Ein Museum für die "Landshut"

Der Bundestag gibt überraschend 15 Millionen Euro für Bau und Betrieb – Initiator David Dornier erwartet durch das Symbol einen "Besuchermagneten" // In der Bundespolitik gibt es nun Irritationen: die Entscheidung sei "bizarr"

 
Foto: Dornier Museum
 

Friedrichshafen. Das muss man dem SPD-Bundespolitiker Martin Gester lassen: Sein Coup in Sachen "Landshut"-Museum durch den Haushaltsausschuss hat Tatsachen geschaffen (siehe unten) – obwohl man in der Bundesregierung wohl andere Pläne hatte. Das berichtet jedenfalls aktuell Spiegel Online. Demnach zeigte sich Kulturstaatsministerin Monika Grütters verschnupft über das Vorgehen: "Eine Entscheidung für Friedrichshafen wäre nach unseren mühsamen Erfahrungen dort bizarr. Es gibt in der Bundesregierung niemanden, der den Akteuren dort zutraut, so ein wichtiges Projekt auf Dauer zu stemmen."

Laut dem Magazin läuft unter der Führung von Grütters ohnehin eine Prüfung, ob man das Museum nicht in Hangelar in Nordrhein-Westfahlen ansiedeln könnte – dort hat die Einsatztruppe GSG 9 ihren Sitz.

Diesem Ansinnen hat Gerster mit seinem nächtlichen Vorstoß – die Mitteilung über die Entscheidung des Haushaltsauschuss wurde um 3:17 Uhr versendet – zumindest zunächst einen Strich durch die Rechnung gemacht. Denn: Das Geld für das Museum ist an den Standort Friedrichshafen gebunden. Das hat der Ausschuss so entschieden – wohl durch eine Art Handel im Gegenzug für andere Zustimmungen.

Wobei Grütters schon eine Lösung für das Problem andeutet: Man könnte doch, vereinfacht gesagt, an zwei Standorten jeweils Teile des Wracks zeigen… Man darf gespannt sein, wie dieses Tauziehen am Ende ausgehen wird.

// Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat für die Umsetzung eines Musuemskonzeptes rund um das Flugzeug "Landshut" Mittel in Höhe von 15 Millionen Euro freigegeben. Das teilte der Abgeordnete Martin Gerster mit. Damit nimmt die Akte eine überraschende Wende: Noch vor wenigen Wochen war nicht klar, was mit dem Wrack geschehen soll.

Eingefädelt hat das ganze Unterfangen David Dornier, Nachfahre des legendären Flugzeug-Pioniers Claude Dornier: Im Jahr 2017 ließ er die heruntergekommene "Landshut" mit Hilfe des ehemaligen Außenministers Sigmar Gabriel aus Brasilien an den Bodensee bringen – da hatte die Boing 737-200 eine wahre Odysse hinter sich. Dabei hat die Maschine Geschichte geschrieben: die "Landshut" wurde 1977 im Zuge des RAF-Terrors entführt und es kam in Mogadischu, Somalia, zum bekannten Einsatz der Polizeitruppe GSG 9.

"Die Befreiung ist bis heute ein Symbol unserer wehrhaften Demokratie und einer freien Gesellschaft, die sich vom Terror nicht unterkriegen lässt", rechtfertigt Dornier den Aufwand. Allerdings war eben bislang nicht klar, was mit dem Wrack geschehen soll, das seit drei Jahren in einer Halle auf dem Areal des Flughafens Friedrichshafen "parkt".

Nun also die überraschende Wendung. Wobei die Planungen schon deutlich weiter sind, als in der Öffentlichkeit bekannt war. Denn Dornier stellt neben dem Museum der Familie am Flughafen ein Grundstück zur Verfügung. Darauf soll für vier Millionen Euro ein Gebäude samt Ausstattung entstehen, in dem die Maschine mitsamt Historie gezeigt werden soll – 2,5 Millionen Euro fließen zudem in die Restaurierung der "Landshut". Und 7,5 Millionen Euro sind als Betriebskostenzuschuss für zehn Jahre vorgesehen. Nun soll zeitnah eine Stiftung entstehen, die das Museum bauen und betreiben soll. Deren Titel: "18. Oktober", in Anlehnung an das Datum der Erstürmung.

Der Initiator Dornier ist jedenfalls schon jetzt vom Erfolg des Museums überzeugt: "Die 'Landshut' wird auf großes Interesse stoßen und sich zu einem Besuchermagneten entwickeln." Man darf gespannt sein, ob der sogenannte "Deutsche Herbst" des Jahres 1977 und seine Entwicklung tatsächlich so stark im öffentlichen Bewusstsein verankert ist.

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