Investor steigt bei R. Stahl ein
Der Explosionsschutzexperte gibt die Überschreitung einer signifikanten Anteilsschwelle bekannt. Die Person dahinter wirft Fragen auf
red
13.10.2020 | 09:30
Waldenburg. Die R. Stahl hat über die Überschreitung der Schwelle signifikanter Aktienanteile durch einen Investor informiert: Demnach hat Norman Rentrop als Person mindestens zehn Prozent der Aktien gekauft. Weiter heißt es, der Investor wolle weitere Anteile sichern, strebe aber keine "wesentliche Änderung der Kapitalstruktur" oder eine "Einflussnahme auf die Besetzung von Verwaltungs-, Leitungs- und Aufsichtsorganen" an. Auch seien bei der Übernahme zu hundert Prozent Eigenmittel eingesetzt worden.
Zwar sind derlei Informationen obligatorisch, dennoch haben sie im Zusammenhang mit dem Investoren einen besonderen Klang: Rentrop gilt als ambivalente Persönlichkeit, die in Porträts wie in der Wochenzeitung "Die Zeit" mit "gandenlosen Vertriebsmethoden – christliches Mäzenatentum" umschrieben wird, vor einigen Jahren im Zusammenhang mit Kursmanipulationen bei mehreren Aktien zusammen mit anderen Personen im Fokus stand – und die mit 6,5 Millionen Euro den Aufbau des Spartensenders "Bibel TV" gesponsort hat und in verschiedenen kirchlichen und christlichen Einrichtungen und Institutionen Posten inne hat.
Der Schwerpunkt des Geschäftsmodells von Rentrop liegt bei verschiedenen Verlagen zu Themen wie Gesundheit und Finanzen sowie bei Direktinvestionen über mehrere Gesellschaften. Allerdings gibt es immer wieder Kritik in Foren oder von Seiten der Verbraucherschützer an dem Geschäftsgebahren, da Abos nur umständlich kündigbar seien oder Spam-Mails versendet werden.
Was Rentrop mit der Investition bei bei R. Stahl beabsichtigt, dazu gibt es bislang noch keine Aussage. An der Börse wurde die Nachricht indes entpannt aufgenommen, die Aktie bewegt sich seit einem Absturz Ende März bei rund 20 Euro seitwärts ohne größere Ausschläge.
Wobei der Name Rentrop schon bei der bisherigen Aktionärsstruktur der AG auftaucht: Die von ihm 2008 initiierte "Investmentaktiengesellschaft für langfristige Investoren TGV" hielt Ende 2019 rund fünf Prozent an R. Stahl. Die weiteren Anteilseigner waren damals nach Angaben der AG mit gut fünf Prozent die Baden-Württembergiasche Versorgungseinrichtung für Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte, die RSBG (rund 14 Prozent), institutionelle Investoren (gut 30 Prozent) – Mehrheitseigner waren mit mehr als 50 Prozent die Gründerfamilien.
R. Stahl wurde 1876 gegründet und ist heute einer der führenden Hersteller von explosionsgeschützten Schaltgeräten, Tastern, Leuchten und Steuerungen. Die AG beschäftigt weltweit rund 1800 Mitarbeiter und setzte 2019 gut 274,8 Millionen Euro. Bereits seit einiger Zeit befindet sich R. Stahl bei zurückgehenden Umsätzen in einer Umstrukturierung.