Feige Kontrolleure

Monatelang war die Uniklinik wie gelähmt

 
 

Stellen Sie sich mal folgende Situation in Ihrem Unternehmen vor: Der Aufsichtsrat teilt in einer Pressemitteilung mit, dass er dem Vorstandsvorsitzenden und seinem Stellvertreter nicht mehr vertraut. Die Situation sei nicht hinnehmbar und könne nicht länger toleriert werden. Was wird passieren? Die Antwort: erst mal nichts. Unvorstellbar, oder? Aber im Fall der Uniklinik Freiburg leider wahr.

Monatelang hat der Streit an der Spitze die Uniklinik gelähmt. Das ist umso unverständlicher, wenn man bedenkt, um was für eine Top-Adresse es hier geht. Die Uniklinik ist das drittgrößte Krankenhaus in ganz Deutschland. Mit ihren 8000 Beschäftigten ist sie der mit Abstand größte Arbeitgeber Südbadens. Doch die Führungsschwäche, die die Klinik nun gezeigt hat, reicht bis an die Spitze des Aufsichtsrats, ins Stuttgarter Forschungsministerium. Jetzt ist der Knoten endlich gelöst.

Eine Woche nachdem mit Klaus Tappeser ein neuer Chef an die Spitze des Kontrollgremiums rückte, boten die beiden Streithähne an der Klinikspitze ihren Rücktritt an. Es brauchte weitere zehn Tage, bis diese akzeptiert wurden. Die Ära Holz­greve/Wertheimer ist damit Geschichte. Nach Nachfolgern wird gefahndet. Bis dahin gibt es Interimslösungen.

Was bleibt, ist ein Bild von sich öffentlich zankenden Spitzenmanagern. Es bleibt der Eindruck eines sich überschätzenden ärztlichen Direktors, der sich bei großen Teilen der Belegschaft unmöglich gemacht hat. Und es bleibt ein katastrophales Zeugnis für den Aufsichtsrat, der mit seinem feigen Zögern vor allem die 8000 Mitarbeiter belastet hat.

Die freie Wirtschaft hätte nie so zäh reagiert. Dass zu behaupten, ist sicher relativ leicht. Aber deswegen ist es noch lange nicht falsch.

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