Lindenfarb erneut blass
Der Textilveredler muss in die nächste Sanierungsrunde. Die Geschäftsführung macht auch den Dieselskandal dafür verantwortlich
red
19.03.2019 | 09:16
Aalen. Fast genau vor einem Jahr war Michael Nier noch zuversichtlich. Damals war er gerade frisch von der Radial Capital Partners zum Geschäftsführer bei der Lindenfarb Textilveredlung Julius Probst berufen worden und sprach im Interview mit econo von den Chancen für das Unternehmen. Immerhin ist Lindenfarb nach eigenen Angaben der größte Dienstleister rund um Textilien in Europa, setzte im Jahr 2017 gut 32 Millionen Euro um und beschäftigt 300 Mitarbeiter.
Die Zuversicht ist indes dahin. Jetzt hat das Unternehmen erneut Antrag auf Sanierung in Eigenverwaltung beantragt. Im Dezember 2016 hatte man das schon einmal versucht. Im Oktober 2017 setzte sich dann der Münchner Finanzinvestor Radial Capital Partners in einem Bieterverfahren mit großem Plänen durch: Nier sprach im Interview von der Schaffung neuer Arbeitsplätze und dem Anstieg der Umsatzerlöse dank Investitionen und Innovationen. 2018 wurden zudem die Produktions- und Logistikprozesse im Unternehmen auf Vordermann gebracht.
Warum dann jetzt der erneute Antrag? "Wir wählen den Weg der Eigenverwaltung ganz bewusst, um die Instrumente eines solchen Verfahrens für eine dauerhafte Sanierung des Unternehmens kurzfristig nutzen zu können", erläutert Detlef Specovius. Der Sanierungsspezialist der Kanzlei Schultze & Braun wurde nun im Rahmen des Prozesses bei Lindenfarb zum Geschäftsführer berufen. Zur Frage nach dem Warum wird er auch konkreter: "Lindenfarb hat das Geschäftsjahr 2018 noch mit einem positiven operativen Ergebnis abgeschlossen. Im laufenden Geschäftsjahr 2019 ist der Auftragseingang jedoch um rund 30 Prozent eingebrochen, die Produktion nur unzureichend ausgelastet und der Umsatz entsprechend stark reduziert."
Als Grund für den Einbruch nennt Specovius "nach wie vor die Diesel-Affäre und die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China" als Belastung für das Automotive-Geschäft in Verbindung mit "Marktrückgängen im Bereich der technischen Textilien, jeweils in Verbindung mit hohen Lagerbeständen in der Supply Chain".
Allerdings zeigte sich der Sanierungsexperte aufgrund der bereits eingeleiteten Veränderungen zuversichtlich "ein tragfähiges und für alle Seiten akzeptables Sanierungskonzept zu erarbeiten und umzusetzen". Und in dieser Runde soll es keine Monate, sondern Wochen dauern, bis die Zuversicht zurückkehrt.
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