In vino securitas

Eine verhagelte Ernte oder ein Leck im Tank - wie kann sich die Weinwirtschaft gegen ihre speziellen Risiken absichern?

 
Foto: Archiv
 

Der 26. Mai 2009 ist als einer der unheilvollsten Tage in die Geschichte der deutschen Weinwirtschaft eingegangen. An diesem Tag zieht ein Unwetter vom Bodensee seine Bahn Richtung Norden. Es schlägt eine 400 Kilometer lange Schneise der Verwüstung und verhagelte vielen Winzern die Ernte. Buchstäblich.

Hagelschäden gelten gemeinhin als das größte Risiko, das Winzer absichern müssen. So richtet besagtes Unwetter vom 26. Mai einen Schaden von mehr als 100 Millionen Euro an. Allein beim Branchenführer, dem Spezialversicherer Vereinigte Hagel, folgen dem Unwetter rund 8500 Schadensmeldungen.

Doch nicht alle Weinbauern sichern sich angemessen gegen dieses Risiko ab. So waren nur zwei von drei Schäden, die der 26. Mai nach sich zog, durch Versicherungen abgedeckt. Die Deutsche Hagel belegt zurzeit eine Fläche von 4,3 Millionen Hektar mit einer Versicherungssumme von 6,8 Milliarden Euro. Damit kommt das Unternehmen nach eigenen Angaben auf einen Marktanteil von 55 Prozent.

„Eine allumfassende Versicherung im Winzerbereich gibt es ohnehin nicht“, sagt Uwe Heisler vom Versicherungsmakler Bauer aus Emmendingen. Auch allgemeine Absicherungen haben stets Ausschlüsse. „Allerdings ist es so, dass noch nicht einmal alle Weingüter über eine Feuerversicherung verfügen.“ Dabei müsste zudem noch die Betriebsunterbrechung versichert werden. „Was ist, wenn der Wein im September im Keller liegt und es genau zu diesem Zeitpunkt brennt?“, fragt Heisler.

Auch für Winzergenossenschaften und Weinkeller gibt es recht spezielle Versicherungen. Viele davon bleiben jedoch ungenutzt. „Weil sie recht teuer sind“, sagt Jürgen Decker vom Winzerkeller Hex vom Dasenstein aus Kappelrodeck. So verzichtet die badische Genossenschaft darauf, sich etwa gegen ein Leck im Weintank abzusichern. Würde bei einem Kellerrundgang jemand den Tank aufdrehen und dies zunächst unbemerkt bleiben, so bliebe die Hex auf dem Schaden sitzen. Doch ein solcher Fall sei vor allem sehr unwahrscheinlich, glaubt Decker.

Winzer müssen sich idealerweise auch gegen Schäden ihrer Partner absichern, sagt Heisler. Wenn der Winzerkeller brennt, kann der Weinbauer seine Trauben nicht abliefern. „Jeder in der Absatzkette benötigt eigenen Versicherungsschutz“, sagt Heisler.

Heislers Erfahrung zeigt, dass die Winzer oft zu sehr den Fokus auf den Schutz vor Hagel legen und dabei außer Acht lassen, welche Werte sie versichern müssen. Im Risk Management sieht der Berater durchaus noch Luft nach oben.

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