Existenzkampf in der Dritten Liga

Ligakonkurrent Alemannia Aachen ist insolvent, der VfL Osnabrück steht kurz davor. Und auch der Karlsruher SC ist finanziell nicht auf Rosen gebettet. Zum sportlichem Wettkampf gesellt sich der finanzielle – um die eigene Existenz

 
Foto: Robert Schwarz
 

Karlsruhe. Nach sechs Siegen in Folge ist der miese Saisonstart des Karlsruher SC Geschichte. Der Verein strebt Richtung Liga Zwei. Überschattet wird die Serie des KSC von dem Problemfällen innerhalb der Dritten Liga. Alemannia Aachen, vor einigen Jahren noch in der Bundesliga vertreten, hat Insolvenz angemeldet. Nun interessiert sich auch die Staatsanwaltschaft für den Fall des einstigen Erstligisten. Im besten Fall droht der Alemannia der Abstieg in die Regionalliga. Zudem kämpft auch der Tabellenführer, der VfL Osnabrück, gegen die Insolvenz.

So weit ist es in Karlsruhe noch nicht. Dennoch ist klar: Um ein ähnliches Schicksal zu vermeiden, muss der KSC so schnell wie möglich zurück in die Zweite Liga. Aus wirtschaftlichen Gründen, wie Präsident Ingo Wellenreuther und Marketingchef Axel Bathiany bereits vor dem Saisonstart während einer Diskussionsveranstaltung des Wirtschaftsrats der CDU bekräftigten.

Die Probleme der meisten Drittligisten sind nicht nur hausgemacht. Wellenreuther beziffert allein die jährlichen Mindereinnahmen auf rund 3,5 Millionen Euro. Am schwersten wiegen die gesunkenen TV-Einnahmen. In der Zweiten Liga liegen die zwischen 3,8 und 5,5 Millionen Euro, eine Klasse darunter bei noch 700 000 Euro. „Die Rahmenbedingungen für eine Vermarktung sind unterirdisch“, so Bathiany. Dennoch gilt der KSC mit einem Personal-Etat von vier Millionen Euro, dem höchsten aller Drittliga-Clubs, als erster Aufstiegsanwärter.

Die Dritte Liga ist Balance- und Kraftakt zugleich. Zwar hat das KSC-Präsidium den Verlust von 3,5 Millionen auf aktuell 1,5 Millionen Euro gedrückt. Allerdings lasten die Verbindlichkeiten von acht Millionen Euro, wie sie von Fachmedien kolportiert werden, schwer. „Wir haben die Lizenz zwar bekommen, aber es ist Jahr für Jahr ein verdammt hartes Stück Arbeit“, sagt Wellenreuther. Einfacher macht ein weiteres Jahr in Liga Drei das Unterfangen nicht. Das hat auch strukturelle Gründe.

Die Kluft zwischen den beiden Profiligen unter Regie der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und der Dritten Liga, die unter dem Dach des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) organisiert wird, hat Ursachen. So ist der DFB seit Jahren auf der Suche nach einem Namenssponsor für die Liga. Der sollte den Vereinen jeweils einen niedrigen sechsstelligen Betrag einbringen.

Die Medienpräsenz, in erster Linie gemessen an der Zahl der Sendeminuten, geht zurück, trotz der starken Besetzung mit vielen Ex-Bundesligisten in den Jahren zuvor. Zudem erlebte die Liga in der vergangenen Saison einen Zuschauereinbruch auf erstmals unter 5000 Besucher im Schnitt. Wolfgang Gräf, Geschäftsführer des Liga-konkurrenten SV Wehen Wiesbaden bezeichnet Liga Drei wirtschaftlich als eine „volle Katastrophe“ und verglich sie in einem Interview mit dem Fachblatt Kicker vor dem Saisonstart als „Patient auf der Intensivstation“.

Die Lage der Liga wird sich zudem mittelfristig kaum verbessern. Während die Bundes-liga und ihr Unterhaus über den TV-Vertrag, der den 36 Vereinen jährlich rund 628 Millionen bringt, jubeln, herrscht eine Etage drunter Katerstimmung. Die Kluft werde noch größer, erklärt Gräf weiter. Nicht einmal sportlich erfolgreiche Teams wie der VfL Osnabrück schaffen es, die dritte Liga nachhaltig zu finanzieren.

Für den KSC gilt deshalb: Aufstieg packen. Auch die Stadionfrage hat Wellenreuther wieder aufgewärmt. Eine neue Arena kann sich der Verein alleine nicht leisten. Der Blick geht deshalb in Richtung Stadt. Wellenreuther: „Wir fordern nichts. Wir weisen darauf hin, dass es auf Dauer so nicht mehr geht. Die alles entscheidende Frage ist die: Wollen wir in Karlsruhe künftig noch Profi-Fußball sehen. Das geht nur mit einem neuen Stadion.“ Das Problem: Ähnlich hatte auch Alemannia Aachen vor einigen Jahren argumentiert. Eine moderne Arena löste das traditionsreiche Tivoli-Stadion ab. Das Ende ist bekannt.

Teilen auf

NO!