Hess: Ex-Vorstände klagen an
In einem offenen Brief sprechen die Christoph Hess und Peter Ziegler die Mitarbeiter an: Man wolle der AG finanziell helfen. Und die Aufklärung der Vorwürfe werde behindert
red & diwe
06.02.2013 | 08:44
Foto: Archiv
Villingen-Schwenningen. Schon die Anrede ist eine Provokation gegen die aktuell Verantwortlichen beim Leuchtenhersteller Hess: "Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter" schreiben die abgesetzten Vorstände Christoph Hess und Peter Ziegler in einer "Information an die Mitarbeiter der Hess AG". Zwei wesentliche Punkte greift das Duo darin auf, ohne indes tiefer auf die Vorwürfe der Bilanzmanipulation einzugehen:
1. Die mehrheitlich Christoph Hess gehörende Hess Grundstücksverwaltung sei als Hauptaktionär der AG bereit, Geld nachzuschießen. Dies werde von der AG fälschlich anders dargestellt. Man habe "bereits am Montag (4.2.2013 a.d.R.) einen Betrag von 1,35 Millionen Euro auf ein Treuhandkonto eingezahlt, der von dort jederzeit per Blitzu?berweisung an die Hess AG weitergeleitet werden kann".
Allerdings besteht Christoph Hess zuvor auf einer schriftlichen Erklärung der Verantwortlichen in der AG, "ob der Vorstand der Hess AG u?berhaupt eine Sanierung des Unternehmens will oder auf eine Insolvenz hinarbeitet". Diese Erklärung sei bislang verweigert worden. Hintergrund ist eine Mitteilung der AG vom Dienstag (5.2.2013), in der von finanziellen Engpässen die Rede ist.
2. Daneben bezichtigen die ehemaligen Vorstände den aktuellen Vorstand Till Becker indirekt der Lüge: Es sei "unzutreffend", so Hess und Ziegler, dass Becker die Sonderuntersuchung gründlich und zügig durchführen wolle. Stattdessen wirft das Duo Becker vor, die Prüfungen zu behindern. Unter anderem hätten die Rechtsanwälte nur unzureichende Einblicke in die fraglichen 100 Ordner mit Unterlagen. Zudem sei mit der Sonderprüfung eine Kanzlei beauftragt worden, die seit Jahren den Finanzinvestor HPE berate. Deshalb sei eine unabhängige Prüfung nicht möglich. HPE ist Großaktionär bei Hess und HPE-Vorstand Tim van Delden zugleich Hess-Ausichtsratsvorsitzender.
Es steht der Vorwurf im Raum, Hess und Ziegler hätten über einen längeren Zeitraum die Bilanzen des Unternehmens manipuliert. Die Schwerpunktstaatsanwaltschaft Mannheim ermittelt inzwischen gegen Hess, Ziegler und leitende Angestellte der AG.
Ein Protokoll der Ereignisse lesen Sie in Ausgabe 3 von Econo (Erscheitnungstag 22.Februar 2013)