Eisenmann im Hauruck-Modus

Der Anlagenhersteller stellt sich neu auf – weil man sich bei Großprojekten verhoben hat. Chefsanierer Michael Keppel hat nun die Reißleine gezogen: er stellte einen Insolvenzantrag

 
Foto: Eisenmann
 

Böblingen. So schnell kann es gehen. Im März startete Eisenmann ein Restrukturierungs- und Neupositiontierungsprogramm, im Juni holte man den Sanierer Michael Keppel als Chief Restructuring Officer an Bord – und der hat jetzt beim Amtsgericht Stuttgart Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt: "Wir mussten schnell und konsequent handeln."

Was ist geschehen? Bereits an der Bilanz 2017 lässt sich ablesen, dass bei Eisenmann die Geschäfte nicht mehr optimal laufen. So sank der Umsatz von 861,6 Millionen Euro im Vorjahr auf 722,8 Millionen. Das Ergebnis nach Ertragssteuern war zwar positiv – aber anstatt eines zweistelligen Millionenbetrags stand dort nur ein einstelliger. Schlimmer aber muss nach Angaben von Keppel das Jahr 2018 verlaufen sein: Akquisition und Abwicklung "diverser Großprojekte" haben demnach zu einem hohen Jahresverlust geführt.

Dazu muss man wissen: Das Hauptgeschäft von Eisenmann sind Anlagen unter anderem zum Beschichten, Lackieren und Kleben, zu den Kunden zählen unter andrem Tesla und Lamborghini. Die großen und komplexen Anlagen schlagen mit Umsatzrelevanten mit Größenordnungen im zwei oder gar dreistelligen Millionenbereich zu buche. Geht hier was schief, sind die Auswirkungen gravierend. Deshalb der Hauruck-Modus ab März in Richtung Neuausrichtung. Wobei laut Mitteilung der Verwaltungsrat, die Familie Eisenmann sowie die Kreditgeber den eingeschlagenen Weg unterstützen. 

Das betrifft auch das Insolvenzverfahren, das für die Muttergesellschaft sowie die Eisenmann Anlagenbau, die Eisenmann Lactec und die Enisco beantragt wurde und von dem rund 3000 Mitarbeiter betroffen sind. Wobei der Chefsanierer Zuversicht verbreitet: "Wir fokussieren uns auf unser Kerngeschäft und wollen mit der Sanierung im Insolvenzverfahren die strategische Neuausrichtung der Gruppe voranzutreiben, um so schnell wie möglich zu einem profitablen Geschäft zurückzukehren."

Allerdings wird man das nicht alleine schultern können: Speziell für das Geschäft mit Lackieranlagen und Applikaitonssystemen sucht Eisenmann nach einem "strategischen Partner". Keppel: "Die ersten Interessenten haben sich auch schon gemeldet." 

Teilen auf

Das könnte Sie auch interessieren