Mehr für Frauen?
Weibliche Angestellte erhalten weniger Geld als männliche. Doch der Fachkräftemangel kann die Wende bringen. Logib-D soll helfen.
insc
30.08.2011 | 15:51
Foto: Jigal Fichtner
Wahrscheinlich ist die Diskussion um die Gleichheit und Ungleichheit der Geschlechter genauso alt wie die Menschheit selbst. In Zeiten eines zunehmenden Mangels an qualifizierten Arbeitskräften bekommt das Thema aber zusehends eine andere Richtung.
Beispiel Gehalt. Noch immer ist es Realität, dass Frauen für die gleiche Arbeit weniger verdienen als ihr männlicher Kollege. In Deutschland beträgt der Unterschied stolze 23 Prozent, rechnete das Statistikamt der Europäischen Union jüngst aus. Dabei zahlen Unternehmen im Westen der Republik deutlich schlechter, nämlich 25 Prozent weniger. Firmen im Osten nur sechs Prozent.
Frauen seien in bestimmten Berufen und auf den höheren Stufen der Karriereleiter seltener zu finden, heißt es meist als Begründung. Und sie unterbrächen ihr Berufsleben häufiger zugunsten der Familie als Männer. Oder reduzierten ihre Arbeitszeit.
Die große Gehaltslücke könnte nun für Unternehmen zum Hebel werden, für gut ausgebildete weibliche Fachkräfte attraktiv zu werden. Sie könnten ihre personellen Lücken füllen, indem sie die Gehaltskluft schließen.
Ein Instrument des Bundesfamilienministeriums soll Unternehmen dabei helfen. Es heißt Logib-D. Ein umständlicher Name, der für „Lohngleichheit im Betrieb Deutschland“ steht. Dahinter verbergen sich im Wesentlichen eine internetbasierte Anwendung auf einer Website des Ministeriums sowie eine Excel-Datei.
Hier können die Unternehmen Daten ihrer Beschäftigten eingeben, die sie meist für die Sozialversicherung ohnehin vorliegen haben. Das Programm spuckt schließlich einen Bericht aus. Darin steht unter anderem, inwieweit die Firma Frauen schlechter bezahlt als Männer. Bereinigt um alle Sondereinflüsse, wie etwa eine Teilzeitbeschäftigung, eine unterschiedlich hohe Zahl von Dienstjahren oder unterschiedliche Erfahrung.
Die Weleda AG in Schwäbisch Gmünd hat das Instrument bereits getestet. Das Bundesfamilienministerium hatte den Kosmetik- und Arzneimittelhersteller für das Pilotprojekt für Logib-D in Deutschland angefragt. Das Unternehmen sollte dabei helfen, die Anwendungen für Deutschland anzupassen. Denn das Programm kommt ursprünglich aus der Schweiz.
Der Pilotversuch ist mittlerweile abgeschlossen. Aber noch liegen bei Weleda keine wirklich belastbaren Ergebnisse vor. Denn schon bei der Dateneingabe für das Pilotprojekt stellten sich noch zu viele Fragen. Weleda sucht jetzt nach Wegen, Logib-D für das Unternehmen zu optimieren. Dann soll damit auch konkret gearbeitet werden. 70 Prozent der Weleda-Mitarbeiter sind schließlich weiblich.