Marquardt baut weiter ab

Der Mechatronikspezialist einigt sich mit dem Betriebsrat auf Kostensenkungen – rund zehn Prozent der Mitarbeiter sind bereits weg

 
Foto: Marquardt
 

Rietheim-Weilheim. Der Zulieferer Marquardt hat sich nach eigenen Angaben mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall auf ein Maßnahmenpaket zur Kostensenkung geeinigt. Zwar wird über die Details noch verhandelt, klar ist aber bereits jetzt: 200 Stellen sollen an den deutschen Standorten abgebaut werden, zur Not auch über betriebsbedingte Kündigungen. Marquardt-Chef Harald Marquardt betont aber, man wolle die "notwendigen Einschnitte so sozialverträglich wie möglich" vornehmen.

Generell zeigt sich Marquardt zuversichtlich: "Dank der Verzichtsleistung der Belegschaft werden wir die Krise überwinden, auf den Wachstumspfad zurückkehren und die Mobilitätswende mitgestalten können." Allerdings rechnet er erst ab dem Jahr 2023 wieder mit einer Umsatzgröße von 1,3 Milliarden Euro, so wie vor Krise.

Die neue Vereinbarung knüpft an den Haustarifvertrag an, der 2015 abgeschlossen wurde. Schon damals verpflichteten sich die Mitarbeiter zu wöchentlich drei Stunden Mehrarbeit und einer zeitlichen Verschiebung von Tarifleistungen. Im aktuellen Vertrag wird in diesem Jahr zusätzlich auf das Weihnachtsgeld verzichtet sowie auf 75 Prozent des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes im kommenden Jahr. Obendrein lasst die Belegschaft eine tariflich vereinbarte Sonderzahlung in Höhe von 400 Euro sausen. Von Seiten des Betriebsrates zeigte man sich dennoch zufrieden: Unbestätigten Meldungen zufolge stand zunächst der Abbau von 400 Arbeitsplätzen in Inland im Raum.

Wobei man den Vertrag auch aus einem anderen Blick betrachten kann: Vor zwei Jahren standen noch 11.200 Personen weltweit auf der Gehaltsliste von Marquardt. Dann trübte sich international die wirtschaftliche Stimmung ein und heute sind noch 10.000 Mitarbeiter gelistet – die meisten Stellen vielen bislang im Ausland weg.

Im Inland konnten Betriebsräte und Gewerkschaft noch eine geplante Verlagerung eines Teils der Produktion ins Ausland abwenden. Die Nachricht über die Pläne hatte für einen Paukenschlag gesorgt. Am Ende blieb die Fertigung eines Batteriemanagement-Systems für E-Fahrzeuge von VW im Deutschland, wenn auch nicht am Stammsitz, sondern im Werk Erfurt.

Wobei das Thema Verlagerung für Firmenchef Marquardt nicht generell vom Tisch ist: Mehrfach hat er auf die hohen Produktionskosten im Inland hingewiesen und andere Standorte ins Spiel gebracht.

Marquardt wurde 1925 gegründet und zählt heute nach eigenen Agaben zu den weltweit führenden Prozenten mechatronischen Schalt- und Bediensystemen – zu 80 Prozent werden die Lösungen in Fahrzeugen aller Art verbaut, darüber hinaus auch in Haushaltsgeräten und Elektrowerkzeugen.

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