IHK-Chef: Stadion statt Flugplatz möglich
Der Fußball-Bundesligist SC Freiburg erhält in der Stadionfrage Rückendeckung von der Wirtschaft. IHK-Präsident Steffen Auer fordert einen Neubau – zur Not auf Kosten des Flughafens.
21.08.2012 | 13:52
Freiburg. Der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südlicher Oberrhein gibt damit die Meinung der Hauptversammlung weiter, die sich deutlich für diesen Plan ausgesprochen hat.
Nun muss der Sport-Club noch die Freiburger Politik überzeugen. Nach der Sommerpause will die Stadt ein Gutachten vorstellen. Dieses prüft allerdings nur, ob sich das alte Stadion auch zu einem angemessenen Preis umbauen lasse. Die Frage, wo man am besten neu baut, käme erst im nächsten Schritt.
Eine vom SC bestellte Machbarkeitsstudie des Kenzinger Industriebau-Spezialisten Freyler hatte den Umbau ausgeschlossen. „Wenn alle Fakten auf dem Tisch sind, wird sich zeigen, dass ein Neubau für alle das beste ist“, ist SC-Präsident Fritz Keller überzeugt.
Damit ist er auf einer Wellenlänge mit IHK-Präsident Auer. Der sagt: „Wir sind eindeutig für einen neuen Standort. Dieser muss innerhalb der Stadt Freiburg sein.“ Dabei will Auer auch den Flughafen im Industriegebiet-Nord nicht ausschließen. „Der Wegfall des Flugplatzes wäre für Freiburg nicht so dramatisch“, schätzt Auer.
Insgesamt wären damit noch vier Standorte im Rennen: Der alten Arena, dem Mage-Solar-Stadion im Stadtteil Waldsee-Oberwiehre, werden nur geringe Chancen eingeräumt. Der Flughafen im Industriegebiet-Nord ist bislang politisch umstritten. So schließt Freiburgs grüner Oberbürgermeister Dieter Salomon ihn aus, während seine Fraktion ihn im Rennen hält.
Am westlichen Stadteingang, nahe der Autobahn, liegt das Gewann Hirschmatten. Eine große Freifläche, der jedoch die Anbindung an den Nahverkehr fehlt. Letzte Option wäre Hettlinger, eine Fläche nahe der Messe Freiburg. Dort wäre jedoch nur Platz für eine reine Spielstätte, der Trainingsbetrieb müsste dann am alten Standort bleiben.
IHK-Chef Auer kritisierte am Dienstag vor allem die zögerliche Rolle der Stadt. „Die Politik ist nicht die treibende Kraft“, sagt er. „Das muss anders sein.“ Der SC könne nur dann vernünftig planen, wenn die Stadt das Heft in die Hand nimmt. Dass ein Umbau der alten Arena noch im Raum stehe, spreche jedoch eine andere Sprache. Auers Fazit: Die Stadt soll endlich sagen, wo der SC neu bauen darf.
In der Tat gibt es deutliche Gründe, die gegen einen Ausbau des Mage-Solar-Stadions sprechen. Die Arena ist Baujahr 1954 und wurde vor elf Jahren zuletzt erweitert. Sie liegt in einem Wohngebiet und ist von auswärts nur schwer zu erreichen. Wegen eines Vergleichs mit den Anwohnern dürfte das Stadion nach dem Ausbau maximal 1000 zusätzliche Plätze haben, es wären dann rund 25.000.
Baut der SC um, so muss er aber auch andere Mängel beseitigen. So genügt das Stadion nicht den heute geltenden Sicherheitsbestimmungen. „Das lässt mich nachts nicht schlafen“, sagt SC-Präsident Keller. Zudem ist der Platz um fünf Meter zu kurz und der Innenraum nicht groß genug für die moderne TV-Technik.
Das Freyler-Gutachten schätzt, dass der Umbau bis zu 50 Millionen Euro kosten würde. Ein Neubau wird – inklusive Infrastruktur wie Straßen und Haltestellen – auf rund 60 Millionen geschätzt.
Den Neubau plant der SC jedoch mit mehr als 30.000 Plätzen, was die Zuschauer-Einnahmen erhöhen würde. Gerade bei den teuren Business-Logen bietet der alte Standort kaum Möglichkeiten.
Aktuell verfügt der SC Freiburg über einen Jahresetat von 49 Millionen Euro. Jeder dritte Euro stammt aus TV-Geldern. Neun Millionen Euro kommen von Sponsoren, knapp acht Millionen von den Zuschauern.
Neben dem Standort ist auch unklar, wie der Bau finanziert werden soll. Stadt und Land haben bislang noch keine Zusage für eine Geldspritze abgegeben. Fritz Keller verweist gerne auf das Beispiel Mainz O5. Der Fußball-Bundesligist hatte 2011 ein neues Stadion in Betrieb genommen.
Von den 60 Millionen Euro Gesamtkosten entfallen 45 Millionen auf den Stadionbau. Dafür hat der Verein einen Kommunalkredit über 32,5 Millionen Euro erhalten. 15 Millionen hat die Infrastruktur gekostet, die von Stadt und Land gezahlt wurde. Von ihr profitiert jedoch auch die neue Fachhochschule, die neben dem Stadion liegt.