Der verlorene Sohn
Steffen Männle hat das Unternehmen seiner Familie vor der Insolvenz bewahrt. Jetzt macht er sich auf, ein eigenes Kapitel zu schreiben.
reki
01.01.2013 | 23:40
Foto: Jigal Fichtner
Es sind die Geschichten, die man gerne liest, von jungen Männern, Helden, die retten. Die Welt, vielleicht auch nur den Familienbetrieb. Wie die Geschichte von dem Holzfachhändler Pur Natur aus Zell am Harmersbach, einem Kleinstadtidyll im Schwarzwald.
Steffen Männle, gerade mal 26, studierte Internationales Management in Reutlingen und Frankreich, dann ging er zu Accenture, einer Frankfurter Unternehmensberatung. Eines Tages sollte er das von Vater Ruthard Männle 1988 gegründete Unternehmen übernehmen, so war’s geplant. Dass er so früh zurückkehrt, nicht.
Die Vorgeschichte: Im Laufe der Jahre hat sich Pur Natur vom Händler von Rund- und Schnittholz zu einem Lieferanten für Rohdielen gewandelt. Irgendwann reift die Idee, die Dielen für Innenraum und Terrassen aus dem eigenen Sägewerk direkt an Endkunden zu verkaufen. Männle trennt sich von dem Hauptabnehmer in Dänemark, schlittert 2008 prompt in die Wirtschaftskrise. Von da an geht es bergab, Ende 2011 droht die Insolvenz.
Also kehrt der Sohn Anfang 2012 heim und stellt das Unternehmen auf den Kopf. „Produktportfolio, Qualität und Personalstruktur stimmten. Aber wir mussten die Kosten reduzieren und den Vertriebsprozess reorganisieren“, erzählt Steffen Männle. Und internationalisieren. Denn für seine Dielen gibt es in Deutschland zu wenig Kunden. Männle führt eine ERP-Software ein und ordnet die Aufgaben im Unternehmen neu. Studenten der HTWG in Konstanz verpassen der Firma zudem eine neue Corporate Identity.
Die klare Markenkommunikation, die neue Website schaffen Wahrnehmung und Dialog. Aus Interessenten werden Kunden, Kunden bringen Umsatz. Seit Mitte des Jahres schreibt Pur Natur wieder schwarze Zahlen, für 2012 erwartet Männle einen Umsatz von 1,2 Millionen Euro, 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Umsatzziel 2013: 1,5 Millionen Euro. An Expansion denkt er erst ab 2014. Und dann einen Showroom in Berlin, vielleicht auch München eröffnen. Das Kapitel hat eben erst begonnen.