Heckler & Koch schließt Vergleich

Der Waffenhersteller einigt sich nach dem Rauswurf zwar mit einem Ex-Chef. Dafür droht bereits weiteres Ungemach

 
Foto: Michael Kienzler für econo
 

Oberndorf. Manch Pressevertreter hatte sich den kommenden Freitag schon längere Zeit im Kalender vermerkt: Da sollte es vor dem Landgericht Rottweil zum Showdown zwischen dem Waffenhersteller Heckler & Koch (HK) und dem ehemaligen Vorstandchef Norbert Scheuch kommen. Dieser hatte nach seinem überraschenden Rauswurf Ende August 2017 eine Kündigungsschutzklage eingereicht.

Nun berichten mehrere Medien übereinstimmend, dass der Prozess obsolet sei – HK und Scheuch haben sich demnach außergerichtlich geeinigt und einen Vergleich geschlossen. Der Anwalt von Scheuch bestätigte in Berlin inzwischen die Angaben und betonte, man habe Stillschweigen zu den Einzelheiten beschlossen. Nur so viel gab er Preis: Eine Abfindung soll nicht geflossen sein.

Damit wird nun nicht in aller Breite verhandelt, warum es nach nur 18 Monaten zum Aus für Scheuch bei HK kam. Hierüber war wild spekuliert worden: Immerhin hatte der Vorstandschef nicht nur mit einer Art Tradition gebrochen und am Rande der Hauptversammlung Mitte August 2017 ausführliche Interviews unter anderem dem SWR gegeben. Er war zudem auch auf die Kritiker um den Rüstungsgegner Jürgen Grässlin zugegangen und hatte bei HK strenge Auflagen zum Waffenverkauf auferlegt. In Summe war das wohl zu viel für den im Hintergrund agierenden HK-Mehrheitseigentümer Andreas Heeschen. Der Wahl-Londoner gilt als extrem verschlossen – ganz so, wie es HK bis zum Eintritt von Scheuch auch war.

Allerdings erscheint unklar, ob Heeschen tatsächlich noch der starke Mann bei HK ist. Laut verschiedenen Quellen soll er Anteile weiterverkauft haben. Und auch die Justiz befasst sich mit Heeschen: Er soll keine ladungsfähige Anschrift haben – die braucht es aber für weitere Prozesse, unter anderem mit anderen Ex-HK-Vorständen, die für den Sommer terminiert sind. Und auch HK-Kunden zerren die Oberndorfer wohl wegen Vertragsverletzungen vor Gericht. Insgesamt gibt das Unternehmen gerade kein gutes Bild ab. 

Anfang Mai wird Jens Bodo Koch den Posten des Vorstandschefs bei HK übernehmen – auf ihn kommen damit offenkundig eine Menge Unwägbarkeiten zu.

Heckler & Koch wurde 1949 gegründet und zählt damit zu den ersten deutschen Waffenherstellern nach dem Zweiten Weltkrieg. Heute beliefert das Unternehmen Armeen und Polizeieinheiten weltweit und ist wegen der früheren Lizenz- und Lieferpolitik nicht unumstritten. Das Unternehmen beschäftigt rund 800 Mitarbeiter und setzt 200 Millionen Euro um. Immer wieder war HK zudem wegen Finanzproblemen in den Schlagzeilen.

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