Franz Morat will ans Krankenbett

Der Verzahnungsspezialist hat ein innovatives System zur Umlagerung von Patienten vorgestellt. Die Geräte sind einsatzbereit – es fehlt nur eine Sache

 
Foto: Franz Morat Group
 

Eisenbach. Bislang ist die Franz Morat Group als Verzahnungsspezialist bekannt. Vor allem bei Schneckengetrieben und deren Radsätzen gehört die Gruppe zu den Marktführern – mit mehr als einer Million produzierter Einheiten pro Jahr. Bislang sind all diese Bauteile aber immer irgendwo "versteckt", bei Flurfördergeräten, Fahrrädern oder anderen Fahrzeugen und Produkten. Nun macht Franz Morat mit einer besonderen Eigenentwicklung auf sich aufmerksam: "Die Produktidee wurde geboren, als wir im Frühjahr des vergangenen Jahres die Fernsehbilder von den überfüllten Intensivstationen gesehen haben", erläutert Entwicklungsleiter Holger Kuster.

Also hat man sich in Eisenbach drangesetzt und ein eigenes System zur schonenden Umlagerung von Patienten entwickelt. Kuster: "Mithilfe des Systems kann die Umlagerung von einer Pflegekraft eigenständig und körperschonend durchgeführt werden."

Der Clou: Das System "rollt" sanft den Patienten mittels eines an zwei "Armen" per Klettverschluss befestigten Lakens. Patient und Pflegepersonal können aufgrund der technischen Unterstützung einfacher miteinander interagieren und kommunizieren. Generell werde das Sicherheitsgefühl gestärkt und obendrein "eine komfortable und menschenwürdige Behandlung ermöglicht", so Kuster.

Wobei man sich bei Franz Morat das System nicht im luftleeren Raum ausgedacht hat. Die Eisenbacher verfügen über breite Erfahrung als Entwicklungspartner unterschiedlicher Medizingerätehersteller, so stecken deren Kleingetriebe beispielsweise in Patiententransportliegen, aber auch in OP-Tischen und Bestrahlungsanlagen.

Mit diesem Wissen hat Kuster das innovative Lagerungssystem auch konsequent "digital" ausgerichtet; es bietet nicht nur programmierte Funktionen, sondern gleich auch verschiedene Schnittstellen – was zugleich als Argument für kostenbewusste Klinikchefs gilt. Schließlich lässt sich das System an unterschiedliche Konfigurationen andocken. Sogar eine Waage ist integrierbar, um schonend während des Umlagerns das Gewicht des Patienten ermitteln zu können. Und auf Knopfdruck navigieren die kompakt aufgebauten "Geräte" mittels der autonomen Fahreinheiten gleich optional zum nächsten Krankenbett.

Damit hat Kuster bei Franz Morat in überraschend kurzer Zeit ein umfassendes System aufgebaut, das kurz vor der Markteinführung steht. Wann es soweit ist? Genaue Angaben gibt es nicht. Nur so viel: "Aktuell befindet sich die Franz Morat Group hierzu auf der Suche nach einem Partner mit Erfahrung in der Medizingerätetechnik." Angesichts der Aufwände für Zertifizierungen oder der Erfüllung von Verordnungen darf man gespannt sein.

Die Wurzeln der Franz Morat Group reichen bis ins Jahr 1912 zurück. Heute zählt die Gruppe zu den führenden Anbietern von Verzahnungslösungen vom Zahnrad bis zum kompletten Getriebemotor. Mit rund 670 Mitarbeitern erwirtschaftete das Unternehmen 2020 einen Umsatz in Höhe rund 81 Millionen Euro.

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