Der Zukunft zugewandt
Der Abgasbehandlungsspezialist Boysen gibt mächtig Gas: Der Umsatz wächst auf Rekordniveau, Daimler vergibt einen wichtigen Auftrag und hunderte Millionen Euro werden investiert. Chef Rolf Geisel lenkt den Blick aber schon einige Jahrzehnte voraus.
diwe
03.02.2017 | 09:00
Altensteig. Die aktuellen Nachrichten aus dem Hause Boysen kommen beinahe atemlos daher: Der Umsatz lag 2016 mit 1,6 Milliarden Euro auf Rekordniveau, ein Plus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der Mitarbeiter stieg um zehn Prozent auf 3600 Mitarbeiter. "Hinter uns liegt ein sehr bewegtes Jahr mit vielen Herausforderungen. Umso mehr können wir mit dem Ergebnis zufrieden sein. Alle gesteckten Ziele wurden erreicht", erläutert Geschäftsführer Rolf Geisel.
Nicht weniger zufrieden fügt er an: "Fast alle Auftragsvergaben, bei denen wir 2016 zu den Anwärtern zählten, wurden zu unseren Gunsten entschieden." Besonders wichtig ist Geisel der Auftrag von Daimler Trucks – Baoysen wird künftig europaweit die Abgastechnik für das Erfolgsmodell Actros liefern. Für den Geschäftsführer bedeutet das den Einstieg in das künftig immer wichtiger werdende Nutzfahrzeug-Segment.
Für das Team um Geisel beutetet der Erfolg zugleich eine heftige Aufgabenstellung – denn aktuell werden bereits zwei neue Fertigungswerke für Pkw-Abgabstechnik in Mexiko und Indien realisiert, daneben wird der Standort Plauen ausgebaut.
Als "Höhepunkt der bevorstehenden Baumaßnahmen" bezeichnet der Boysen-Chef einen weiteren Invest: In Simmersfeld im Nordschwarzwald wird ein 60.000 Quadratmeter großes Produktionswerk speziell für die Actros-Abgasanlagen gebaut. Mit diesem Großauftrag verbunden ist laut Geisel zugleich der Bau eines zweiten Fertigungswerks, hierzu sei aber noch keine Standortentscheidung gefallen. Insgesamt rechnet er 2017 und 2018 mit Investitionen von insgesamt rund 200 Millionen Euro.
Mit dieser Dynamik verändern sich auch die Kennzahlen des Unternehmens. Die Zahl der Mitarbeiter wird um gut 1000 steigen, davon allein 400 in Simmersfeld. Beim Umsatz rechnet Geisel für das laufende Jahr mit rund 1,75 Milliarden Euro, bis 2019 wird die zwei Milliarden Marke erreicht und für 2023 schließlich prognostiziert er 2,5 Milliarden Euro.
Doch was ist mit der Wende hin zur Elektromobilität, mit dem Abgasskandal? Hier hält sich Geisel bedeckt, verweist indes auf den Einstieg in den Bereich der Lkw-Abgasanlagen. In diesem Bereich rechnet er auch bis zum Jahr 2030 noch mit "weiterem Wachstumspotenzial". In seine weitergehenden Strategien lässt sich der Boysen-Chef aber nicht schauen, nur so viel lässt er raus: "Auch bei massiv rückläufigen Anteilen des Verbrennungsmotors sind erste Weichen für weiteres Wachstum und den Erhalt der Arbeitsplätze über 2030 hinaus gestellt."