mack den Bau eines ganz neuen Themenbereichs mitsamt einem nicht näher beschriebenen "schnell fahrenden System" mittels einer "Großfahranlage" voran – der nicht in der zuvor genannten Investitionssumme enthalten ist. Laut Mack ist das Projekt zeitnah spruchreif: "Die Anträge könnten bei den Behörden eingereicht werden."

Wobei das Vorhaben keine Arbeitsbeschaffung für den eigenen Fahrgeschäfthersteller Mack Rides ist. Denn auch dort herrscht inzwischen wieder Aufbruchstimmung, wie Mack dem "Handelsblatt" sagte: Noch vor wenigen Tagen sei dort der Auftragsbestand bedrohlich gesunken, inzwischen sei bei einem wichtigen Projekt für einen neuen Freizeitpark in den USA nicht nur der Stopp aufgehoben worden – es würde auch mehr bestellt, als zunächst gedacht.

Wobei man bei aller Zuversicht im Park eine Kennzahl nicht aus den Augen verlieren darf: "Uns fehlen 300 Millionen Euro an Einnahmen. Bis Jahresende dürfte es sich bei der Deckelung der Besucherzahlen auf 400 Millionen summieren", ordnet Mack die aktuelle Lage ein.

Teilen auf

Das könnte Sie auch interessieren