Hymer ist nun ein Ami
Die Eigentümerfamilie hat für den Caravan-Hersteller einen Käufer gefunden – es ist ein großer Wettbewerber. Werksschließungen und Arbeitsplatzabbau werden aktuell ausgeschlossen
red
18.09.2018 | 17:45
Bad Waldsee. Mehrere Monate hat die Eigentümerfamilie nach einem Partner gesucht, nun wird Vollzug gemeldet: Die Thor Industries übernimmt den oberschwäbischen Caravan-Hersteller und zahlt laut übereinstimmenden Quellen 2,1 Milliarden Euro für die Erwin Hymer Group, zu der auch Bürsten und Detlefs gehören. Die Eigentümerfamilie soll davon 200 Millionen Euro in Format von Thor-Aktien erhalten. Erste Reaktionen im Internet sowie von Seiten der Belegschaft fallen teilweise harsch aus und sprechen vom "Ausverkauf des Erbes".
Da hilft auch die Aussage von Thor-Vorstandschef Robert Martin nicht: Er schloss im Gespräch mit der Agentur Reuters Stellenstreichungen und Werksschließungen aus. Vielmehr sollen Synergien beispielsweise über den Einkauf und Wachstum durch die Erschließung neuer Märkte erreicht werden.
Genau diese Perspektiven sahen die Eigentümer mit der bisherigen Gruppe nicht mehr gegeben. Deshalb machten sie sich zunächst auf die Suche nach einer Minderheitsbeteiligung, gaben das Projekt vor wenigen Monaten aber auf und machten den Weg frei für eine Mehrheitsbeteiligung. Auch ein Börsengang wurde zunächst erwogen – Analysten hatten mit eine Kapitalisierung von bis zu drei Milliarden Euro gerechnet – und wieder verworfen.
Thor-Vorstandschef Martin zeigte sich mit der jetzt gefundenen Einigung zufrieden: "Wir schaffen einen weltweiten Marktführer. Homer ist eine Gelegenheit, wie man sie nur einmal im Leben bekommt. Das ist der stärkste Hersteller in ganz Europa." Thor gelingt dank der Übernahmen der Spring nach Europa, Homer hingegen kann schneller auf dem US-Markt Fuß fassen.
Hymer will im jüngst ablaufenden Geschäftsjahr (August 2018) einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro erreichen und 62.000 Fahrzeuge verkaufen. Die Gruppe beschäftigt rund 6000 Mitarbeiter. Die neue Mutter Thor ist ungleich größer: Das 1980 gegründet Unternehmen setzt 7,25 Milliarden US-Dollar um und beschäftigt gut 17.800 Mitarbeiter.