Iveco will Werk zum Jahresende schließen

Schlechte Nachrichten für Weisweil: Der Nutzfahrzeugkonzern Iveco-Magirus will das Werk im Landkreis Emmendingen zum Jahresende schließen. Ein Sprecher des Konzerns hat das auf Anfrage bestätigt.

 
 

Weisweil. Bei Iveco-Magirus herrscht düstere Stimmung. „Die Pläne sind bekannt“, sagt Eberhard Mühlhaus, Betriebsrat in Weisweil. Demnach habe man vom Konzern die Ansage bekommen, dass alle 180 Jobs im Landkreis Emmendingen zum Jahresende gestrichen werden sollen.

Konzern-Sprecher Manfred Kuchlmayr bestätigt diesen Plan auf Anfrage. Sein Kollege Tobias Welp rudert jedoch verbal ein wenig zurück. „Beschlossen ist noch nichts“, sagt Welp. Aktuell liefen Verhandlungen, etwa über den Sozialplan. Und auch noch über den Zeitpunkt der Schließung. Dass Weisweil zu retten sei, scheint jedoch unmöglich.


480 Arbeitsplätze gibt es in Weisweil, einem 2000-Seelen-Dorf zwischen Emmendingen und der französischen Grenze. 180 davon sind im Magirus-Werk. Seit mehr als 50 Jahren werden hier Fahrzeuge gebaut. Seit 1987 gehört das ehemalige Bachert-Werk zum Iveco-Konzern.

In Weisweil werden Feuerwehr-Fahrzeuge hergestellt. Diese Produktion soll nun ins schwäbische Ulm verlagert werden. Allerdings wird zuvor die Lkw-Produktion aus Ulm abgezogen. Sie wandert wohl schon im vierten Quartal dieses Jahres nach Madrid.

Der Standort Ulm wird so von heute 1100 auf etwa 480 Mitarbeiter schrumpfen, so die Informationen die Betriebsrat Mühlhaus vorliegen. Auch in Österreich, Frankreich und dem sächsischen Görlitz fallen Jobs weg. Insgesamt verliert Deutschland etwa 1200 Arbeitsplätze.

Die Sache ist längst auch ein Politikum geworden. Ende Mai traf sich der baden-württembergische Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid, SPD, mit der Iveco-Spitze. Der runde Tisch sei ergebnislos verlaufen, teilte seinerzeit das Ministerium mit. Allerdings habe man die Zusage erhalten, dass der Stellenabbau in Weisweil sozialverträglich laufen soll.

Wie das gehen soll, ist jedoch nicht geklärt. „Es werden bereits Leute aus Schlüsselpositionen abgezogen“, behauptet Betriebsrat Mühlhaus. Tobias Welp, Iveco-Sprecher in Ulm, sagt jedoch, dass am dortigen Standort noch keine Brandschutz-Mitarbeiter beschäftigt seien. Erst zum Jahresende werde es die ersten Schritte geben. Ein Verhandlungsergebnis werde man im Juli haben, hofft Welp.

Auch Thomas Bleile von der IG Metall in Offenburg hat wenig Hoffnung für den Standort. Bleile hat gesehen, wie das Gespräch mit Minister Schmid verlaufen ist. „Alles was er tun konnte, war Iveco an die deutschen Regeln zu erinnern.“

Bei betriebsbedingten Kündigungen greift der Staat in Italien den Betroffenen deutlich stärker unter die Arme als in Deutschland. „Wir nehmen an, dass Iveco hier nach italienischen Maßstäben geplant hat“, sagt Bleile. Konkreten Zugang zu den Planzahlen habe man aber nicht bekommen. Darum kämpfen die Arbeitnehmer nun.

Denn es gibt eine Klausel, die den Zeitpunkt der Schließung zumindest verzögern könnte. 2006 hat die Iveco-Belegschaft sich zu fünf Stunden Mehrarbeit bereit erklärt – ohne Lohnausgleich. Im Gegenzug gibt es eine Standort- und Jobgarantie. Dieser Pakt darf mit einer Frist von sechs Monaten erst Anfang August gekündigt werden, so Bleile. Betriebsbedingte Kündigungen dürfte Iveco demnach nicht vor Februar aussprechen.

Teilen auf

NO!