In vino krachitas

Wein ist Lebensqualität. Und für Baden auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Weshalb econo-Herausgeber Klaus Kresse nicht versteht, warum es hinter den Kulissen Streit gibt

 
 

Um es vorweg zu sagen: Ich liebe badischen Wein. Ich zahle gern auch etwas mehr dafür, denn der Gegenwert stimmt. Doch wenn es um die Werbung für Badens Weine geht,  wende ich mich ab mit Grausen.

Warum das so ist?

Weil es hinter den Kulissen der noch nicht einmal ein Jahr alten Badischer Wein GmbH gewaltig kracht. Hauen und Stechen ist angesagt. Und Funktionärskungelei. Nur nichts Gutes für den badischen Wein. Das Fachblatt „Weinwirtschaft“ titelt in seiner jüngsten Ausgabe sogar: „Vor dem Show-down“. Ohne Fragezeichen.

Man wünschte sich, das Schlimmste könnte noch abgewendet werden. Denn mit Gründung der Badischer Wein GmbH schien ein Dauerkonflikt beendet.

Weinselig ist bei diesem Thema gar nichts. Seit 58 Jahren kracht, knatscht und knarrt es, weil ständig um die Antwort auf zwei Fragen gerauft wird: Wer bezahlt die Werbung für den badischen Wein? Und wer profitiert davon?

Konkret: Die Gelder für den Werbeetat „Badischer Wein, von der Sonne verwöhnt“ kamen immer nur von der Weinwerbezentrale (WWZ) in Karlsruhe, die
wiederum von den Winzergenossenschaften finanziert wurde. Weingüter und Kellereien hielten sich vornehm zurück. Weshalb sie von den Genossen als Trittbrettfahrer gescholten wurden.

So ist das eben, wenn es ums Geld geht. Wobei manche Weingüter mit der Entschuldigung konterten, sie steckten viel Energie in Weinproben und leisteten damit ihren Beitrag für Badens edle Tropfen. Eine etwas merkwürdige Rechtfertigung. Ich kenne keine WG, bei der nicht ebenfalls Weinproben angeboten würden.

Vielleicht geht der Riss viel tiefer. Vielleicht ticken sie einfach anders – die Winzergenossenschaften auf der einen Seite, die Laibles und Männles, die von Roeders und Dr. Hegers, die Johners und Schlumbergers auf der anderen.

Ganz abgesehen davon kommt die Weinwerbezentrale schon seit Jahren nicht aus den schlechten Schlagzeilen. 2005 zum Beispiel war so ein Jahr der tiefen Depression. Von mangelnder Solidarität war die Rede. Und von einem sinkenden Schiff. In letzter Sekunde erst wurde die Liquidation der WWZ abgewendet.

Streit gab es aber auch wegen der Werbekampagnen. Über die man sich tatsächlich wundern konnte. „Sonnensiegel drauf, Sonne drin“ hieß die Botschaft. Was so viel heißt wie: Je mehr Sonne, desto besser der Wein. Das ist zum einen falsch, wie die viel zu schweren Rieslinge des Super-Sonne-Jahrgangs 2003 beweisen. Und es ist schlicht die falsche Werbebotschaft. Denn wäre sie richtig, dürften wir nur noch Wein aus Südspanien und Marokko kaufen.

Und dann noch die Idee, Wettermän Jörg Kachelmann als Kronzeugen auftreten zu lassen (jähr­liche Kosten der Kampagne: 1,9 Millionen Euro). Zu Kachelmann fällt mir viel ein – auf gute Weine käme ich bei seinem Anblick nicht. Ich weiß auch nicht, ob Badens Weine einen Schweizer Botschafter benötigen. Wenn schon ein Ausländer, dann doch gleich einen Franzosen.

Wie wohltuend war dagegen die Werbekampagne, für die der leider viel zu früh verstorbene Ralph Singer verantwortlich zeichnete. In den großen Magazinen der Republik ließ er ganzseitig je einen badischen Kellermeister und einen Küchenchef auftreten. Da kam zusammen, was zusammen gehört: feines Essen und guter Wein. Damit kann Baden brillieren. Das ist, wie Marketing-Profis sagen würden, Badens USP.

Schade. Singer ist tot. Und die  Badischer Wein GmbH vielleicht bald auch. Dabei wäre es so schön: Endlich sitzen sie alle in einem Boot – WGs, Weingüter und Kellereien. Aber nicht alle rudern mit. Gerhard Rüdlin etwa, der Geschäftsführer der Bezirkskellerei Markgräflerland.

Ach so, fast hätte ich es vergessen. 2005, als Rüdlin WWZ-Vorstandsvorsitzender war, hatte er erwartet, dass die Arbeit „von allen Betrieben mitgetragen wird“.

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