H&K: Machtkampf beendet

Der Waffenhersteller Heckler & Koch hat zwar einen neuen Eigentümer – aber keinen Aufsichtsratsvorsitzenden. Und eine weitere Frage bleibt offen. Dabei gibt es sogar positive Nachrichten

 
Foto: Michael Kienzler für econo
 

Oberndorf. In all den Nachrichten der vergangenen Tage über Heckler & Koch (H&K) ging diese beinahe unter: Der Hersteller von Kleinwaffen hat sich wirtschaftlich stabilisiert. Wie der Vorstandschef Bodo Koch bekannt gab, stand nach zwei Verlustjahren am Ende des Jahres 2019 ein Gewinn nach Steuern in Höhe von 1,6 Millionen Euro. Und im ersten Halbjahr 2020 verbuchte man bei einem Umsatz in Höhe von 139,5 Millionen Euro einen Gewinn von 7,6 Millionen Euro – im Vorjahreszeitraum waren es unterm Strich noch 0,4 Millionen Euro.

Koch führt die positiven Zahlen auf zwei Umstände zurück: Erstens zahlen sich die verbesserten Produktionsabläufe und neuen Maschinen aus. Zweitens kaufen die Kunden wieder verstärkt ein, so die US-Armee 6000 Präzisionsgewehre. Zwar spricht der Vorstandschef davon, der "positive Trend hat sich verfestigt", allerdings bleibt eine Bürde: Die Schuldenlast ist mit 237 Millionen Euro (Ende 2019) noch immer hoch.

Diese Kredite haben auch mit einem Kapitel zu tun, das aktuell beendet wurde und für Schlagzeilen sorgt: Der langjährige Mehrheitseigner Andreas Heeschen hatte über die Heckler & Koch in andere Unternehmen investiert – was schief ging und zu einem Machtkampf mit seinem ehemaligen Weggefährten Nicolas Walewski und dessen Investmentgesellschaft CDE führte.

Dieser Machkampf ist beendet, die CDE hält nun gut 60 Prozent der Anteile an H&K, Heeschen wohl nur noch rund 25 Prozent. Die Hauptversammlung hat zudem aktuell zwei Beschlüsse rückgängig gemacht, mit der die neuen Verhältnisse zementiert werden: Heeschen soll keinen Aufsichtsratsposten mehr erhalten. Und der ehemalige General Harald Kujat hat nach nur einem Jahr seinen Posten als Aufsichtsratschef wieder verlassen. Er galt als Heeschen-Mann in dem Gremium.

Allerdings fehlt dem Gremium nun eine Spitze sowie ein weiteres Mitglied. Beides will die AG im Nachgang der Versammlung nun gerichtlich bestimmen lassen. Man wolle Personen, die "mit allen Interessengruppen konstruktiv zusammenarbeiten und eine Strategie umsetzen können, die dazu dient, den Kurs der Konsolidierung und Produktmodernisierung unseres Unternehmens fortzuführen", wie H&K mitteilte.

Wobei man diese Personalien auf Seiten der Bundesregierung ebenso neugierig verfolgen wird, wie die Antwort auf eine andere Frage: Wer steht eigentlich hinter der CDE? Denn Walewski – übrigens ein Nachfahre von Napoleon Bonaparte – hat sich zwar im "Handelsblatt" positiv zu H&K geäußert und sieht sein Engagement auch als langfristig an: "Wir wollen, dass das Unternehmen seinen technologischen Vorsprung wahrt und ausbaut."

Darüber hinaus bleibt aber offen, wer hinter der Sofi Kapital steht, die wiederum Einfluss auf CDE und damit indirekt auf H&K ausübt. Das Unternehmen hat seine Wurzeln auf der Karibikinsel Barbados, mehr ist bislang nicht bekannt.

Wie gesagt, auch die Bundesregierung dürfte aufgrund der exponierten Stellung von H&K Interesse an einer Antwort darauf haben. Zumal noch im Herbst eine Entscheidung über die Vergabe des Auftrags für die Lieferung des Nachfolgers für das Bundeswehr-Gewehr G36 fallen dürfte – und H&K ist zusammen mit der  Waffenschmiede C. G. Haenel aus Thüringen (übrigens im Besitz eines Unternehmens aus den Vereinigten Arabischen Emiraten) der einzige verbliebene Bieter im Wettbewerb. Der Auftrag mit einem Volumen von 250 Millionen Euro ist bei H&K eigentlich bereits eingepreist.

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