Lidl belohnt sich
Der Discounter startet einen eigenen Bezahldienst in Deutschland – zwei Gründe sprechen dafür
red
01.04.2021 | 15:00
Neckarsulm. Der Discounter Lidl hat laut unbestätigten Berichten eine eigene Bezahlfunktion in seiner App zunächst in einem Testgeschäft im Raum Heilbronn freigeschaltet. Zuerst hatte die "Lebensmittel Zeitung" darüber berichtet. Nach einer Übergangsphase soll die Funktion bundesweit verfügbar sein, dann will der Konzern für das System auch Werbung machen. In Spanien und Polen können Lidl-Kunden das Mobil Payment demnach bereits nutzen. Über die Einführung auch in Deutschland war bereits Mitte vergangenen Jahres mit Vorstellung einer konzerneigenen App spekuliert worden.
Immerhin ist es ein logischer Schritt, für den zwei Gründe sprechen:
# Auf den Smartphones der Kunden nicht nur Sonderangebote und Gimmicks anzuzeigen macht Sinn, da man ganz ähnlich wie alle führenden Technologiekonzerne durch mehr Interaktion mehr Daten zur Analyse erhält – ergo die Kunden besser kennen lernt und davon am Ende profitiert.
# Glaubt man Branchenkennern, dann ist das hauseigene Bezahlsystem für Lidl schlicht günstiger als beispielsweise die Einbindung der Systeme der großen US-Konzerne. Also lohnt sich der Ansatz für die kostenbewussten Neckarsulmer.
Die Voraussetzungen für den wirtschaftlichen Erfolg auf Basis der beiden Gründe sind nicht schlecht: Auch Wochen nach Freischaltung der Lidl-App in den einschlägigen Stores rangierte die Applikation auf den oberen Beliebtheitsrängen, Millionen luden sich das Tool bislang herunter.
Wobei mit der Freischaltung einer Bezahlfunktion noch lange nicht Schluss sein soll. Tech-Magazine spekulieren, Lidl werde zeitnah Funktionen wie ein Echtzeit-System für Rabatte oder Sonderangebote einbauen und Augmented Reality-Inhalte anbieten – im Laden bekommen die Kunden dann auf dem Display beispielsweise spezielle Hinweise zu einzelnen Produkten angezeigt.
Lidl verfolgt abseits der breiten Wahrnehmung konsequent diese Digitalisierungsstrategie: Unbestätigten Meldungen nach arbeitet eine nicht näher bezifferte dreistellige Zahl an Menschen in einem Innovation Lab in Barcelona an der Umsetzung.
Lidl geht auf ein gleichnamiges Ladengeschäft für Südfrüchte in Heilbronn zurück, das erstmals im Jahr 1862 erwähnt wurde. Mit dem Einstieg von Josef Schwarz im Jahr 1930 beginnt der Aufstieg des Ladens zum Konzern. Heute betreibt der Discounter unter dem Dach der Schwarz Gruppe 11.000 Filialen in 29 Ländern. Die Handelssparte mit den Marken Lidl und Kaufland soll mit einem Umsatz in Höhe von 89 Milliarden Euro ein Fünftel zum Umsatz der Gruppe beitragen.