Hittech Prontor unterm Schutzschirm

Der Medizintechnikhersteller will sich sanieren, als Grund wird die Corona-Krise genannt – doch es bleiben zwei Fragen an Geschäftsführer Volker Kiefer.

 
Foto: Hittech Prontor
 

Bad Wildbad. Volker Kiefer hatte sich die ersten Monate in seiner neuen Position sicher anders vorgestellt. Erst Ende November hat er die Geschäftsführung der Hittech Prontor von Hans Joachim Hermann übernommen – der von dem Posten nach gut zwei Jahren wieder abberufen wurde (was einer gewissen Regelmäßigkeit bei dem Unternehmen entspricht). Nun hat Kiefer ein Schutzschirmverfahren für das Traditionsunternehmen beantragt. Das Gericht stellte ihm Ilkin Bananyarli von der Pluta Rechtsanwaltskanzlei als Sachwalter zur Seite.

Als Grund für den Schritt wurden die Auswirkungen der Corona-Krise seit Februar genannt, "kurzfristig eingeleitete Gegensteuerungsmaßnahmen" hätten die Entwicklung nicht auffangen können. Warum Kiefer allerdings nicht von den neuen Insolvenz-Regelungen Gebrauch machte, blieb unbeantwortet.

Denn zugleich gab das Unternehmen bekannt, das Umsatzniveau sei im vergangenen Jahr "nahezu konstant gewesen". Wenn dem so war, dann wurden in 2019 erneut rund 63 Millionen Euro erwirtschaftet – was Ende 2018 einem satten Plus von 16 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr entsprach. Begründet wurde dieser Sprung unter anderem mit einer verbesserten Kundenansprache vor allem im Bereich der Medizintechnik. Zugleich wurde in der veröffentlichten Bilanz herausgestellt: "Es besteht kein finanzwirtschaftliches Risiko." Obendrein sei ausreichend Liquidität vorhanden, weshalb es für Risiken "keine Signale" gebe.

Warum dann im vergangenen Jahr doch ein Risiko eintrat, wurde nicht bekannt.

Auch eine weitere Frage bleibt bislang unbeantwortet: Geschäftsführer Kiefer wurde Anfang April bei einem neu gegründeten Unternehmen mit Sitz in Seefeld parallel als Geschäftsführer bestellt, das im Bereich der Energietechnik tätig ist. In welcher Verbindung dieses Unternehmen zu seinem anderen Arbeitgeber steht bleibt offen.

Die Wurzeln der Hittech Prontor reichen bis ins Jahr 1902 zurück. Damals fertigten die Brüder Alfred und Gustav Gauthier zunächst Kameraverschlüsse und schließlich Optoelektronik und Präzisionsmechanik. Heute beschäftigt das Unternehmen rund 300 Mitarbeiter und fertigt Medizintechnik ebenso wie Mess- und Analysetechnik. Seit rund sechs Jahren gehört das Unternehmen zur Hittech-Gruppe mit Sitz in Holland und acht verbundenen Firmen.

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