Pilz: "Wir überstehen das"

Der Automatisierungsspezialist wird im vergangenen Geschäftsjahr gleich doppelt gebeutelt, der Umsatz sinkt um 6,5 Prozent – und jetzt wütet auch noch Corona. Geschäftsführerin Susanne Kunschert bleibt dennoch Optimistin

 
Foto: Pilz GmbH & Co. KG
 

Ostfildern. Wer Susanne Kunschert in ihrer offenen, positiven, zugewandten Art schon einmal persönlich erlebt hat, für den ist dieser Satz der geschäftsführenden Gesellschafterin der Pilz kein Zweckoptimismus: "Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam diese schweren Zeiten überstehen werden."

Dabei könnte man beim Blick auf die blanken Fakten schon ins Grübeln kommen: Der Umsatz sank im vergangenen Jahr um 6,5 Prozent auf 322,5 Millionen Euro. Das erste Halbjahr 2019 war geprägt von einer Investionszurückhaltung bei den Kunden, was im September zur Kurzarbeit am Stammsitz führte. Im Oktober dann ein schwerer Cyberangriff, der das Unternehmen zwei Wochen lang lahm legte – und deren Auswirkungen noch immer nicht komplett abgeschlossen sind.

All das erforderte laut Kunschert allerlei Gegenmaßnahmen von Investitionsstopp bis Kosteneinsparungen – nur keine Entlassungen: "Oberstes Gebot für meinen Bruder und mich ist es, alle Arbeitsplätze zu bewahren. Dafür lohnt sich jede Anstrengung und jeder Verzicht." Wobei die Zahl der Mitarbeiter nicht nur konstant blieb, sondern mit einem Plus von 29 auf 2544 Personen sogar leicht stieg.

Die positive Sichtweise hilft Kunschert jetzt auch durch die Pandemie: Durch die beiden Krisenherde des vergangenen Jahres sei man bestens gerüstet. "Mit den gemachten Erfahrungen und neuen digitalen Werkzeugen können wir auch die Corona-Krise gut meistern. Wir sind Krisenerprobt", so Kunschert.

Und diese Sichtweise ist ebenso wie die Erfahrung tatsächlich bei den Kunden gefragt: Der erst im vergangenen Jahr aufgebaute Schulungsbereich wird ebenso stark gebucht, wie die Expertise in Sachen Automatisierung gefordert ist. Kunschert nannte hier zwei Beispiele: Man beliefert einen europäischen Fahrzeughersteller mit Sicherheitstechnik, um eine bestehende Produktionslinie für den Karosseriebau in eine zur Produktion von Beatmungsgeräten umzurüsten. Und ein anderes Unternehmen wird unterstützt, um die Produktion von Schutzmasken zurück nach Deutschland zu holen – wobei auch Pilz selbst in die Produktion von Masken eingestiegen ist.

Trotz allem Optismismus – eine Prognose für das laufende Jahr gibt auch Kunschert nicht ab. Dafür sei die Lage zu volatil. Die Überzeugung, es gemeinsam zu schaffen, die lässt sie sich aber nicht nehmen.

Das Familienunternehmen Pilz wurde 1948 zunächst als Glasbläserei unter anderem für Bauteile von Quecksilberschaltern und Medizintechnik gegründet. Im Verlauf der Jahrzehnte verlagerte sich der Fokus immer stärker auf Automatisierungslösungen – 1987 wurde der bekannte Not-Aus-Sicherheitschalter, der sprichwörtliche "rote Knopf", entwickelt. Heute sind die Lösungen von Pilz in vielen Branchen vertreten und das Unternehmen hat sich zusätzlich mit digitalen Dienstleistungen und in der Robotik etabliert.

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