Kommentar: Das Produkt Fußball
Die Einmischung der IHK in die Stadionfrage war längst überfällig. Nun muss die Stadt endlich Fakten schaffen. Ein Kommentar von Econo-Redakteur Philipp Peters.
21.08.2012 | 15:06
Die Stadionfrage des SC Freiburg beschäftigt die Region schon eine Weile. Deswegen ist es richtig, dass die IHK in Person von Präsident Steffen Auer nun öffentlich Stellung bezieht. Zu oft war der Eindruck entstanden, es handle sich hier nur um ein Problem, dass nur der SC und die Stadt lösen müssten. Vielleicht noch ein paar Anwohner.
Doch das ist falsch. Reduziert man den SC Freiburg auf die Fakten jenseits des Sports, so ist er ein Mittelständler wie jeder andere auch. Jahresetat von 49 Millionen Euro, 270 Mitarbeiter, fast 15 Millionen Euro Steuern im Jahr.
Was den SC von anderen Betrieben unterscheidet, ist sein Produkt. Der SC macht Fußball. Er wendet viel Geld dafür auf, um aus jungen Menschen Leistungssportler auf Top-Niveau zu machen. Das Resultat dieser Bemühungen stellt der Club an mindestens 17 Tagen im Jahr auch im heimischen Stadion vor. Wenn man so will, ist das SC-Stadion der größte Showroom Südbadens.
Zu den wichtigsten regionalen Sponsoren des SC Freiburg zählt auch der Badausstatter Duravit. In Hornberg würde man schön die Stirn runzeln, wenn man das Unternehmen zwingen würde, mit einem seit elf Jahren nicht mehr modernisierten Ausstellungsraum zu arbeiten.
Denn genau wie sich in der Duravit-Ausstellung Produkte jährlich ändern, spielt beim SC Freiburg jedes Jahr eine neue Mannschaft. Und wie die Technik im Bad wandelt sich auch der Fußball.
Die Vereinen kassieren pro Jahr 628 Millionen Euro für die TV-Rechte. Vor allem der Pay-TV-Sender Sky erwartet dafür auch eine Gegenleistung. Etwa, dass man in den Stadien 3D-Kameras aufstellen kann. In Freiburg geht das nicht.
IHK-Präsident Auer hat Recht, wenn er mehr von der Stadt fordert. Allerdings hat auch die IHK lange gezögert. Nun hat sie endlich klar Stellung bezogen. Für den SC. Für einen Neubau. Innerhalb der Stadtgrenzen.
Der SC zählt neben Uni und dem Wetter zu den drei wichtigsten Image-Trägern Freiburgs. Zum Überleben braucht der Verein eine zeitgemäße, moderne Spielstätte. Das Thema muss also Chefsache sein. Freiburgs OB Dieter Salomon spricht oft im Sinne des Vereins. Doch deswegen werden daraus keine politischen Tatsachen.
So hat der Gemeinderat mit seiner Salami-Taktik um das Gutachten die Entscheidung weiter verzögert. Auch spricht Salomons Fraktion gelegentlich andere Sachen als ihr OB – etwa wenn es um eine Grundsatzentscheidung zum Flughafen geht.
In der Politik ist es oft so, dass selbst Entscheidungsträger nicht sagen was sie wollen oder denken, sondern was den Leuten gefällt. Dass das auch in Freiburg so ist, ist keine Überraschung. Aber schade ist es trotzdem.