Hess: Becker geht, Budde kommt
Aktualisiert: Der Interims-Vorstand Till Becker sieht seine Pflicht erfüllt. Der neue Hess-Chef Andreas Budde hat schon Salamander geführt. Jürgen Hess ist nun ebenfalls im Visier der Ermittler.
red & diwe
28.02.2013 | 09:24
Foto: Hess AG
VS-Villingen. Überraschend gibt es bei dem angeschlagenen Leuchtenhersteller Hess einen Wechsel im Vorstand: Till Becker sieht mit der Vorstellung eines ersten Sanierungs- und Restrukturierungskonzept seine Aufgabe als erfüllt an. Der Aufsichtsrat hat ihn abberufen. Der Hess-Insolvenzverwalter Volker Grub dankte Becker: "Er hat in einer absoluten Ausnahmesituation einen hervorragenden Job gemacht." Zugleich kündigte Grub an, dass Becker weiter als Berater für Hess arbeiten werde.
Als neuen Alleinvorstand bestellte der Aufsichtsrat Andreas R. Budde. Der 65-Jährige gilt als erfahrener Sanierer, auch an der Seite von Volker Grub. Er hat nach eigenen Angaben mehr als 60 Restrukturierungen begleitet, darunter die Schuhhersteller Salamander und Garant sowie das Textilunternehmen NKD.
Unterdessen hat LBBW-Chef Hans-Jörg Vetter bekräftigt, dass sich die Bank von Hess betrogen fühle. Die LBBW hatte den Börsengang der AG im Herbst 2012 federführend begleitet und nun Strafantrag wegen des Verdachts der Manipulation gestellt. Auch weitere Banken, darunter eine Sparkasse, liebäugeln mit einem solchen Schritt.
Bekanntlich hatte der Hess-Aufsichtsrat nach Vorwürfen unter anderem der Bilanzmanipulation die Vorstände Christoph Hess und Peter Ziegler fristlos vor die Tür gesetzt. Die Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft Mannheim ermittelt inzwischen gegen acht Personen aus dem Unternehmen, darunter die beiden Ex-Vorstände. Die streiten die Vorwürfe nach wie vor ab. Wenig überraschend haben die Ermittler offensichtlich nun auch Jürgen G. Hess im Visier. Der Vater von Christoph Hess führte bis zum Börsengang den Aufsichtsrat der AG. Der Verdacht: Er soll von den Manipulationen gewusst haben. In Unternehmerkreisen wird der Vorwurf allerdings kritisch gesehen, Vater Hess gilt als pflichtbewusste Persönlichkeit. Die aktuelle Situation soll ihn auch gesundheitlich belasten.
Mehr über das System Hess lesen Sie in der kommenden Ausgabe von Econo, die am 22. März erscheinen wird.