Marquardt bleibt zuversichtlich

Der Umsatz bei dem Mechatronikspezialisten bricht zweistellig ein. Chef Harald Marquardt sieht den Konzern aber auf Kurs – dank der laufenden Transformation

 
Foto: Marquardt
 

Rietheim-Weilheim. Es gibt immer mindestens zwei Sichtweisen. So kann man die Bilanz von Marquardt ganz nüchtern sehen: Der Umsatz schmolz im vergangenen Jahr um gut 13 Prozent ab und lag am Ende bei rund 1,2 Milliarden Euro. Die Zahl der Mitarbeiter sank ebenfalls signifikant, unter anderem aufgrund eines nicht näher ausgeführten "Abbaus von Überkapazitäten" arbeiteten am Jahresende 10.600 Menschen für den Konzern – vor zwei Jahren waren es noch 11.200. Der Abbau hatte im vergangenen Jahr bereits hohe Wellen geschlagen.

Man kann aber auch die Sichtweise von Marquardt übernehmen und die Zahlen einordnen: Der Umsatz ging zwar um 13 Prozent zurück, die Automobilproduktion brach aber sogar um 16 Prozent ein. Ergo zeigte sich der Konzern robuster als die Branche. Es wurden zwar Stellen in der Produktion gestrichen, zugleich aber neue "vor allem in der Softwareentwicklung geschaffen". Aktuell sind nun 1300 Ingenieure beschäftigt – allein im indischen Pune sind in einem im vergangenen Jahr neu errichteten Gebäude nun 400 davon angesiedelt.

Schließlich hat Marquardt ein Ziel: "Die Transformation und den Technologiewandel mit hochintegrierten mechatronischen Systemlösungen erfolgreich mitgestalten." Harald Marquardt, Vorsitzender der Geschäftsführung, sieht den Konzern dabei auf einem guten Weg, weil man diesen Umbau eben konsequent vorangetrieben "und intensiv an neuen Produktentwicklungen für künftige Wachstumsfelder gearbeitet habe, sei es für die Elektromobilität, den Fahrzeuginnenraum oder intelligente Lösungen für Hausgeräte. Unsere Marktposition haben wir im internationalen Wettbewerb ingesamt weiter verbessert".

Als Beispiele nennt Marquardt die Nachfrage nach hauseigenen Batteriemanagementsystemen, hier habe sich der Umsatz allein im vergangenen Jahr verdoppelt. Details nennt Marquardt hierzu indes nicht. Parallel habe man Komponenten für wasserstoffbetriebene Fahrzeuge entwickelt, sei in der neuen S-Klasse von Mercedes mit speziellen LED-Lichteffekten prominent vertreten und platzierte generell bei Premiumfahrzeugen Touchpads für Mittelkonsolen. Aber auch mit Steuerungen für Akku-Werkzeuge und selbst bei der Produktion von FFP2- sowie medizinischen Masken ist der Konzern erfolgreich.

Allerdings übt sich Marquardt nicht in Zweckoptimismus, klar benennt er zugleich die Risiken – die sind breit gestreut von der omnipräsenten Corona-Krise bis zu "Engpässen bei Halbleitern, die für die gesamte Automobilindustrie zunehmend zu einer Herausforderung werden".

Doch für Marquardt bleibt das Glas halbvoll: "Den Schwung der letzten Monate 2020 konnten wir auch ins neue Geschäftsjahr tragen, die aktuelle Auftragslage, vor allem aber die positive Kundenresonanz auf unsere Innovationen stimmen uns optimistisch. Über das Jahr 2021 hinaus profitiert unser Unternehmen von einer frühzeitig eingeleiteten Transformation. … Für die kommenden Jahre erwarten wir deshalb spürbare Wachstumsimpulse."

Marquardt geht auf die Gründung einer "Spezialfabrik für Elektrobedarf" durch Johannes und Johannes Marquardt im Jahr 1925 zurück. Heute zählt die Gruppe nach eigenen Angaben zu den weltweit führenden Produzenten von mechatronischen Schalt- und Bediensystemen – zu 80 Prozent werden die Lösungen in Fahrzeugen aller Art verbaut, darüber hinaus auch in Haushaltsgeräten und Elektrowerkzeugen.

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