Krempel und das Giftgas
Der Isolierstoff-Spezialist wird mit geächteten Waffen in Syrien in Verbindung gebracht. Das Unternehmen kündigt eine Prüfung an
red
08.02.2018 | 10:55
Vaihingen/Enz. Es ist eine Art Worst Case für jedes Unternehmen: Werden die Produkte tatsächlich für das verwendet, für was sie gedacht und geliefert wurden? Das Traditionsunternehmen Krempel muss sich mit dieser Frage beschäftigen: Nach dem jüngsten mutmaßlichen Giftgasangriff in Syrien wurden in den sozialen Medien Teile des Waffensystems präsentiert – darauf erkennbar Worte wie "Made in Germany" und "Pressspan" und zudem das Herstellerlogo. Verschiedene Medien hatten die Hinweise aufgegriffen.
Bei dem Unternehmen zeigt man sich in einer Stellungnahme "erschüttert" und verurteilt "den menschenverachtetenden Einsatz von Giftgas auf das Schärfste". Zugleich räumte man ein, dass die gezeigten Bauteilen offenbar wirklich von Krempel hergestellt wurden.
Bei Krempel heißt es dazu: "Dieser Isolierstoff aus Papierbasis kommt weltweit in einer Vielzahl von Produkten zum Einsatz, beispielsweise in Kleinmotoren für Haushaltsgeräte und Automobilanwendungen. Das Produkt wird von uns in großer Menge hergestellt und ist deshalb auch leicht weltweit verfügbar." So wurden im Rahmen der erteilten restriktiven Genehmigungen wohl auch zwei kleine Unternehmen im Iran beliefert worden.
Ob das der Weg des Materials in die international geächteten Waffen war, lässt sich kaum nachvollziehen. Krempel kündigt dennoch an, Konsequenzen zu ziehen und Lieferbeziehungen "einer sorgfältigen Prüfung unterziehen".
Die Wurzeln von Krempel reichen bis ins Jahr 1871 zurück, damals wurde eine Papier- und Pappehandlung gegründet. 1911 kam eine eigene Papiermühle hinzu. Heute ist das Unternehmen international aufgestellt und stellt unter anderem Isolierstoffe für die Elektro- und Solarindustrie her. Krempel unterhält neben internationalen Standorten im Land Werke am Stammsitz in Vaihingen sowie in Kuppenheim und Waldshut-Tiengen. Mit gut 1200 Mitarbeitern wurden 2016 rund 131,2 Millionen Euro umgesetzt.