Es geht wieder los – mit Abstand!
Die Freizeitparks im Land dürfen Ende Mai in die Saison starten. Die Auflagen sind streng – und noch nicht komplett bekannt. Jetzt hat der Europa Park erste Eckdaten genannt: Die Zahl der Besucher wird stark beschränkt
red
08.05.2020 | 15:00Letztes Update:
14.05.2020 | 09:00
Cleebronn/Rust/Mainau. Der 29. Mai ist in diesem Jahr ein besonderer Freitag: Es ist der von Verantwortlichen in den Freizeitparks im Land herbeigesehnte Termin für den behördlich genehmigten Start in die Saison im Zuge der Corona-Maßnahmen – zudem ist es der Freitag vor dem langen Pfingstwochenende. Das verspricht Aufmerksamkeit und Besucherandrang pur! Oder wie es Birger Meierjohann, Pressesprecher der Erlebnispark Tripsdrill, ausdrückt: "Alle unsere Mitarbeiter freuen sich, dass es bald losgeht!"
Auch im Europa Park hat man wie auch beim Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen in den vergangenen Wochen intensiv an einem Maßnahmenkatalog gearbeitet, "in enger Absprache mit den Behörden", wie es aus Rust heißt. Denn: Sicherheitsabstände, Hygieneregeln, Desinfektionmaßnahmen gelten nicht nur in Einkaufsläden, sondern auch in den Parks.
Was man sich irgendwie nicht so recht vorstellen kann: Social Distacing in Warteschlange und Achterbahn?
Der Europa Park hat jetzt erste Infos rund um den Neustart bekannt gegeben: Demnach wird die Zahl der täglichen Besucher auf 15.000 beschränkt. Die Zahl ergebe sich rechnerisch aus den 95 Hektar Fläche und den Abstandsregeln. Die Besucherzahl liege somit "deutlich unter 50 Prozent des regulären Besucheraufkommens", wie es von Seiten des Parks heißt. Nicht bekannt ist bislang, welche Auswirkungen die Begrenzung der Zahl auf die Attraktionen hat und ob eventuell wegen der geringen Auslastung nicht alle geöffnet werden.
Wobei die Auslastung des Parks eigentlich stark schwankt – rein rechnerisch kommt man nämlich bei der Umrechung der Besucherzahl von 5,7 Millionen im Jahr 2019 auf die rund 290 Öffnungstage auf rund 20.000 Besucher pro Tag. Allerdings schieben sich in Hochzeiten an Sommertagen eben bis zu 60.000 durch den Park, an anderen sind es deutlich weniger.
Auch Tripsdrill-Sprecher Meierjohann zeigt sich überzeugt, dass es funktioniert: "Wir gehen davon aus, dass sich überall Lösungen finden lassen." Wobei er auf Anfrage von econo ein Aber hinterher schiebt: "Die Umsetzung ist natürlich abhängig von den Auflagen, die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht feststehen."
Dazu muss man wissen: Die Verantwortlichen auf Bundes- und Landesebene haben zwar bereits das Datum für die Öffnung festgelegt und die üblichen Maßnahmen zu Hygiene und Abstand sind auch bekannt. Meierjohann: "Wir genau die Auflagen aber gestaltet werden, steht noch nicht fest. Wir hoffen, bald Auskunft von den Behörden zu bekommen."
Zugleich hat der Park in Rust schon weitgehend vorgearbeitet: Die Besucherzahlen werden dort durch tagesbasierte Online-Tickets begrenzt. Es sollen "neue Technologien im Bereich des Warteschlangen-Managements und des Wahrens von Abständen" eingesetzt werden. Es gibt zusätzliche Desinfektionsstationen und Abstandsmarkierungen in Wartebereichen und Restaurants.
In anderen Freizeiteinrichtungen im Land hat man mit all diesen Maßnahmen bereits erste Erfahrungen: Zoo, Tiergärten und botanische Gärten dürfen (ähnlich wie Museen und Ausstellungen) nämlich seit dem 6. Mai wieder für Besucher öffnen. So sind in Tripsdrill der Wildpark und das Wildparadies wieder offen. Auch der erst im vergangenen Jahr umfangreich umgebaute Park "Tatzmania" in Löffingen lockt Besucher, ebenso der Steinwasenpark bei Freiburg. Und die Insel Mainau im Bodensee lässt wieder Besucher über die Brücke auf das Eiland – allerdings nur nach einem strengen Einlassverfahren mit Zeitfenster und Onlineticket und Auflagen zu Abstand und Hygiene.
Wobei es der Mainau ähnlich geht wie dem Park in Tripsdrill und allen anderen: Das Frühjahrsgeschäft ist futsch – speziell auf der Mainau ist die zehntausenfache Tulpenblüte ein Hingucker, die tausende Besucher sonst gerne bestaunen. Tripsdrill-Pressesprecher Meierjohann mag die Umsatzeinbußen gar nicht erst beziffern. Schließlich hätte das Frühjahr aufgrund des prächtigen Wetters im April "sehr erfolgreich werden können – in einem anderen Jahr mit einem verregneten Frühjahr sähe es ganz anders aus". Deshalb seien auch mehr als 200 Mitarbeiter in Kurzarbeit gewesen.
Beim Europa Park beziffert man gegenüber der "Badischen Zeitung" den Umsatzausfall über alle Bereiche hinweg auf gut 100 Millionen Euro. Parallel wurden Investitionen in Höhe von 40 Millionen Euro aufgeschoben, allerdings sollen die Baustellen nun "zeitnah" wieder anlaufen.
Kein Wunder also, dass Meierjohann und alle Kollegen im Land den 29. Mai im diesjährigen Kalender dick angestrichen haben.
Bevor es indes los geht, wagt man im Europ Park noch ein Experiment: Am 17. Mai flimmert im Autokino in Offenburg die Weltpremie des neuen Kurzfilms "Aufbruch nach Batavia" des Parks über die Leinwand, eingepackt in ein ganzes Paket aus Kurzfilmen aus dem eigenen Fundus. Ein Teil der Erlöse will der Park an das Ortenau Klinikum zur Unterstützung überweisen.