Krise "gut gemeistert"

Die Vileda-Mutter Freudenberg hat beim Umsatz Einbußen hinnehmen müssen und ein Sparprogramm aufgelegt. Einen Bereich hat Chef Mohsen Sohi dabei weitgehend ausgespart – und die Brennstoffzelle für sich entdeckt

 
Foto: Freudenberg
 

Weinheim. Statt rund 9,5 Milliarden Euro wie im Vorjahr hat der Technologiekonzern Freudenberg Ende 2020 einen Umsatz in Höhe von 8,8 Milliarden Euro geschrieben. Kein Wunder, dass CEO Mohsen Sohi das vergangene Jahr als "außergewöhnlich anspruchsvoll und herausfordernd" umschreibt. Bevor sich mit dem vierten Quartal eine "deutliche Entspannung" abzeichnete, hat der Chef dem Unternehmen ein "striktes Kostenmanagement" auferlegt. Das Resultat: Unterm Strich schmolz das operative Ergebnis zwar um rund 150 Millionen Euro auf 669,9 Millionen ab – ist aber immer noch deutlich positiv.

Wobei sich die einzelnen Bereiche höchst unterschiedlich entwickelten: Während alles, was mit Maschinenbau, Fahrzeugen und Textilien zu tun hat auf ein laut Sohi "mehr als herausforderndes wirtschaftliches Umfeld" traf, waren Produkte aus dem Bereich Home and Cleaning Solutions – hierzu zählt auch die Reinigungsmarke Vileda – mehr als gefragt, Homeoffice und Lockdown sei Dank. Diese Gruppe erwirtschaftete nach Konzernangaben erstmals einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro. Auch der Bereich Filtration Technologies legte dank Covid zu.

Das Fazit von Sohi ist deshalb nachvollziehbar: "Diese unterschiedlichen, oft gegenläufigen Entwicklungen zeigen, wie wichtig die breite Aufstellung von Freudenberg ist."

Ebenso wichtig ist dem Konzernchef aber die Zukunftstauglichkeit. Deshalb schraubte er die Ausgaben für Forschung und Entwicklung trotz Kostendrucks auch nur leicht auf 446,3 Millionen Euro zurück. Oder anders ausgedrückt: Während 2019 noch 5,1 Prozent des Umsatz in die Entwicklung floss, waren es 2020 immer noch 5,0 Prozent.

Wobei man sich bei Freudenberg aktuell besonders einer Technologie verschrieben hat: der Brennstoffzelle. Hierfür wurde mit dem Bereich Sealing Technologies eine eigene Geschäftsgruppe aufgebaut und ein Technologiezentrum in München eröffnet. Laut Sohi bieten die Weinheimer nun "komplette elektrische Energiesysteme aus einer Hand". Und die ersten Kooperationen in diesem Bereich sind ebenfalls unter Dach und Fach: Man arbeitet mit Flixbus ebenso an Lösungen wie mit der größten Kreuzfahrtschiffswerft Meyer in Papenburg.

Für das laufende Jahr zeigt sich Sohi zwar insgesamt optimistisch, er geht von einer "verhaltenen Erholung" aus. Aber insgesamt werde das Niveau vor der Krise "erst in einigen Jahren erreicht werden".

Freudenberg geht auf die vollständige Übernahme einer Gerberei durch Carl Freudenberg im Jahr 1849 zurück. Daraus hat sich ein Zulieferkonzern für unterschiedlichste Branchen mit rund 48.000 Mitarbeitern in 60 Ländern entwickelt. Freudenberg ist unter anderem nach eigener Aussage Weltmarktführer im Bereich technischer Textilien, die bekannteste Marke für Verbraucher ist Vileda.

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