Hess-Skandal weitet sich aus

Beim insolventen Leuchtenhersteller Hess ist die Lage düsterer als angenommen. Wirtschaftsprüfer haben bis ins Jahr 2007 falsche Zahlen entdeckt. Die Gläubiger müssen sich auf hohe Verluste einstellen.

 
Foto: Archiv
 

Villingen-Schwenningen. Wie Insolvenzverwalter Volker Grub nach einer Gläubigerversammlung am Mittwochabend mitteilte, beläuft sich der Korrekturbedarf für die Jahre 2007 bis 2012 auf mindestens 26,4 Millionen Euro. Dies ergab eine erneut durchgeführte Prüfung einer Wirtschaftsprüferkanzlei. Allein für 2011 sei der Jahresüberschuss um 10,3 Millionen Euro nach unten zu korrigieren, in einem vor einigen Wochen vorgelegten Prüfbericht war noch von einem Betrag in Höhe von 6 Millionen Euro die Rede. Bislang war man bei Hess für die vergangenen beiden Jahre von einem Korrekturbedarf von 14 Millionen Euro ausgegangen.

Grub macht deutlich, dass er rechtliche Schritte nicht nur gegen die ehemaligen Vorstände Christoph Hess und Peter Ziegler einleitet. Das Duo soll auf zwei Millionen Euro Schadensersatz verklagt werden. Der Insolvenzverwalter lässt auch prüfen, in welchem Maß die Berater und Wirtschaftsprüfer der vergangenen Jahre zur Verantwortung gezogen werden können.

Grub legte auch neue Zahlen über die zu erwartende Insolvenzmasse vor. Den Verbindlichkeiten von 104,9 Millionen Euro stünden lediglich Vermögenswerte von 32,75 Millionen Euro gegenüber. Damit sei die Hess AG mit 72,1 Millionen Euro überschuldet. Die Gläubiger könnten mit einer Quote von höchstens 16 Prozent rechnen.

Bei der Gläubigerversammlung im Amtsgericht Villingen-Schwenningen soll es teilweise turbulent zugegangen sein. Nach Angaben von Augenzeugen soll der Anfang des Jahres geschasste Vorstand Christoph Hess über seine Anwälte sowie mit Unterstützung ihm gewogener Unternehmen aus der Hess-"Schattenwelt" die Abwahl des Insolvenzverwalters Grub beantragt haben. Das Gericht wies dies nach einer Mehrheitsabstimmung im Verhandlungssaal zurück – mit sieben zu 42 Stimmen erntete der Hess-Vorstoß eine krachende Niederlage.

Der Aufsichtsrat der Hess AG hatte die Vorstände Christoph Hess und Peter Ziegler im Januar vor die Tür gesetzt. Die beiden Ex-Manager sollen über Jahre die Bilanzen des Unternehmens manipuliert haben. Die Staatsanwaltschaft Mannheim ermittelt inzwischen gegen 17 Personen. Ein Ende des Ermittlungsverfahrens sei noch nicht in Sicht, sagte ein Sprecher. Hess und Ziegler haben die Vorwürfe mehrfach bestritten, ohne indes konkret zu werden.

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