Eine Messe wagt den Neustart

Die Friedrichshafener wollen mit "Interboot", "Fakuma" und "Eurobike" die Mit-Corona-Zeit einläuten. Das hat auch mit dem wirtschaftlichen Druck zu tun // Zumindest die Kunststoffmesse bleibt aber nun weiter auf dem Prüfstand

 
Foto: Messe Friedrichshafen
 

Friedrichshafen. Entgegen den Aussagen von Klaus Wellmann, Geschäftsführer der Messe Friedrichshafen, auch mit der Messe "Fakuma" einen Neustart in eine Mit-Corona-Zeit zu wagen, erscheint zumindest diese Messe noch nicht sicher zu sein: Nach dem in den vergangenen Tagen mehrere potenzielle Aussteller ihre Teilnahme öffentlich abgesagt hatten, bekam econo eine knappe Aussage von Seiten des Veranstalters P.E. Schall: "Bis spätetens 31. Juli fällt die finale Entscheidung." Bis dahin bleibt die "Fakuma" im Jahr 2020 weiter in der Schwebe.

Die Möglichkeitsform ist derzeit bei Unternehmen beliebt. Motto: Hätte es Corona nicht gegeben… Ähnlich verfährt auch Klaus Wellmann, Geschäftsführer der Messe Friedrichshafen: "Wir sind mit unseren Messen im Januar und Februar sehr erfolgreich gestartet." So habe beispielsweise die Motorradwelt Bodensee einen Doppelrekord mit 50.000 Besuchern und 300 Ausstellern hingelegt.

Dann kam die Pandemie und damit der Ausfall von Großveranstaltungen. 15 Eigen- und elf Gastveranstaltungen, die zwischen März und August geplant waren, musste die Messegesellschaft laut Wellmann streichen. Und die Fieberambulanz füllte zwar die Hallen, gleicht aber die Verluste nicht aus. Aktivitäten wie das Autokino mit 14.000 Besuchern bei 82 Vorstellungen kamen gut an – allein es bliebt der wirtschaftliche Druck: Laut Wellmann könnte am Jahresende ein Minus von 15 Millionen Euro in der Bilanz stehen.

Da Ende 2019 der Schuldenstand bei 36 Millionen Euro lag, erhöht die Prognose den Handlungsdruck. Zumal die Messegesellschaft aufgrund des Haupteigentümers, der Stadt Friedrichshafen, nicht von den staatlichen Hilfsprogrammen profitiert. Laut Wellmann stehe man deshalb mit der Landesregierung in Verbindung.

Klar ist aber: Die Messe braucht einen Neustart, um die Verluste möglichst gering zu halten. Deshalb nimmt im September auch die Messe "Interboot" als "eine der ersten Messen in Baden-Württemberg wieder Fahrt auf". Wellmann: "Es wird eine spezielle 'Interboot' mit unüblichem Format und schlanker Dimension." Das Messe-Team habe dafür spezielle Hygienekonzepte entwickelt. Wobei die Schau rund um den Wassersport nur der Auftakt ist – auch die Fachmesse "Fakuma" soll durchgeführt werden, ebenso die "Faszination Modellbau" und die Weltleitmesse der Fahrradbranche "Eurobike" soll nun Ende November stattfinden.

Die Corona-Auswirkungen trafen die Messe nach einem ohnehin herausfordernden Jahr: Der Umsatz zum Stichtag Ende 2019 schrumpfte um rund zehn Millionen Euro auf 26,6 Millionen. Damit war zwar gerechnet worden, da turnusgemäß eine Reihe von Messen nicht stattfanden. Und dennoch stand am Ende noch ein Plus von 270.000 Euro in den Büchern.

Aber auch ohne Corona bleibt weiterhin eine Frage offen: Wie geht es nach dem Aus für das Zugpferd "Outdoor" weiter? Immerhin war die Fachmesse für Sportaktivitäten eines der wirtschaftlichen Standbeine.

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