Kern-Liebers: der Boden ist erreicht
Das Zulieferunternehmen hat das Geschäftsjahr mit einem deutlichen Minus abgeschlossen. Jetzt hilft eine Maßnahme, die schon 2019 begonnen wurde. Zugleich gibt es einen neuen Geschäftsführer
red
16.07.2020 | 15:00
Schramberg. Die Kern-Liebers hat das Geschäftsjahr 2019/2020 (Ende Juni) mit einem Umsatzminus von 13 Prozent auf 640 Millionen Euro abgeschlossen. Das teilte die Gruppe mit. Vor allem die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben demnach deutliche Spuren hinterlassen: "Die abrupte Unterbrechnung ökonomischer Prozesse erst in China und danach in allen Regionen der Welt findet kaum historische Vergleiche und ist in ihrem Ausmaß immer noch nicht abzuschätzen. Apassungsgeschwindigkeit und -flexibilität bestimmen den betrieblichen Alltag an allen unseren Standorten", resümiert Udo Schnell als Vorsitzender der Geschäftsführung das Geschehen.
In Folge des Konjunktureinbruchs hat Kern-Liebers die Zahl der Mitarbeiter um weltweit zehn Prozent abgebaut. Derzeit beschäftigt die Gruppe weltweit 6930 Mitarbeiter, davon 3362 in Deutschland und 1271 am Stammsitz in Schramberg. Zusätzlich greift das Unternehmen auf das Instrument der Kurzarbeit zurück und kann laut Schnell Dank des im vergangenen Jahr gestarteten Ergebnisverbesserungsprogramms "Projekt Zukunft" die Auswirkungen der Pandemie "ein stückweit abfedern".
Zwar hält sich Schnell mit einem Ausblick auf das angelaufene Geschäftsjahr zurück, allerdings zeigt er sich positiv: "Zumindest ist die Bodenbildung erreicht." Der Umsatz stieg im Verlauf des Juni gegenüber den Monaten April und Mai wieder an – liegt aber laut Schnell "immer noch rund 25 Prozent unter dem früheren Niveau". Auch die Auftragsbestände für die kommenden Monate würden sich noch in dieser Größenordnung bewegen.
Positives vermeldet Schnell in Sachen Geschäftsführung – was für ihn gleichzeitig eine Entlastung bedeutet: Nach dem Weggang von Technik-Chef Dirk Heers Ende 2019 hatte er das Geschäftsfeld Stanzteile zusätzlich verantwortet. Nun hat Nils-Johann Fleck diese Position und damit die weltweite Verantwortung übernommen. Der 51-Jährige war zuletzt bei Oerlikon Balzers Germany in Schopfheim beschäftigt und hat sein Handwerk unter anderem bei Volkswagen und dem Motorenwerk Salzgitter gelernt.
Kern-Liebers wurde vor mehr als 125 Jahren als Zulieferer für die Uhrenindustrie gegründet. Heute ist das Unternehmen vor allem ein Spezialist für feine Bauteile wie Drahtfedern und Stanzteile.