Hart getroffen – aber nicht frontal
Die Konjunkturumfrage des Verbandes WVIB zeigt: in der Industrie überwiegt die Zuversicht, sogar die Ertragslage ist kaum verändert. Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer hat dafür eine Erklärung
red
03.02.2021 | 08:15
Freiburg. Der Einbruch durch die Corona-Krise hat den industriellen Mittelstand im Land "hart getroffen, aber – im Unterschied zu anderen Branchen – nicht frontal erwischt". Zu diesem Schluss kommt der Verband WVIB auf Grundlage der aktuellen Konjunkturumfrage. Wichtig dabei: Die Ertragslage der Unternehmen hat sich nicht im gleichen Maß verschlechtert, wie die Umsätze eingebrochen sind. WVIB-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer hat dafür eine Erklärung: "Die vergleichweise gute Ertragslage kommt nicht zuletzt durch die hohen Einsparungen für Reisen und Messen zustande."
Dabei nutzt er die Vorstellung der Zahlen zugleich für einen Seitenhieb: "Vertrieb geht in einer weltweiten Pandemie auch online. Übrigens: Die Lust auf Online ist im Mittelstand weitaus größer als die digitalen Möglichkeiten in so manchem Schwarzwaldtal." Man weise seit Jahren auf die Notwendigkeit zum Ausbau der digitalen Infrastruktur hin.
Die Daten der Umfrage im Detail:
# Umsatz: insgesamt meldeten die teilnehmenden Unternehmen einen Rückgang beim Umsatz von 8,42 Prozent, im Vorjahr 2019 lag das Minus bei 0,12 Prozent. Wobei der Rückgang im ersten Halbjahr mit -12 Prozent deutlich höher ausgefallen ist, es dann in der zweiten Jahreshälfte aber wieder aufwärts ging – jedenfalls bis zum zweiten Lockdown.
Bei 23 Prozent der Unternehmen wuchs der Umsatz in 2020 (Vorjahr: 45 Prozent), bei vier Prozent ist er gleich gebleiben, 73 Prozent mussten Rückgänge hinnehmen.
# Umsatzentwicklung: 46 Prozent der Firmen erwarten in den kommenden sechs Monaten steigende Umsätze (Vorjahr: 49 Prozent), 12 Prozent sinkende Umsätze (Vorjahr: 25 Prozent).
# Auftragseingänge: 29 Prozent erwarten steigende Auftragseingänge – wie im Vorjahr. 17 Prozent erwarten gleichbleibende und 54 Prozent sinkende Eingänge (Vorjahr: 53 Prozent)
# Ertragslage: 20 Prozent berichten von einer guten Ertragslage in 2020 (Vorjahr: 25 Prozent), 53 Prozent schätzen diese als befriedigend ein (Vorjahr 22 Prozent), 27 Prozent schätzen die Lage als schlecht ein (Vorjahr: 22 Prozent).
Mit einer Verbesserung der Ertragslage in den kommenden sechs Monaten rechnen 22 Prozent (Vorjahr: 17 Prozent), 65 Prozent rechnen mit keiner Veränderung (66 Prozent) und 13 Prozent fürchten eine Verschlechterung (17 Prozent).
# Mitarbeiter: 27 Prozent haben die Belegschaft ausgebaut (Vorjahr: 44 Prozent), 23 Prozent haben sie im Vergleich zu 2019 konstant gehalten, gut die Hälfte der Unternehmen mussten Mitarbeiter abbauen.
Allerdings erwarten 84 Prozent der Unternehmen, dass sie die Mitarbeiter mindestens halten, aber eher noch ausbauen (Vorjahr: 80 Prozent).
# Kapazitätsauslastung: Für 58 Prozent der Unternehmen hat sich die Auslastung im vergangene Jahr verschlechtert, zwei Prozent melden eine Verbesserung der Werte und 40 Prozent keine Veränderung.
# Investitionsquote: Die Quote liegt unverändert gegenüber 2019 bei sechs Prozent. 34 Prozent der Unternehmen planen für das laufende Jahr mit steigenden Investitionen und 45 Prozent gehen von einer gleichbleibenden Entwicklung aus.
# Herausforderungen: Für 96 Prozent der Unternehmen ist die Pandemie aktuell die größte Herausforderung, für 88 Prozent die Gefahr der "gesellschaftlichen Radikalisierung" und für 85 Prozent die "staatliche Überschuldung". 85 Prozent fürchten zudem eine Gefahr für die "soziale Marktwirtschaft".
Der WVIB befragt zwei Mal im Jahr die Mitgliedesunternehmen, dieses Mal haben sich rund 400 beteiligt.
Die WVIB Schwarzwald AG geht auf die Gründung einer Unternehmerinitiative im Jahr 1946 zurück. Heute umfasst der Verband 1028 Mitgliedsunternehmen vornehmlich aus der Industrie, die zusammen 362.000 Menschen beschäftigen und 73 Milliarden Euro umsetzen. Der WVIB beschäftigt 60 hauptamtliche Mitarbeiter und bietet gut 1000 Veranstaltungen pro Jahr.