"Fast alle Flughäfen leiden"
Rekordjahr – und was dann? Der Geschäftsführer des Baden-Airparks, Manfred Jung, prognostiziert sinkende Passagierzahlen und harte Zeiten für die Flughäfen im Land.
14.06.2013 | 09:56
Karlsruhe/Baden-Baden. 2012 war ein Jahr der Rekorde für den Baden-Airpark. Der Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden hat 1,3 Millionen Passagiere befördert, der Gewerbepark bietet mehr Arbeitsplätze als je zuvor. Dennoch ist nicht alles Gold, was glänzt: Im Interview mit Econo Online spricht Geschäftsführer Manfred Jung über die Probleme der deutschen Flughäfen, die Ziele des Baden-Airpark und dessen mangelhafte Anbindung an die Infrastruktur.
Herr Jung, 2012 war ein historisches Jahr für den FKB: 1,3 Millionen Passagiere – mehr als je zuvor, obgleich nur 1,2 Millionen geplant waren. Was waren die Ursachen für das unerwartete Rekordjahr?
Zu diesem Rekordjahr hat sicher beigetragen, dass RyanAir bei uns seit März 2012 eine Basis betreibt. Und wir verfügen über ein gutes Einzugsgebiet mit vier Millionen Einwohnern, die innerhalb einer Autostunde den Flughafen erreichen können. Die Zahlen dokumentieren, dass der Bedarf für einen Regionalflughafen vorhanden ist.
Geht der Höhenflug auch 2013 weiter?
Nein, wir kalkulieren für das aktuelle Jahr mit einem Rückgang von rund 15 Prozent. Damit wären wir mit 1,1 Millionen Passagieren wieder auf dem Niveau von 2011.
Wo liegen die Gründe?
Wegen der Luftverkehrsabgabe bevorzugen Anbieter wie RyanAir ausländische Standorte in unmittelbarer Nähe. Diese sind nicht von der Abgabe betroffen, etwa der Flughafen Straßburg-Entzheim oder der Euro-Airport in Basel. Es zeigt das, was wir schon immer gesagt haben: Eine Abgabe, die nur landes- aber nicht europaweit gilt, ist ein großer Fehler. Der Flughafen Karlsruhe-Baden-Baden ist aber kein Einzelfall. Darunter leiden vor allem grenznahe Flughäfen: In Nordrhein-Westfalen sind die Auswirkungen auf die Passagierzahlen sogar größer als bei uns.
Dazu kommt, dass viele Fluggesellschaften ihr Flugnetz ausdünnen, Destinationen streichen wie Air Berlin jüngst vor Monaten auch am Baden-Airpark. Dazu kommt die Insolvenz von OLT. Wie groß ist Konkurrenzkampf zwischen den Flughäfen geworden?
Fast alle Flughäfen leiden derzeit unter einer rückläufigen Entwicklung der Passagierzahlen. Es ist eine gewisse Sättigung der Nachfrage eingetreten. Die Airlines tun sich deshalb sehr schwer, Geld zu verdienen. Air Berlin ist da nur ein Extremfall. Selbst eine Airline wie Lufthansa, die noch schwarze Zahlen schreibt, strukturiert um, streicht Flüge oder schichtet sie um. Die Konkurrenz der Flughäfen untereinander war aber schon immer da. Allerdings verfügen wir wie gesagt über ein gutes Einzugsgebiet mit entsprechender Nachfrage. Und wenn diese Nachfrage vorhanden ist, findet man auch trotz der Abgabe Airlines. Nach der Insolvenz von OLT haben wir zum Beispiel für die Strecke nach Hamburg mit Intersky schnell einen Ersatz vorgestellt.
Sie sind jetzt fast seit 13 Jahren im Amt. Was hat sich seitdem geändert?
Als ich hierher kam, war der Flughafen ein kanadischer Militärflughafen. Heute ist der FKB ein ziviler, funktionierender, internationaler Flughafen, mit allem, was man braucht. Das ist eine schöne Entwicklung. Man darf nicht vergessen: Wir haben parallel ein Gewerbegebiet entwickelt, das inzwischen 2200 Arbeitsplätze vorhält.
Wie intensiv verfolgen Sie die Berichterstattung über die Insolvenz des Black Forest Airports in Lahr?
Ich lese die Meldungen interessiert. Aber die Entwicklung überrascht mich nicht. Mehr möchte ich dazu aber nicht zu sagen.
Die Zahl der Arbeitsplätze am Baden-Airpark steigt seit Jahren. Haben Sie für die Zukunft Zielvorgaben definiert, was Wachstum und Neuansiedlung von Firmen angeht?
Konkrete Ziele kann man nicht definieren. Die Nachfrage nach Flächen verläuft wie die Konjunktur und damit auch der Flugverkehr in Wellenbewegungen. Ein durchschnittliches Wachstum von 100 Arbeitsplätzen pro Jahr ist aber durchaus eine Größe, die wir im Sinn haben.
Noch sind rund 50 Hektar Gewerbefläche auf dem Gelände des Airparks frei. Welche Branchen sollen sich am Airpark ansiedeln?
Der Schwerpunkt liegt ganz klar auf dem Aviation-Sektor sowie Unternehmen, die den Flughafen für ihr Gewerbe nutzen. Die DRF Flugrettung hat etwa ihren Standort erweitert und rund 70 neue Arbeitsplätze in ihrem Operation-Center geschaffen.
In der Region wird seit Jahren um den Anschluss des Airparks an die A5 gerungen. Wie realistisch ist dieser Wunsch in Zeiten knapper Kassen?
Der Wunsch nach einem Autobahnanschluss ist sehr realistisch. Das Gewerbegebiet wächst, der Verkehr in den umliegenden Gemeinden auch. Wir setzen alles daran, das Projekt so schnell wie möglich zu realisieren.
... und der Anschluss ans Schienennetz?
Da sieht es anders aus: Der Anschluss rechnet sich – Stand jetzt – aus wirtschaftlicher Sicht nicht. Deshalb schlummern die Pläne derzeit in einer Schublade. Das heißt aber nicht, dass sie dort für immer bleiben müssen. Wir befinden uns in einer Planungspause, nicht auf einer Beerdigung.