Die Jagd beginnt
Bei Iveco ist alles vorbereitet: Ab 2021 rollen dort Trucks vom US-Pionier Nikola vom Band – mit E-Antrieb. Für die großen Hersteller ist die Kooperation eine Kampfansage. Und die nächste Antriebsrevolution steht schon bereit, dank Hilfe aus dem Land
red
20.08.2020 | 15:00
Ulm. Der Zeitplan entspricht der üblichen hohen Schlagzahl von Start-ups im Bereich neuer Mobilität: Anfang 2020 geben Iveco und der US-Hersteller Nikola eine Kooperation bekannt – im ersten Quartal 2021 sollen die ersten E-Lastwagen vom Typ "Tre" vom Band rollen. Dann wurden die angekündigten 40 Millionen Euro investiert. "Es werden Tausende Jobs entstehen", verspricht Trevor Milton, Chef und Gründer von Nikola in diesem Zusammenhang.
Wobei Milton jetzt bereits weitergehende Pläne angekündigt hat: Ab 2023 soll dem E-Truck ein Lastwagen mit Wasserstoff-Antrieb folgen. Möglich macht das eine Kooperation mit Bosch – das Stiftungsunternehmen ist mit einem dreistelligen Millionenbetrag an Nikola beteiligt und liefert wesentliche Teile der Brennstoffzelle zu.
Die Ansiedlung der Produktion bei Iveco in Ulm wird in der Branche als Kampfansage gesehen: Andere Hersteller wie Daimler oder MAN hängen mit den Plänen für eigene alternative Antriebe um Jahre hinterher. Andererseits werden die Vorgaben in Sachen Abgasen ganz ähnlich wie bei Autos stetig strenger.
Der 2014 in der US-Stadt Salt Lake City gegründete Nikola Motor sagen Kenner vor diesem Hintergrund ein ähnlich disruptives Potenzial nach, wie Tesla im Bereich Automobil: Der Fahrzeughersteller plant unter anderem revolutionäre Leasing-Angebote, die nicht nur Service und Fahrzeug, sondern auch den Energiebedarf mit abdecken. Dazu baut Nikola ein eigenes Netz an Wasserstoff-Tankstellen auf. Allein in Nordamerika sollen 700 Zapfstellen gebaut werden, an denen der Wasserstoff zugleich direkt erzeugt werden soll – und die Anlaufpunkte nutzen im besten Fall am Ende die Wettbewerber mit. Im September 2019 soll es bereits 14.000 Vorbestellungen für die Trucks gegeben haben.
An dem US-Unternehmen sind neben Bosch und dem norwegischen Wasserstoff-Spezialisten Nel Asa auch die CNH Industrial beteiligt: Hinter dem unscheinbaren Namen verbirgt sich die aus einer Fusion von CNH Global mit Fiat hervorgegangenen Konzermutter von Fahrzeugherstellern wie Iveco, Magirus und Case.
Das sind nicht die schlechtesten Voraussetzungen für die Jagd nach der Führungsposition bei den Antriebsarten der Zukunft.